Die Belastungen durch den VW-Abgas-Skandal dürften sich für Porsche in Grenzen halten, meint StZ-Autoexperte Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Im Januar des vorigen Jahres kündigte der damalige Porsche-Chef Matthias Müller bei einer Veranstaltung des Wirtschaftspresse-Clubs Stuttgart an, dass er nun in aller Ruhe die Suche nach einem Nachfolger vorbereiten werde. Er werde damit beginnen, den einen oder anderen Kandidaten auf einen Zettel zu schreiben, sagte Müller. Durch den Abgas-Skandal ist dieser Zeitplan über den Haufen geworfen und die ganze Führungsriege von VW und Porsche mächtig durcheinandergewirbelt worden. Müller wurde an die Spitze des Konzerns kapituliert, Oliver Blume, der schon damals als Kronprinz galt, musste im Eiltempo das Lenkrad bei der Zuffenhausener Nobelmarke übernehmen.

 

Blume konnte gleich mit glänzenden Rekordzahlen starten, die Aussichten wären eigentlich bestens, wenn da nicht diese hässliche Dieselwolke wäre, die schwarz über dem Unternehmen hängt. Die US-Umweltbehörde stuft die Verwendung einer bestimmten Software in Dieselmotoren als Betrug ein. Die Auseinandersetzung zieht sich länger hin als erwartet. Das ist kein gutes Zeichen – und sicher auch nicht gut für das Image der Marke mit dem Stuttgarter Rössle auf einem der wichtigsten Märkte. Allerdings kann Porsche zur Verteidigung geltend machen, dass die umstrittene Software von der Konzernschwester Audi entwickelt wurde und die Stuttgarter nicht jede Softwarezeile ihres Motorenlieferanten kontrolliert haben. Damit dürften sich die Belastungen durch den Abgas-Skandal für Porsche in Grenzen halten.

Dass in Zuffenhausen alles in allem Zuversicht herrscht, signalisiert auch die Entscheidung des Aufsichtsrats, das Projekt Mission E auf den Weg zu bringen. Porsche macht keine Abstriche an seinen Zukunftsplänen, obwohl der Abgas-Skandal den VW-Konzern in die größte Krise der Firmengeschichte gestürzt hat. Während in Wolfsburg gespart werden muss und die Angst um Arbeitsplätze umgeht, investieren die Stuttgarter eine Milliarde Euro in dieses Elektroauto-Projekt und schaffen damit am Stammsitz in Zuffenhausen voraussichtlich mehr als 1000 neue Jobs.