Die Stuttgarter Gips-Schüle-Stiftung hat ihren Forschungspreis nach Karlsruhe vergeben. Ausgezeichnet wird ein Verfahren zur umweltfreundlichen Produktion von organischen Solarzellen. Außerdem sind die Preise an die Nachwuchsfotografen überreicht worden.

Stuttgart - Für die Gips-Schüle-Stiftung ist die Zusammenarbeit von Forschern unterschiedlicher Fachrichtungen besonders wichtig, wie auch der Bezug zur praktischen Anwendung. Beide Kriterien muss ein Projekt erfüllen und zudem herausragend sein, wenn es Chancen auf den Forschungspreis haben will, den die in Bad Cannstatt ansässige Stiftung nun zum zweiten Mal vergeben hat. Anlässlich des 50. Jubiläums der Stiftung ist er in diesem Jahr mit 50 000 Euro dotiert.

 

Über das Preisgeld darf sich nun ein Forschungsteam freuen, das am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) an organischen Solarzellen und deren Produktion forscht. Es wurde aus 52 Bewerbungen ausgewählt, wie Peter Frankenberg berichtet. Der frühere baden-württembergische Forschungsminister und jetzige Jurysprecher der Stiftung hatte mit seinem Team dabei keine leichte Aufgabe angesichts der zehn hochkarätigen Projekte, die es in die Endrunde geschafft hatten.

„Nachhaltigkeit zum Nutzen des Menschen“, so formuliert Stiftungsvorstand Thomas Ducrée eines der wichtigsten Ziele, die ein gefördertes Forschungsvorhaben mitbringen muss. Das Karlsruher Projekt erfüllt dies gleich in doppeltem Sinne: Zum einen werden Kunststoff-Solarzellen erforscht, die vom Ressourcenverbrauch deutlich vorteilhafter sind als die herkömmlichen Zellen auf Siliziumbasis. Zum anderen hat sich das Karlsruher Team eine Produktionsmethode ausgedacht und weiterentwickelt, bei der keine giftigen Lösungsmittel benötigt werden.

„Nanopartikel für eine umweltfreundliche Herstellung von organischen Solarzellen“ heißt die Forschungskooperation, bei der die beiden KIT-Forscher Alexander Colsmann, Gruppenleiter Organische Photovoltaik am Lichttechnischen Institut, und sein Kollege Stefan Gärtner mit Bernd Baumstümmler zusammenarbeiten. der als Geschäftsführer von MJR Pharmjet industrielles Knowhow mit einbringt.

Die organischen Halbleiter, aus denen die Solarzellen hergestellt werden, enthalten Kohlenwasserstoffverbindungen. Sie haben gegenüber den klassischen anorganischen Silizium-Zellen eine Reihe von Vorteilen: Sie sind leichter, lassen sich kostengünstig herstellen, sind flexibel, wahlweise sogar transparent oder in beliebigen Farben. Damit können sie beispielsweise auf Fassaden aufgebracht werden oder lassen sich in Fenster integrieren. Allerdings benötigt man bisher für ihre Herstellung Lösungsmittel, die wenig umweltfreundlich und noch dazu gesundheitsschädlich sind.

Das nun mit dem Forschungspreis ausgezeichnete Team hat ein Verfahren entwickelt, das auf Nanopartikel aufbaut. Diese winzig kleinen Kugeln können dann in unbedenklichen Flüssigkeiten wie beispielsweise Wasser oder Ethanol aufgeschwemmt werden. Anschließend werden sie zu einer Schicht verschmolzen.

Auf diese Weise lassen sich Solarzellen drucken, ohne die Umwelt oder die Gesundheit der am Produktionsprozess beteiligten Menschen zu gefährden. „Die Fotovoltaik wird damit auch in der Herstellung zu einer grünen Technologie“, beschreibt Alexander Colsmann den großen Vorteil dieses Verfahrens.

