Eine defekte Speicherkarte, eine zerrissene Hose und 1200 Aufnahmen, die Stuttgart aus den unterschiedlichsten Perspektiven zeigen: so lautet das Ergebnis des Fotomarathons durch Stuttgart.

Stuttgart - Eine defekte Speicherkarte, eine zerrissene Hose und 1200 Aufnahmen, die Stuttgart aus den unterschiedlichsten Perspektiven zeigen. Das ist die Bilanz des ersten Stuttgarter Fotomarathons, den die Hobbyfotografen Johannes Klietsch, Tobias Köngeter und Daniel Schindler organisiert haben. Sechs Stunden hatten die 100 Teilnehmer am Samstag Zeit, die zwölf passenden Motive zu den Vorgaben der Organisatoren zu finden.

 

Wie kreativ die teilnehmenden Amateur- und Profifotografen mit der Herausforderung umgegangen sind, davon zeigte sich Köngeter beim Sichten der Bilder überrascht. „Einer der Teilnehmer hat in jedes seiner Motive auf unterschiedlichste Weise einen roten Faden integriert. Ein anderer hat jedes Bild gleich entwickeln lassen und dann im nächsten Motiv mit abfotografiert“, nannte Köngeter zwei Beispiele, wie unterschiedlich die Teilnehmer mit dem Thema des Fotomarathons „Ich sehe was, was du nicht siehst“ umgegangen sind.

Das Motto für die zwölfteilige Bilderserie haben die Organisatoren bewusst frei formuliert, auch die Vorgaben für jedes einzelne Motiv der Serie ließ den Fotografen Gestaltungsmöglichkeiten. Von schief gewickelt über gesichtslos bis hin zu dem, was typisch für Stuttgart ist, reichten die Maßgaben. Um für die Aufgaben gewappnet zu sein, hatten die meisten der Teilnehmer eine ziemlich professionelle Ausrüstung zum Startpunkt des Marathons an der Bad Cannstatter Frachtstraße mitgebracht. Im Gegensatz zu vielen anderen Fotomarathons in deutschen Großstädten durften die Teilnehmer in Stuttgart aber auch mit Smartphones starten und die Bildbearbeitungseffekte dieser Geräte nutzen. Nur die Motive mussten gemäß der vorgegebenen Reihenfolge abgelichtet und überzählige Aufnahmen gelöscht werden.

„Das Thema ist zwar leicht, die Herausforderung ist jedoch der Zeitdruck“, sagte Markus Gauß, ein Profifotograf aus Neckartenzlingen. Diesen spürten alle Teilnehmer. Die Streckenposten, bei denen die Fotografen die Vorgaben für die nächsten Aufnahmen erhielten, waren vom Startpunkt nahe dem Cannstatter Wasen über das Löwentor am Nordbahnhof, die Heusteigstraße in Mitte bis hin zum Marienplatz im Süden verteilt. Mindestens elf Kilometer Fußmarsch hatten die Teilnehmer zu bewältigen, die keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen wollten. Für den Möhringer Dieter Göbel und seine Frau Gisela war der Fotomarathon eine willkommene Gelegenheit, unbekanntere Ecken Stuttgarts zu entdecken. „Früher sind wir Marathon gelaufen, heute machen wir beim Fotomarathon mit“, sagte er. Andere lernten Stuttgart so überhaupt erst kennen. „Ohne einen Stadtplan wäre ich aufgeschmissen“, sagte der gebürtige Berliner Timo Frenzel, der seit kurzem in Esslingen lebt, schon nach wenigen Stunden auf Motivsuche.

Die Idee, einen Fotomarathon durch Stuttgart auf die Beine zu stellen, hatten Johannes Klietsch, Tobias Köngeter und Daniel Schindler eigentlich aus Eigennutz. „Ich wollte selbst den kreativen Ansporn eines solchen Erlebnisses“, sagte Klietsch, allerdings habe sich das Projekt schnell zu etwas so Großem entwickelt, dass Klietsch und seine Freunde gar nicht mehr teilnehmen konnten. Sie hatten mit der Organisation alle Hände voll zu tun. Die 100 Startplätze für den Marathon, den sie in verschiedenen Foren für Fotografen und sozialen Netzwerken bewarben, waren schnell vergeben. Mit der Teilnahmegebühr von 20 Euro decken die Organisatoren die Kosten für Versicherung und die geplante Ausstellung. Die Preise für die Gewinner stiften diverse Sponsoren. Diese werden zwar erst noch vergeben, doch Klietsch und seine Freunde planen bereits eine Neuauflage des Marathons für 2014.