Die offensivstarken Stuttgart Scorpions starten am Sonntag im Esslinger Eberhard-Bauer-Stadion gegen die Cologne Falcons in die Play-offs. In der regulären Saison hat der Football-Erstligist die beste Hauptrundenbilanz in der Vereinsgeschichte aufgestellt.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart - Jemil Hamiko hat sich extra drei Tage Urlaub genommen. Von Montag bis Mittwoch beschäftigte sich der Groß- und Außenhandelskaufmann ausschließlich mit Football. Rund 50 Stunden wendete der Trainer des Erstligisten Stuttgart Scorpions insgesamt zur Vorbereitung auf den Start in die Play-offs am Sonntag (15 Uhr) im Esslinger Eberhard-Bauer-Stadion gegen die Cologne Falcons auf – und vermittelte die Erkenntnisse seinen Spielern in vier (statt zwei) Trainingseinheiten.

 

Entsprechend siegesgewiss ist der exzentrische Erfolgscoach mit dem Hang zum Perfektionismus. Nur eines bereitet ihm Sorgen: „Der Mensch ist der einzige Parameter, den du nicht berechnen kannst“, sagt Jemil Hamiko und lacht. „In den Play-offs verliert der, der mehr Fehler macht. Es kommt einfach darauf an, dass du die Nerven behältst.“

Beste Hauptrundenbilanz der Vereinsgeschichte

Die offensivstarken Scorpions haben in der regulären Saison zwölf von 14 Partien für sich entschieden und mit 24:4 Punkten die beste Hauptrundenbilanz in der Vereinsgeschichte aufgestellt, die bisher bei 20:4 Zählern aus dem Vizemeisterjahr 2007 stand. Dennoch hat es nicht zum Titel in der Südstaffel der German Football League (GFL) gereicht, weil es gegen den punktgleichen Erzrivalen Schwäbisch Hall Unicorns zwei Niederlagen setzte.

Abgehakt, jetzt geht die Saison erst richtig los. Die Scorpions stehen wieder in den Play-offs, die sie 2013 erstmals in diesem Jahrtausend verpasst hatten. Mehr noch: erstmals seit 2008 haben sie als Zweiter der Südstaffel wieder ein Heimspiel zum Auftakt der K.-o.-Runde und gegen den Norddritten aus Köln ganz gute Aussichten auf den Halbfinaleinzug. Schon jetzt haben sie die Erwartungen übertroffen – aber noch lange nicht genug. „Am Sonntag geht der Punk ab“, verspricht Jemil Hamiko.

Den Zusammenhalt nennen bei den Stuttgartern alle unisono als Grund für das gute Abschneiden. In jedem Huddle, wie der Besprechungskreis vor und nach den Spielen genannt wird, fällt das Wort „family“. „Wir sind eine Familie“, sagt Jemil Hamiko, der das Motto vorlebt und auf dem linken Unterarm passenderweise den Schriftzug „La Familia“ als Tattoo trägt.

Mar’quone Edmonds fängt Ball um Ball

Maßgeblichen Anteil am Erfolg hat neben dem neu verpflichteten Trainer auch ein Spieler, den der Coach unbedingt haben wollte: Mar’quone Edmonds. Der US-Import führt sämtliche GFL-Statistiken für Passempfänger an. Er hat mehr als 100 Bälle gefangen und damit mehr als 1500 Yards Raumgewinn sowie 24 Touchdowns in 14 Partien erzielt. „Wir sind wunschlos glücklich mit ihm und hoffen, dass wir ihn halten können“, sagt der Scorpions-Vorsitzende Markus Würtele.

Mit Mar’quone Edmonds’ Hilfe haben die Stuttgarter es zumeist geschafft, ihre Maxime zu erfüllen: mit der Offensivabteilung mehr Punkte zu erzielen als die Defensivabteilung zulässt. Denn in der Passverteidigung weisen sie ligaweit die schlechtesten Werte auf. Sie setzten deshalb von Anfang an alles auf Angriff und lagen damit bis jetzt nicht so sehr daneben – auch wenn der Parameter Mensch unberechenbar ist.