Manche Motorsport-Sonderlinge glauben, Mercedes begünstige Nico Rosberg im WM-Kampf gegen Lewis Hamilton. Ein nicht ganz ernster Blick auf das Formel-1-Duell.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Die Mondlandung war 1969 von der Nasa nur inszeniert, der Flug von Apollo 11 war eine hollywoodreife Produktion in einem Filmstudio. Noch was: Lady Diana wurde 1997 im Auftrag des britischen Königshauses in Paris umgebracht, weil sie von Dodi al-Fayed schwanger war und die Windsors diesen Skandal verhindern mussten. Und überhaupt: Die permanenten Probleme beim Silberpfeil von Lewis Hamilton werden absichtlich herbeigeführt, weil in der Formel-1-Saison 2016 unbedingt Nico Rosberg Weltmeister werden muss.

 

Komisch, da sieht der brave Nico jahrelang gegen den coolen Lewis aus, als würde er in einer Dampfwalze versuchen, einen Sportwagen einzuholen. Urplötzlich, als habe er nach zwei Jahren intensiver Suche den Turboschalter gefunden, ist Herr Rosberg ein Herr der Ringe. Das kann doch nur eine Verschwörung sein, zumindest wird diese These von PS-Esoterikern propagiert. Komisch, da hat der Silberpfeil im Test viele Marathondistanzen lässig weggesteckt, kaum geht’s um WM-Punkte, da bockt Hamiltons Auto wie ein Esel. In Melbourne gab’s ein Startproblem, in China hauchte der Motor den Geist aus, es gab eine Kollision mit Valtteri Bottas in Bahrain und eine mit Felipe Nasr in China. In Russland ächzte erneut der sonst so zuverlässige Mercedes-Motor und konnte das Wasser nicht halten. Aber nur bei Hamilton. Rosberg siegt und siegt und siegt und siegt. Viermal in Folge.

Warum soll Rosberg eigentlich Weltmeister werden?

„Wir reißen uns den Arsch auf, Lewis den bestmöglichen Wagen hinzustellen“, grantelte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, als er von den Thesen in den Social Media hörte, und sprach diplomatisch von „Verrückten“. Sabotage, Voodoo, dunkle Mächte – irgendwie wird es Rosberg nicht zugetraut, ohne fremde Hilfe einen Grand Prix zu gewinnen. Wenn der FC Bayern bald zum vierten Mal in Folge (und 26. Mal insgesamt) deutscher Fußballmeister wird oder der FC Barcelona in 35 Pflichtspielen hintereinander unbesiegt bleibt – da unkt niemand, das ist natürlich ganz lässig möglich. Aber saisonübergreifend siebenmal Rosberg ganz oben auf dem Podium? Unmöglich. Eher würden einige glauben, Ayrton Senna sei nie tödlich verunglückt, sondern er lebe im brasilianischen Busch oder verborgen im Amazonienhaus der Wilhelma.

Dass Verschwörungstheorien nicht nur im Frühling 2016 blühen, mag auf Galileo Galilei zurückgehen, der schon 1632 erkannt hat, dass sich die Erde um die Sonne dreht – weil die Kirche die universelle Sicht als ketzerisch diskriminierte, musste Signore Galileo widerrufen. Zu Unrecht, wie wir wissen – und just aus diesem Grund misstraut das Volk noch immer so mancher Tatsachenbehauptung, die von der Obrigkeit verlautbart wird. Niki Lauda, Chefaufseher in der Mercedes-Box, kann es sich also sparen zu beteuern: „Wir machen diese Fehler nicht absichtlich. Es sind menschliche Fehler, die jedem unterlaufen können.“ Dass Mercedes ein Benzinsystem für Hamiltons Auto hat nach Sotschi fliegen lassen, was gut 38 000 Euro kostete, und dass das Teil nur dank der Hilfe von Bernie Ecclestone (Promoter) und Wladimir Putin (Präsident) den Zoll ganz fix passieren konnte – geschenkt. Hamilton wird benachteiligt, so die Verschwörungstheoretiker, basta!

Die spannendste Frage wurde aber noch gar nicht thematisiert: Warum soll Nico Rosberg eigentlich Weltmeister werden? Weil er blond ist? Weil er kein Finnisch spricht? Weil sein Vater das auch schon mal gewesen ist? Weil Baum? Vielleicht beglücken die Verschwörungsfanatiker die Welt mit einer Erklärung, vielleicht ist die ja sogar gut. Übrigens. Wir vermuten, dass dem Außerirdischen, der jahrzehntelang im Hangar 18 auf der Air-Force-Basis Wright-Patterson eingesperrt war, die Flucht gelungen ist, er sich jetzt Donald Trump nennt und US-Präsident werden will.