Ohne die bekannten Sehenswürdigkeiten zu zeigen, verrät die Foto-Ausstellung im Stuttgarter Rathaus „Anderswo in Stuttgart“ Insidertipps aus dieser Stadt. Vernissage ist am Donnerstagabend.

Stuttgart - „Ihr studiert in Stuttgart – der Industriestadt mit den vielen Autos und dem riesigen Bahnhof?“ Solche und ähnlichen Fragen müssen sich Verena Ecker und Clara Ketterer in ihrer Heimat anhören, wenn sie von ihrem Wohn- und Studienort erzählten. Von den negativen Klischees über die Schwabenmetropole hatten die beiden bald genug: „Es gibt in Stuttgart viele atmosphärisch schöne Orte, die man hier gar nicht so vermutet“, sagt Clara Ketterer. Von diesen kleinen, unbekannten Paradiesen handelt ihre Ausstellung „Anderswo. Eine Fotostudie über Stuttgart“, die am 23. Juli mit einer Vernissage im Stuttgarter Rathaus eröffnet wird.

 

Auf der Suche nach Inspiration für ihre Semesterarbeit schlenderten die beiden Masterstudentinnen der Hochschule der Medien im Sommer 2014 durch die Gebrauchtwarenläden: „Dort entdeckten wir Papierumschläge mit kleinen Fotos aus den 40er Jahren“, erzählt Clara Ketterer. Damals ersetzten die hübschen Foto-Sammelheftchen mit ansprechenden Titeln wie „Die schönsten Naturaufnahmen“ oder „Reizende Andenken“ die eigene Urlaubsfotografie. Rund siebzig Jahre später entschieden sich die beiden Fotografinnen zu einer Foto-Zeitreise zurück in die Vergangenheit: „Wir fanden es schade, dass es kaum noch Bilder zum Anfassen gibt“, erzählt Clara Ketterer.

Fünf Stimmungen mit jeweils zwölf Bildern

Das Konzept der Studentinnen der Hochschule der Medien basiert darauf, fünf Gemütsstimmungslagen mit jeweils zwölf Fotografien von Orten aus Stuttgart darzustellen. Unter den Überschriften „In den Tag hinein“, „Unter einer Decke“, „In freier Wildbahn, „Von Zeit zu Zeit“, und „Bis in die Puppen“ zeigen sie ihre zum Motto passenden sechzig Lieblingsplätze.

Die bekannten Sehenswürdigkeiten wie der Fernsehturm oder das Porsche-Museum spielen darin kaum eine Rolle. Das entscheidende Auswahlkriterium für die Motive war der Wohlfühl-Faktor: „Wir haben uns überlegt, was wir hier gerne machen, wo wir uns gerne aufhalten und auch unsere dazu Freunde befragt“, erzählt Clara Ketterer.

60 von 8000 Fotos

Aus über achttausend Fotoaufnahmen wählten die beiden Studentinnen der Hochschule der Medien sechzig aus. Diese Auswahl wird nun im Stuttgarter Rathaus gezeigt: „Die Bilder sind jung, frisch und dynamisch“, findet die Leiterin der Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart, Ines Aufrecht. Das Rathaus werde dank der Ausstellung zum Schaufenster für die kreativen Arbeiten der Studierenden.

Der persönliche Blick der jungen Menschen auf die Stadt bietet zu dem Thema „In den Tag hinein“ zum Beispiel einen Stuttgarter Hinterhof, Tante H’s Friseursalon oder Herbert’z Espressobar. Zusammengehalten werden die Fotoreihen auch durch Farben. Die genannten Locations etwa schimmern beige, „während die Fotoserie ‚Bis in die Puppen’ rot angehaucht ist. Die Leitfarben geben die fünf Stimmungen wieder“, erklärt Studentin Clara Ketterer.

Schöne Erinnerungen für die Hosentasche

Wer die Bilder nicht nur bis zum 13. August an den Wänden des Stuttgarter Rathauses betrachten will, kann die Fotos auch im Miniformat von 9,6 auf 6,6 Zentimeter als Sammelheftchen auf der Website der beiden Künsterinnen für die eigene Hosentasche bestellen. Mit dem kleinen Format hoffen sie dem Retro-Trend, der auch die Fotografie längst ergriffen hat, zu entsprechen: “Lieber die schönen Erinnerungen in der Hand halten, als irgendwo auf dem Computer als Datei abrufen“.

Die Vernissage zu der Ausstellung „Anderswo in Stuttgart“ findet am 23. Juli von 18 Uhr an im Stuttgarter Rathaus statt, musikalisch begleitet vom Stuttgarter Singer-Songwriter Jatuna und seinen zwei Mitmusikern. Eine Anmeldung ist erforderlich unter www.stuttgart.de/wifoe mit dem Kennwort „Hdm2015“.