Gleicher Lohn für gleiche Arbeit soll in Zukunft auch für die Lehrer an den Haupt- und Realschulen des Landes gelten. Grüne und SPD wollen die Besoldungsgruppen so ändern, dass sie nicht mehr an die Schulart gekoppelt sind.

Stuttgart - Die Landesregierung wird aller Voraussicht nach vom Jahr 2016 an die Lehrerbesoldung ändern. Dann werden Lehrer nicht mehr nach ihrem Einsatzort bezahlt, sondern nach ihrer Qualifikation. Gewinner sind die Lehrer, die an Hauptschulen unterrichten.

 

Den Weg dafür haben jetzt die Grünen frei gemacht. Sie haben in ihrer jüngsten Fraktionssitzung beschlossen, dass Lehrerinnen und Lehrer gleich besoldet werden, wenn sie den gemeinsamen Studiengang für Haupt- und Realschulen abschließen. die Fraktionsvorsitzende Edith Sitzmann sagte dazu, „wenn zwei Lehrer im gleichen Klassenzimmer unterrichten könnten, sollten sie nicht unterschiedlich bezahlt werden“. Bisher verdienen Hauptschullehrer deutliche weniger als Realschullehrer oder Lehrer an Gymnasien und beruflichen Schulen. Sitzmann erklärte, „entscheidend für die Bezahlung von Lehrern ist nicht, an welcher Schulart sie unterrichten, sondern welche welche Qualifikation sie mitbringen“.

Damit rennen die Grünen beim Koalitionspartner SPD offene Türen ein. „Guten Morgen, liebe Grüne“, kommentierte Claus Schmiedel, der Chef der SPD-Fraktion den Beschluss süffisant. Die SPD habe sich bereits im Sommer darauf festgelegt, den sogenannten Stufenlehrer in die Besoldungsgruppe A13 einzustufen, betonte Schmiedel gegenüber der Stuttgarter Zeitung. „Wenn die Grünen jetzt auch so weit sind, dann steht einem Kabinettsbeschluss im Januar ja nichts mehr im Wege“, spöttelte Schmiedel.

Besoldungsänderung zum neuen Schuljahr

Er geht davon aus, dass der Ministerrat den Weg für die Besoldungsänderung zum Schuljahr 2015/16 frei macht. Im Frühjahr 2016 werden die ersten Absolventen des Studiengangs Haupt- und Realschullehramt den Vorbereitungsdienst antreten. Das Gesetz schreibe vor, dass zu diesem Zeitpunkt die Besoldung geklärt sei, sagte Schmiedel. Die Referendarsgehälter orientieren sich an der späteren Gehaltsklasse. Die Absolventen des neuen Studiengangs werden an Haupt- und Realschulen ebenso wie an Gemeinschaftsschulen eingesetzt.

Nach der bisherigen Regelung hätten sie bei gleicher Ausbildung beim Einsatz in der Gemeinschaftsschule und in der Realschule nach dem Referendariat ein rund 400 Euro höheres monatliches Grundgehalt bekommen, als bei der Arbeit in der Hauptschule. die Grünen betonen, dass ihr Beschluss auch die nächste Änderung in der Lehrerausbildung bereits einschließe. In einigen Jahren wird das Lehramt für Haupt- und Realschule vom Stufenlehramt Sekundarstufe eins abgelöst. Diese Lehrer sollen auch A13 bekommen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßt die Ankündigung, dass die Lehrer, die im Frühjahr 2016 an den Haupt-, Real- und Gemeinschaftsschulen des Landes in das Referendariat einsteigen werden, alle nach A 13 bezahlt werden sollen. Dieser Schritt sei überfällig, sagte die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz. Allerdings erwartet die GEW auch eine bessere Bezahlung der Grundschullehrer. Diese sind bisher in derselben Besoldungsgruppe wie die Hauptschullehrer.

Grundschullehrer müssen sich gedulden

Bei den Grundschullehrern mahnte Claus Schmiedel zur Geduld. „Wir können nur eins nach dem anderen machen. Doch er macht älteren Hauptschullehrern Hoffnung. Seit 2008 hatte jeder fünfte Hauptschullehrer die Chance Zulagen zu bekommen. Das soll anders werden, sagte Schmiedel der StZ. er kündigte an, „wir werden für erfahrene Hauptschullehrer einen Aufstiegskorridor durch Weiterbildung schaffen“. Es solle nicht so sein, dass Hauptschullehrer, die seit 20 Jahren im Beruf sind, deutlich weniger verdienten, als ihre neuen Kollegen und keine Chance hätten, in die höhere Gehaltsklasse aufzusteigen. Auch die GEW hatte bemängelt, dass die CDU-geführte Landesregierung nur für 20 Prozent der Hauptschullehrer Aufstiegsmöglichkeiten geschaffen hatte. Die geplanten Änderungen haben weitere Folgen in der Beamtenschaft. Wenn die Lehrer mehr verdienen, müssen auch einige Rektoren höher eingestuft werden, sagte Schmiedel. Denn das Gesetz sehe einen Einkommensabstand zwischen Vorgesetzten und Kollegen vor.

Ausbildung und Gehalt

Studiengänge Die ersten Absolventen der jüngsten Reform derLehrerausbildung kommen erst im Frühjahr 2016 an die Schulen. Doch die nächste Reform steht schon zum Wintersemester 2015/16 bevor. Dann wird vom Staatsexamen auf Bachelor/Master umgestellt. Das Lehramt für Haupt- und Realschulen wird zum Lehramt für die Sekundarstufe eins. Die Regelstudienzeit wird von acht auf zehn Semester aufgestockt. Eigenständig bleiben die Lehrämter für Grundschulen, für Sonderschulen und für Gymnasien. Grundschullehrer studieren acht Semester.

Bezahlung Gegenwärtig steigen Grund- und Hauptschullehrer nach dem Referendariat mit einem Grundgehalt von rund 3330 Euro ein, Realschullehrer mit 3900.