Die Lehrer in Baden-Württemberg wünschen sich mehr fachliche Fortbildungen. Das hat eine Umfrage des Kultusministeriums an den Schulen ergeben.

Stuttgart - Am wichtigsten sind den Lehrern Fortbildungen, die ihre Fächer betreffen und ihnen zeigen, wie sie die Themen des Bildungsplans am besten im Unterricht umsetzen können – dafür interessieren sich über 90 Prozent. Angebote, die einen konkreten Nutzen für den Unterricht hätten, würden bisher zu wenig berücksichtigt, bemängelten viele Pädagogen bei einer Online-Umfrage, die das Kultusministerium in Stuttgart am Donnerstag veröffentlicht hat.

 

70 Prozent der Teilnehmer wünschen sich Anregungen, wie sie eine gute Lernatmosphäre und Unterrichtssituation schaffen und Konflikte lösen können. Fortbildungen zum gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen sind 40 Prozent wichtig. Gefragt sind auch Angebote zu übergreifenden Themen wie Heterogenität, weniger dagegen zum Thema Elternarbeit. Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer vermissen Kurse für das Unterrichten in Fächern, die sie nicht studiert haben, aber unterrichten sollen.

An den Bedürfnissen vorbei

Geschätzt und nachgefragt werden vor allem schulnahe und schulinterne Fortbildungen, zentrale Veranstaltungen wünscht sich nur jeder Vierte der Umfrage-Teilnehmer. Fast ebenso viele können sich sogenannte E-Learning-Angebote über das Internet vorstellen.

Die Umfrageteilnehmer nannten auch Gründe für die Nichtteilnahme an entsprechenden Veranstaltungen: Zwei Drittel gaben an, dass die Angebote nicht mit ihrem Bedarf übereinstimmten. 22 Prozent erklärten, die gewünschten Fortbildungen seien bereits ausgebucht gewesen.

Die Anregungen der Lehrer seien „ein Stimmungsbild, das wir unmittelbar aufgreifen, um die Lehrerfortbildung dauerhaft zu verbessern“, sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). „Wir arbeiten nun mit Hochdruck an der konkreten Umsetzung von Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung.“ Eine Projektgruppe beim Kultusministerium, die sich Ende Juli erstmals getroffen hat, entwickle bereits konkrete Verbesserungsvorschläge, die ab Anfang 2018 greifen sollten. 2019 will Eisenmann dann zwei neue Institutionen einrichten, die die Leistungsfähigkeit und Qualität des Schulsystems verbessern sollen: ein Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung und ein Institut für Bildungsanalysen. Unterrichtspraxis, Lehrerbildung und Schulberatung sollten sich künftig stärker am aktuellen Stand der Wissenschaft ausrichten, so Eisenmann.

Lehrerverband fordert, zügig zu handeln

An der freiwilligen Online-Befragung im Frühjahr hatten sich 13 337 der rund 117 000 Lehrer in Baden-Württemberg beteiligt. Über 90 Prozent von ihnen hatten im Schuljahr zuvor mindestens eine Fortbildung besucht, über 40 Prozent sogar drei und mehr.

„Wir gehen davon aus, dass die Ergebnisse der Umfrage wie angekündigt kurzfristig Verbesserungsvorschläge nach sich ziehen, aber darüber hinaus auch langfristig in die geplanten Umstrukturierungen einfließen“, sagte Gerhard Brand, Landesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung. Notwendig seien Fortbildungen, die sich an den Bedürfnissen der Lehrer orientierten – und diese in ausreichender Zahl.