Nikolaj Mosorin stellt derzeit Fotos im Haus 49 aus. Aufgenommen hat er sie während des Straßenfestes im Juni – es sind Porträtfotos, von Geschwistern, Eltern, Müttern, Töchtern, Tanten und Freunden.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Der kleine Junge lacht aus vollem Hals. Die beiden Mädchen, beste Freundinnen, stehen Rücken an Rücken, dicht beieinander. Ganz ernst schaut das junge Mädchen im schicken roten Flamencokostüm: „Lachen wollte sie nicht, sie fand es eleganter, ernst zu schauen“, erinnert sich Nikolaj Mosorin. Er hat die Porträts fotografiert, die zurzeit im Haus 49 aufgehängt sind.

 

Mosorin gehört zur russisch-deutschen Schule „Vierte Welle“, die regelmäßig im Haus 49 Kurse zur russischen Sprache und Literatur für Kinder anbietet. „Nikolaj ist auf mich zugekommen und wollte gerne eine Aktion im Haus 49 machen“, erinnert sich Korina Smrcek, die Hausleiterin. Beim internationalen Straßenfest im Juni bot sich die Gelegenheit: Nikolaj Mosorin baute einen Stand und einen Hintergrund auf. Alle, die Lust hatten, sich ablichten zu lassen, konnten das tun: Mütter, Töchter, Väter, Geschwister, Kumpels, Freundinnen, Tanten und Nichten, auch die Mitarbeiter Haus 49 sowie eine Frauengruppe, die sich hier regelmäßig trifft.

Fotos zeigen auch Charakter der Abgebildeten

Daraus sind Fotos geworden, die nicht nur die Gesichter, sondern auch den Charakter der abgebildeten Personen zeigen, wie Korina Smrcek findet. Mosorin war es wichtig, Familienporträts zu machen: „In Russland war es eine Tradition, jedes Jahr Porträts von der ganzen Familie machen zu lassen. Ich finde es schade, dass es das heute nicht mehr so gibt.“

Nikolaj Mosorin ist 1995 aus Russland nach Deutschland gekommen. Die Anfangszeit war schwer für ihn, erinnert er sich: „Das Land war mir fremd, und ich konnte die Sprache noch nicht. Also bin ich mit der Kamera rausgegangen und habe fotografiert – das konnte ich, und das hat geholfen.“ In einer Art Selbstschule hat der Ingenieur sich das Fotografieren selbst beigebracht, zwei Jahre lang. „Fotografie ist mein zweites Leben“, sagt er. „Als kleines Kind war ich im Kunstunterricht sehr schlecht, weil ich nicht zeichnen konnte. Mit zwölf Jahren habe ich zum ersten Mal mit einer Kamera hantiert, da wusste ich: Das ist meine Leinwand.“ Regelrecht begeistert wirkt er, wenn er vom Fotografieren erzählt: „Man braucht Leben auf den Bildern: genau eine Sekunde lang ist der Ausschnitt richtig, die darf man nicht verpassen. Sonst kann man hundert Fotos machen, und sie sind alle schlecht.“

Pläne für weitere Projekte

Zukünftig würde Mosorin gerne weitere Fotografieprojekte verwirklichen, beispielsweise in Kursen Kindern erklären, wie Fotografie funktioniert, oder eine Ferienaktion für Jugendliche veranstalten, dafür ist er schon in Kontakt mit dem Jugendamt. „Ich habe die nötige Profi-Ausrüstung dazu, und die will auch benutzt werden“, sagt er und lacht.