Regen machen in der Wüste geht nicht? Geht doch. Davon ist der Hohenheimer Forscher Volker Wulfmeyer überzeugt. Die Vereinigten Arabischen Emirate auch. Sie finanzieren ein Forschungsprogramm.

Stuttgart - Der Wetterfrosch hat ausgedient. Aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hat den Hohenheimer Meteorologie-Professor Volker Wulfmeyer der Auftrag ereilt, zu erforschen, wie man es in Wüstenregionen regnen lassen kann. Insgesamt fünf Millionen US-Dollar (rund 4,6 Millionen Euro) lassen sich die Araber das auf drei Jahre befristete Forschungsprojekt kosten, an dem auch zwei Teams aus Japan und den Emiraten beteiligt sind. Der Hohenheimer Wissenschaftler hat den Zuschlag am Dienstag in Abu Dhabi von der Regierung entgegengenommen. Er bedeutet für Hohenheim Fördermittel in Höhe von 1,4 Millionen Euro.

 

Den Begriff „Regenmacher“ hört Wulfmeyer in diesem Zusammenhang allerdings nicht gern. „Es geht um Grundlagenforschung zur Wolken- und Niederschlagsbildung in der Wüste“, erklärt er. „Unser Ziel ist es, diese Prozesse im Rahmen eines internationalen Top-Projekts erst einmal zu verstehen. Dazu setzen wir einzigartige Laserfernerkundungssysteme ein, die hier noch nie betrieben wurden, und neue, hoch auflösende Modelle.“

Forscher wollen Regenbildung kontrolliert beeinflussen

Dabei gehe es darum, herauszufinden, welche Eigenschaften die Wolken haben – etwa hinsichtlich Tropfenverteilung, Temperatur, Struktur und Lebensdauer – und darum, welche Wolken- und Niederschlagssysteme überhaupt für eine Verstärkung des Niederschlags geeignet seien. Doch es soll nicht nur bei der Analyse und präzisen Vorhersage bleiben, sondern man wolle auch erforschen, wie die Regenbildung ganz praktisch beeinflusst werden könnte. „Wir studieren auch den Einfluss von Änderungen der Landoberfläche.“

Zum Beispiel durch riesige Pflanzenplantagen, die Wasser verdunsten. „ 40 000 Hektar müssten es schon sein“, so Wulfmeyer. Oder durch künstliche Berge, die Windströmungen so umleiten, dass sie aufeinanderprallen, aufsteigen und in höheren Schichten der Atmosphäre abregnen. Damit so ein Berg überhaupt wie ein Störer wirken kann, müsste er nach Wulfmeyers Schätzung wohl mindestens ein paar hundert Meter hoch sein.

Mit dem Supercomputer werden Szenarien simuliert

Doch bevor Plantagen und Berge in der Wüste tatsächlich geschaffen werden, wollen die Wissenschaftler solche Szenarien per Simulation erforschen. Dabei wird ihnen Hazel Hen, Europas derzeit schnellster Superrechner, mit Standort am Höchstleistungsrechenzentrum der Uni Stuttgart wichtige Dienste leisten.

Zwei Jahre lang will Wulfmeyer die Atmosphärenprozesse vor Ort vermessen. Losgehen soll es am 1. März. Im Gepäck haben werden die Hohenheimer Forscher auch zwei neue Hightech-Messgeräte: ein Doppler-Lidar und ein Wolkenradar, die Wasserdampf und Temperatur in den unteren Atmosphäreschichten simultan abtasten. Allerdings dürften 50 Grad Hitze für Geräte wie Forscher eine echte Bewährungsprobe werden.

Die Wolken werden mit Regenkeimen geimpft

Dabei werden die Hohenheimer Hand in Hand mit ihren internationalen Kollegen Masataka Murakami und Linda Zou arbeiten. Der Japaner erforscht, wie man Wolken mit Keimen impfen kann, die die Tröpfchenbildung beeinflussen und den Regen verstärken. Und die aus China stammende Kollegin, die schon seit einiger Zeit als Chemikerin in Forschungseinrichtungen der Vereinigten Arabischen Emirate arbeitet, will herausfinden, welche Art von Regenkeim bei welcher Art von Wolke besonders wirksam ist.

Wulfmeyer ist davon überzeugt, dass der Mensch auch in der Wüste das Klima beeinflussen kann. Unkontrolliert geschehe dies ja schon längst, sei es durch Abholzung der Regenwälder, sei es durch Luftverschmutzung. „Warum“, fragt sich der Wissenschaftler, „nutzen wir nicht unseren Intellekt, um umgekehrt vorzugehen und das Wetter und Klima in kritischen Regionen so lokal zu modifizieren, dass es für die Menschen nützlich sein kann?“