Der Wirkungsgrad dieser nanopartikulären „Öko-Solarzellen“ ist nach Angaben der Forscher fast genauso hoch wie der von herkömmlichen organischen Solarzellen, die mit giftigen Lösungsmitteln hergestellt werden. Die Umweltfreundlichkeit und der geringe CO2-Fußabdruck hat die Jury überzeugt – wie auch die Tatsache, dass die Ergebnisse bereits in hochrangigen Fachzeitschriften publiziert wurden. „Das vorgeschlagene Verfahren wird nach Auffassung der Jury die Produktionsverfahren organischer Solarzellen revolutionieren“, skizziert Jurysprecher Frankenberg die Zukunftsaussichten des Projekts.

Damit wird auch der von der Stiftung geforderte Anwendungsbezug im Bereich „Technik für Menschen“ voll erfüllt. Und für das interdisziplinäre Team ist das Preisgeld als Zwischenfinanzierung hochwillkommen, bis die weiteren Projektanträge – hoffentlich – genehmigt werden. Bisher wurde das vor rund fünf Jahren begonnene Projekt unter anderem vom Bundesforschungsministerium gefördert.

Fotowettbewerb der Gips-Schüle-Stiftung

Fotowettbewerb
Die Gips-Schüle-Stiftung und die Stuttgarter Zeitung haben zusammen einen Wettbewerb für junge Fotografen unter 20 Jahren ausgeschrieben. Aufgabe war, das Thema „Entdecker“ ins Bild zu setzen. Da waren Neugier und ein Blick für ungewöhnliche Motive gefragt. „Es geht uns auch darum, das gesellschaftliche Anliegen zu unterstützen, junge Menschen für eine Ausbildung oder ein Studium in den naturwissenschaftlich-technischen Fächern zu begeistern“, sagt Michael Maurer, der stellvertretende Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung. Das hier gezeigte Siegerfoto stammt von dem 15-jährigen Niklas Kehrle aus Bondorf. Unter den mehr als 100 Bewerbungen von Einzelfotografen und Teams hatte er sich mit seiner Glaskugel im Moos durchgesetzt. In der Glaskugel spiegelt sich der Wald – man muss zweimal hinschauen, um das zu erkennen. „Plötzlich erschließt sich dem Betrachter – wie beim Forschen – eine neue Welt“, sagt der Artdirector der StZ Dirk Steininger.

Alle Beiträge des Wettbewerbs können hier www.stuttgarter-zeitung.de/fotowettbewerb angeschaut werden.

50 Jahre Gips-Schüle-Stiftung

Gründung
Als die Gips-Schüle-Stiftung im Jahr 1965 gegründet wurde, bildete das Vermögen der Familie Schüle den Grundstock. Die Familie hatte ihre erste Gipsfabrik bereits 1870 gegründet.

Förderung
Fächerübergreifend angewandte Forschung und Lehre zu fördern, ist das Ziel der Stiftung. So werden zum Beispiel Stiftungsprofessuren finanziert. Unterstützt wird auch der wissenschaftliche Nachwuchs, etwa durch Doktorandenkolloquien und Stipendien. Wichtig sind auch Studienbotschafter: Sie sollen, Abiturienten für die Mint-Fächer – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – begeistern.

Forschungspreis
Seit 2013 wird der Gips-Schüle-Forschungspreis für Forschungsprojekte vergeben, die in besonderem Maße innovativ und interdisziplinär sind und die einen Anwendungsbezug im Bereich „Technik für Menschen“ haben. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Stiftung ist der Preis dieses Mal mit 50 000 Euro dotiert. Das Preisgeld dient der Weiterführung der Forschung.

Sonderforschungspreis
Zusätzlich zum Forschungspreis wird ein mit 15 000 Euro dotierter Preis für soziale Innovation vergeben.

Würdigung
Die Uni Tübingen hat der Stiftung 2013 den Universitätspreis verliehen, um die „herausragende Stiftungsinitiative zum Wohle der Universität“ zu würdigen.