Dirk Müller organisiert den Stuttgarter Teil eines weltweiten Fotowettbewerbs. Am 11. Oktober werden zahleiche Fotografen nach dem besten Motiv ausschwärmen.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

S-Mitte - Am Anfang war die Vollautomatik. Dann entdeckte Dirk Müller Blende und Verschlusszeit samt der fotografischen Effekte, die beide beeinflussen. Am vorläufigen Ende seiner Leidenschaft steht, dass er den Photowalk 2013 organisiert, einen Stadtspaziergang, dessen Sinn das Fotografieren ist. Weltweit werden am 11. Oktober Hobbyfotografen ausschwärmen, nach derzeitigem Stand der Anmeldung mehr als 17 000, auf der Suche nach dem Motiv, das ihnen den Hauptpreis beschert, eine Spiegelreflexkamera, die um die 1500 Euro gehandelt wird. Erfunden hat die Veranstaltung der amerikanische Fachbuchautor und Verleger Scott Kelby gewissermaßen als Eigenwerbung.

 

Gut 30 Fotografen haben sich bei Müllers bisher zum Stadtspaziergang mit Kamera angemeldet. Womit der Stuttgarter beim Werben um Teilnehmer rechnerisch rund doppelt so erfolgreich ist wie die gut 1000 anderen Organisatoren, die sich um den Globus verteilen. Offiziell ist die Teilnehmerzahl für den Fotospaziergang in Stuttgart auf 50 begrenzt. Mitgehen „können gern mehr“, sagt Müller, „aber eben nicht am Wettbewerb teilnehmen“.

Ein Spaziergang war der Auslöser

Passenderweise war ein Stadtspaziergang der Auslöser dafür, dass Müller seine Leidenschaft für die Lichtbildnerei entdeckte. „London ist schuld“, sagt er, „mit all seinen tollen Gebäuden.“

Vor fünf Jahren knipste er dort als Tourist mit einer Kompaktkamera umher, wie Touristen eben knipsen, um hernach festzustellen, dass das Rot auf dem Foto nie so rot ist wie im Original, dass das Sonnenlicht nie warm strahlt, sondern bleicht, dass ganze Häuserfronten kippen statt erhaben aufzuragen, dass es eben nicht reicht, einen Auslöser zu drücken, um die Wirkung der dreidimensionalen Welt auf einer zweidimensionalen Verkleinerung einzufangen. Also begann die Sache Müller zu interessieren. „Danach habe ich mir eine Spiegelreflexkamera gekauft“, sagt er.

Eine Mischung aus Stammtisch und Photowalk

Im vorvergangenen Jahr ist er beim Photowalk mitspaziert, im vergangenen hat er ihn mitorganisiert, diesmal leitet er ihn, „weil es einfach Spaß macht“, sagt er. Womit nicht nur der Spaß gemeint ist, den Fotografen beim Betrachten gelungener Bilder empfinden, sondern der, Gleichgesinnte kennenzulernen. Weshalb Müller nicht einmal im Jahr, sondern monatlich zu Spaziergängen einlädt. „Drink and click“ heißt die Reihe, wohlgemerkt nicht click and drink. Müller beschreibt sie „als Mischung aus Stammtisch und Photowalk“.

Der Unterschied zum Spaziergang am 11. Oktober ist eben, dass zur gleichen Zeit überall auf der Welt andere um das beste Motiv wetteifern. Mehr als 28 000 Fotografen waren es im vergangenen Jahr. Womit die Chancen auf den Wettbewerbsgewinn nicht allzu hoch sind. Aber immerhin „hat es 2013 ein Deutscher unter die ersten zehn geschafft“, sagt Müller: der Braunschweiger Gerald Grote. Gewonnen hat allerdings Raul Policarpio mit dem Schnappschuss einer Marktszene in Hong Kong.