Who kehrs? heißt eine Studie, die ein Soziologe aus Speyer in Stuttgart anstrebt. Er blickt dabei tief in die Seele des schwäbischen Kehrwöchners.

Stuttgart - Wer kehrt in Stuttgart noch die Straße, und wenn, warum? Kurzum und auf englisch: „Who kehrs?“ Und wer will das wissen? Der Politologe und Soziologe Daniel Rölle von der Universität Speyer geht der Kehrwoche wissenschaftlich auf den Grund. Dazu sucht er Kontakt zu Häuslesbesitzern oder Mietern, die sich um ein sauberes Trottoire und einen sauberen Kandel bemühen.

 

Rölle ist stellvertretender Leiter des Lehrstuhls für Soziologie der Organisation und wird zur Befragung mit zwei Mitarbeitern in dieser Woche nach Stuttgart kommen. 5000 Adressen von Haushalten sind zuvor zufällig ausgewählt worden, nun bitten die Wissenschaftler um rege Beteiligung an der Befragung, an der sich auch weitere Freiwillige im Internet unter www.kehrwochen-umfrage.de beteiligen können.

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Bei der Umfrage sollen Kehrwöchner keine Mördergrube aus ihrem Herzen machen: Sie sollen ihren Ordnungssinn einschätzen, über ihre Erziehung und Sozialisierung Auskunft geben und darüber, ob sie aus einem inneren Bedürfnis heraus oder nur streng nach Dienstplan den Besen schwingen. Einige Fragen weisen darauf hin, dass Daniel Rölle früher selbst mit dem Besen in der Pflicht war: „Wird in der Nachbarschaft darüber gesprochen, wenn jemand die große Kehrwoche nicht (gründlich genug) erfüllt?“, will er wissen, und lockt mit der Verlosung von Sachpreisen unter den Umfrageteilnehmern. Tatsächlich hat der Wissenschaftler sein Politik- und Soziologiestudium mit dem Magistergrad an der Stuttgarter Universität abgeschlossen und mehrere Projekte im Land geleitet, bevor er nach Rheinland-Pfalz an den Oberrhein gezogen ist.

Die Kehrwoche gibt es mutmaßlich seit dem 15. Jahrhundert, nachweislich aber seit dem 12. Januar 1714, als Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg die erste Stuttgarter Gassenordnung erlassen hatte. Manfred Rommel schaffte die Kehrwoche am 17. Dezember 1988 für öffentliche Straßen und Gehwege ab, was viele Stuttgarter allerdings ignorieren.