Die Fotofreunde zeigen derzeit ihre Bilder zum Thema „Menschen“ in der Schwabengalerie in Stuttgart-Vaihingen. Hinter den Bildern von Ingrid Pohl verbirgt sich mehr, als man auf den ersten Blick denkt.

Vaihingen - Ein Kind hinter einer Milchglaswand hat sie zu ihren Fotos inspiriert. Ingrid Pohl war fasziniert von den verschiedenen Gefühlen, die ein unscharfer Schatten ausstrahlen kann. Diese Gefühle wollte sie in ihren Aufnahmen einfangen und so die Kindheit als eine nicht nur glückliche Zeit darstellen.

 

Die Fotofreunde Vaihingen stellen derzeit in der Schwabengalerie aus. Große und kleine, bunte und schwarz-weiße Fotos rund um das Thema „Menschen“ sind im Kulturraum zu sehen. Ein Teil der Aufnahmen ist in Stuttgart entstanden, für andere sind die Fotografen in weit entfernte Länder gereist.

Die Künstlerin interpretiert Gefühle in die Schatten

Blau, gelb und rot sind die Wände, hinter denen sich die Kinderschatten bewegen. „Ich musste nicht viel bearbeiten, eigentlich sind das die Aufnahmen, wie sie aus dem Apparat gekommen sind“, sagt Pohl. Besonders gefallen ihr die Details, die unabsichtlich entstanden sind. „Diese Streifen ziehen sich irgendwie durch alle Aufnahmen hindurch“, sagt die Hobby-Künstlerin, „mein erster Eindruck war, dass das Kind im Wald steht“. Auf fünf der sechs ausgestellten Bilder sieht man nur einen Schatten und die an die Wand gedrückten Hände. „Aber bei dem roten Bild hat sich die Treppe im Glas gespiegelt“, sagt Pohl. Das gefällt ihr. Denn so gebe es einen Ausgang, einen Ausweg für das gefangene Kind.

„Wir sitzen alle hinter einer Glaswand, und im Kern können wir nicht gesehen werden“, sagt Pohl. So könne man auch nicht mit Sicherheit sagen, was das Kind hinter der Wand fühlt. „Aber ich glaube, man ist mit den Spekulationen gar nicht so weit entfernt von der Realität“, sagt Pohl. Seit ihrem 16. Lebensjahr fotografiert die Psychoanalytikerin.

Die Einstellung hat sich durch das Projekt verändert

Bereits etwas länger verfolgt der 62-jährige Felix Krieg dieses Hobby. Auch er hat sich etwas zum Thema „Menschen“ einfallen lassen. „Ich habe mich schon immer gefragt, wie sich Menschen tätowieren lassen können“, erzählt er. Auch, wenn ein eigenes Tattoo für ihn unvorstellbar gewesen sei, habe ihn das Thema interessiert. So hat er über das Internet nach einem Tätowierten gesucht, der sich für die Ausstellung fotografieren lassen möchte. Er hat eine junge Frau gefunden, die er sogar ins Tattoo-Studio begleiten und dort fotografieren durfte. „Meine Toleranz gegenüber Tattoos ist auf jeden Fall gestiegen“, sagt Krieg mit einem Blick auf seine Fotos. Für ihn macht es einen Unterschied, ob er für eine Ausstellung oder nur für sich selbst fotografiert. „Man strengt sich schon mehr an, wenn man die Bilder dann zeigt“, meint er.

Die Fotofreunde schauen sich alle zwei Wochen ihre aktuellen Werke an. Die zehn Mitglieder geben einander Tipps, wie man das eine oder andere Motiv noch besser in Szene setzen kann. Jedes Jahr gibt es ein anderes Thema, dem sich dann auch die Ausstellung im Herbst widmet. Im vergangenen Jahr haben sich die Fotofreunde mit dem Thema „Zeit“ beschäftigt.