Unterwasserforscher können auf moderne Technik zurückgreifen. Dazu ist ein Fischfangschiff komplett entkernt und umgebaut worden.    

Sassnitz -  Für die Erkundung von Wracks und versunkenen Siedlungsplätzen vor der deutschen Ostseeküste steht Forschern künftig ein modern ausgestattetes Tauchereinsatzschiff zur Verfügung. Das vermutlich erste privat finanzierte Forschungsschiff Deutschlands werde im Frühjahr in Dienst gestellt, sagte Gerald Link, Geschäftsführer der Schiffseignerfirma UWA Logistik. Das Schiff werde ganzjährig für Projekte der Unterwasserarchäologie (UWA) eingesetzt. Unter anderem habe sich das Land Mecklenburg-Vorpommern Nutzungsrechte gesichert.

 

Das 2009 von drei Forschungstauchern gegründete Unternehmen hatte den 16 Meter langen Kutter „Barbaros“ vor zwei Jahren für mehrere Zehntausend Euro von einem finnischen Fischer erworben. Das 21 Jahre alte und zuletzt in den Schären eingesetzte Stahlschiff eigne sich wegen seines Tiefgangs von nur 2,10 Metern hervorragend für Tauchexpeditionen in Flachgewässern, sagte Link. Der etwa neun Knoten (16,5 Kilometer pro Stunde) schnelle Forschungskutter sei sturmerprobt und gestatte somit auch Taucheinsätze fernab der Küste.

Anspruchsvoller Auftrag für REAN-Werft Sassnitz

In den vergangenen Monaten wurde das Fischfangschiff in der Sassnitzer REAN-Werft komplett entkernt und umgebaut. Ausgerüstet mit Winde, Hydraulikkran, Taucherleiter, Tauchluftkompressor und spezieller Grabungstechnik für Unterwassereinsätze soll das nun auf den Namen „Goor II“ getaufte Schiff in wenigen Tagen wieder zu Wasser gelassen werden. Nach ersten Testfahrten wird es im Frühjahr zu seiner ersten Expedition auslaufen. REAN-Chef Rainer Käning sagte, der Umbau gehöre zu den bislang anspruchsvollsten Großaufträgen der 25 Mitarbeiter zählenden Werft.

„Wir haben uns strategisch der Wissenschaft verschrieben und haben kein kommerzielles Interesse zum Beispiel an Bergungseinsätzen“, betonte Miteigentümer Andreas Grundmann. Geplant seien Ausfahrten mit Sporttauchern und ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegern der Regionalvereine für Unterwasserarchäologie, Sonderkurse für denkmalgerechtes Sporttauchen sowie regelmäßige Törns, bei denen der Zustand bekannter Wracks kontrolliert werden soll. Zudem werde das Schiff für Untersuchungen und Messfahrten im Auftrag wissenschaftlicher Partner eingesetzt.

Unterwasserroboter soll Wracks in größeren Tiefen erkunden

„Erstmals haben wir jetzt aber auch die Möglichkeit, bislang vernachlässigte Objekte in größerer Entfernung von der Küste zu erkunden“, sagte Grundmann. Zu ihnen gehöre der 1901 gesunkene, 85 Meter lange deutsche Kreuzer „Wacht“, der 13 Kilometer vor Arkona in 45 Metern Tiefe liege, sowie der Panzerkreuzer „Undine“, der seit 96 Jahren etwa 50 Kilometer vor Rügen in 48 Metern Tiefe auf Grund lagere.

Für Erkundungen in noch größeren Tiefe wollen die Schiffsbetreiber in diesem Jahr zusätzlich noch ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug anschaffen. Ausgestattet werde der Roboter mit Sonargeräten und modernster Videotechnik, kündigte Link an. Insgesamt investiere UWA, zu deren Flotte noch drei andere Schiffe und Boote gehören, mehr als eine halbe Million Euro in das neue Tauchforschungsprojekt.