Und im Falle der Qualle, notabene der Wasserspinne? Dem Bau gingen zwei Jahre anspruchsvollster Entwicklungsarbeit von Wissenschaftlern und Studenten voraus. Aufgabe war eine pneumatische Konstruktion. Dafür bedienten sich die Ingenieure beim Gartenbau: Das Material für die Blase – Ethylen-Tetrafluorethylen, abgekürzt EFTE – findet normalerweise in Gewächshäusern Verwendung und könnte kaum banaler sein. Billiger auch nicht. Der Nachteil: es bleibt nichts dran kleben. Kein geringes Problem, denn die weiche Kunststoffhaut sollte nach Wasserspinnenart durch inwendig aufgebrachte Karbonfasern so ausgesteift werden, bis daraus eine stabile, selbstragende Hülle entstand. „Eine gewisse Portion Naivität“ müsse sich der Ingenieur halt bewahren, sagt Jan Knippers dazu grinsend.

 

Wie es ihm und seinen Kollegen geglückt ist, die Folie auszutricksen, sagt er nicht. Aber es ist geglückt, und so konnte der Roboter in Aktion treten und in computergesteuerter Choreografie die schwarzen Faserstränge befestigen – wie Argyroneta aquatica in ihrem Unterwasserreich.

Das Ergebnis ist ein echtes Leichtgewicht. Ganze 260 Kilo bringt der fertige Pavillon auf die Waage – immerhin 60 Kilo weniger als sein Vorgänger vom letzten Jahr. Und das, was auf den ersten Blick wie ein chaotisches Liniengespinst wirkt, erweist sich bei genauerem Hinsehen als klar ablesbare konstruktive Logik: Das Kreuz und Quer der Bänder verdichtet sich an den Stellen, wo es zur Verstärkung gebraucht wird, und da die Folie gleichzeitig als Gebäudehülle dient, fällt beim Bauprozess keinerlei Abfall an. Ressourceneffizienz und architektonische Innovation kommen aufs Mustergültigste zusammen. Voilà: Ingenieurbau 4.0