Timo Gans aus Stuttgart ist Manager des Formel-1-Fahrers Nico Hülkenberg. In ihren Positionen gehören sie jeweils zu den jüngsten Vertretern.

Stuttgart - Die Formel1 wird jünger: Nachdem Sebastian Vettel mit gerade einmal 24 Jahren zum zweiten Mal Weltmeister geworden ist, schaffte kurz vor Weihnachten ein anderer talentierter Deutscher erneut den Sprung in die Königsklasse des Automobilsports. Nach einjähriger Abstinenz als Testfahrer sitzt Nico Hülkenberg, 24, von dieser Saison an neben Paul di Resta im zweiten Force India. Sein Berater ist nur zwei Jahre älter - und kommt aus Baden-Württemberg.

 

Sein Name: Timo Gans. Er sitzt auf seinem Sofa und lehnt sich entspannt zurück. Der 26-jährige Stuttgarter hat sich seit Anfang des letzten Jahres mit seiner Firma "ganscomm" als Kommunikationsberater selbstständig gemacht. Sein wichtigster Kunde ist der Formel-1-Pilot Hülkenberg. Das ist nicht schlecht für einen Beraternovizen in dieser Welt des Sports.

Angefangen hat alles mit einem Praktikum bei Willi Weber, der die Schumacher-Brüder betreute und reich mit ihnen wurde. Auch Hülkenberg stand einmal bei Weber unter Vertrag. Wegen dessen Sprung von der GP2-Serie in die Formel 1 musste eine neue Stelle geschaffen werden - da war Gans zur Stelle. "Ich habe durch eine gemeinsame Bekannte etwas früher von diesem Arbeitsplatz erfahren, mich beworben und den Zuschlag erhalten", sagt Gans und lächelt über diesen Glücksfall.

"Nico ist auf mich zugekommen"

Aus dem Praktikum wurde im März 2010 ein Arbeitsvertrag: "Man sagte mir, ich könne ja nicht mitten in der Saison aussteigen." Das Ende kam dann doch schneller als gedacht. Hülkenberg verlor seinen Stammplatz und das Weber Management hatte keine Verwendung mehr für Gans. "Das war ein logischer Schritt", sagt der.

Um flexibler zu werden, machte er sich Anfang 2011 selbstständig. Vordergründig als Agentur für Kommunikationsberatung gedacht, spannt sich der Bogen von reiner Vermarktung bis zu universeller Rundumbetreuung. "Wir bieten ein vollständiges Management für Spitzensportler oder aufstrebende Talente aller Art" - so steht es auf der Website des Jungunternahmers.

Zunächst stand Hülkenberg noch beim Weber Management unter Vertrag. Im April vergangenen Jahres schloss der Fahrer dann direkt einen Vertrag mit Gans. "Nico ist auf mich zugekommen und hat mich aufgefangen", sagt Timo Gans, "für mich war das ein gutes Zeichen." Fast wie auf Bestellung klingelt das Geschäftshandy. Nico Hülkenberg ruft aus Frankfurt an: Terminabsprachen und ein kurzes Statement zu einem gerade geführten Interview sind nötig - es klingt fast wie ein Gespräch unter Freunden.

Ein Problem ist das Alter

"Die Zusammenarbeit macht Spaß", sagt Timo Gans. Auch die Aufgabenverteilung zwischen den beiden ist klar. "Nico ist der Chef und sein eigener Manager - und ich arbeite ihm zu und gebe ihm Rückendeckung, damit er sich auf das Rennfahren konzentrieren kann." Das Aufgabenspektrum für den Stuttgarter ist dabei vielfältig: Pressemitteilungen, Betreuung sozialer Netzwerke und auch die Begleitung vor Ort - als Neuling in der Formel1, das weiß er, gibt es für ihn noch jede Menge zu lernen.

Ein Problem ist dabei das Alter. "Ich bin noch relativ unbekannt und werde nicht immer sofort als Teil von Nicos Managementteam erkannt", sagt Timo Gans. In der PS-Szene wurde er schon als Bruder oder Schulfreund des Piloten angesehen. Trotzdem: die Arbeit gefällt ihm. Jeden Tag kommen neue Dinge auf Timo Gans zu, langweilig wird es nicht. Und auch das Problem mit der noch unzureichenden Bekanntheit des Beraters wird sich womöglich bald lösen: In der nun anstehenden Saison wird Gans seinen Mandanten Hülkenberg zu mehr Rennen begleiten als im vergangenen Jahr. Es gibt dann ja auch genug für ihn zu tun, weil ein Stammfahrer häufiger im Rampenlicht steht als ein Testpilot.

"Natürlich wird es für mich mehr Arbeit, aber ich freue mich drauf", sagt Timo Gans, der schon beobachtet hat, dass er nach jedem Rennen zwanzig Leute mehr kennt als vorher. Sportlich blickt der Berater positiv in die Zukunft: "Nicos fahrerisches Talent steht für mich außer Frage, so dass es viel Grund für Optimismus gibt." Viel, das weiß er, hängt allerdings von der Qualität des Autos ab. Aber auch da sieht der Stuttgarter einen klaren Aufwärtstrend bei Force India seit der Teamgründung im Jahr 2008.

Zwischen den Rennjahren ist Hochsaison

Favorit auf den Weltmeistertitel ist für ihn aber Sebastian Vettel - "noch", sagt Gans und lacht. "Ich bin zufrieden, wenn Nico sich etablieren kann und wir früh Klarheit über seine Zukunft haben." Ein Sieg wäre es für das junge Gespann schon, wenn Force India dem Rennfahrer nach der Saison 2012 ein gutes Zeugnis ausstellt.

Die meiste Arbeit für Timo Gans steht schon vor dem Saisonstart an: "Zwischen zwei Rennjahren ist für mich Hochsaison." Um Sponsoren muss man sich kümmern, die Internetseite sollte stehen - und dazu ist noch ein Terminmarathon zu bewältigen. Das alles sollte erledigt sein vor der ersten Testfahrt am nächsten Dienstag im spanischen Jerez.

Zunächst einmal wird am Freitag aber der neue Force India für die Saison 2012 vorgestellt. Nico Hülkenberg will schnell auf der Piste sein - und Timo Gans hat natürlich auch ein Ziel: er möchte seinen Piloten als Gast im "Aktuellen Sportstudio" sehen. "Das steht schon auf unserer Agenda", sagt der junge Berater augenzwinkernd.