Am Fotowettbewerb des Stammheimer Bürgervereins haben sich 40 Fotografen beteiligt. Ein Großteil der Bilder wird vom 11. Januar an in der Bücherei ausgestellt.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Stammheim - Martin Hechinger hat seine eigene Wahrnehmung von Stammheim und der Justizvollzugsanstalt. Und sie deckt sich nicht mit dem düsteren Bild, das so mancher so gern von Stuttgarts nördlichstem Stadtbezirk zeichnet und das nur aus Deutschem Herbst, Knast und RAF-Terror besteht. „Es gibt eine Dokumentation über Stammheim, da denkt man: Oh Gott, das ist das Guantanamo von Deutschland!“, sagt der Bürgervereinsvorsitzende. Für ihn sei die JVA keinesfalls bedrückend. „Ich nehme das Gefängnis bewusst wahr, rein städtebaulich, als ein Hochhaus, das über den dörflichen Charakter hinausragt: mal versteckt, mal zurückhaltend, mal dominant – aber nie penetrant.“

 

40 Fotografen haben sich beteiligt

Stammheim sei aber weit mehr als nur JVA, und darauf wollte er aufmerksam machen. Darum hat Hechinger einen Fotowettbewerb initiiert. Titel: „Die JVA im Ortsbild Stuttgart-Stammheim.“ 40 Fotografen haben sich über einen Zeitraum von Juli bis November beteiligt, mehr als 150 Fotos wurden eingesandt. „Ich wollte einen Gegenpol setzen und sehen, wie andere Interessierte den Ort und die JVA wahrnehmen“, sagt der Bürgervereinsvorsitzende. „Und ich bin stolz, dass das Thema so viele angesprochen hat und dass so eine breite Sicht auf die JVA entstanden ist.“

An der Bewertung der besten Bilder hat sich Martin Hechinger nicht beteiligt, sondern diese Entscheidung in die Hände einer Jury gelegt. Mit von der Partie waren Bezirksvorsteherin Susanne Korge, JVA-Direktorin Regina Grimm, der Stammheimer Ortskenner Walter Schenk, Grünen-Stadtrat Benjamin Lauber sowie Architekt und Fotograf Boris Miklautsch.

JVA nicht isoliert darstellen

„Ziel der Jury war es, ein Bild auszuwählen, dass die JVA nicht isoliert zeigt, davon gibt es genügend Fotos, sondern eines, das den Bezug der JVA zum Stadtbezirk zum Ausdruck bringt“, sagt Hechinger. Allerdings hätten sich nicht alle an die Vorgabe gehalten. „Ein nicht unerheblicher Teil hat die JVA isoliert abgelichtet.“ Da auch gute Fotos darunter waren, habe man zusätzlich fünf Sonderpreise vergeben.

Den Fotowettbewerb gewonnen hat Sylvia Friedt, sie gewinnt einen Rundflug über den Stadtbezirk. Ihr Foto zeigt einen Teil des Gefängnisses und ein Wohnhaus im Sonnenlicht. „Es verbindet Wohnen und JVA“, kommt die Jury zu dem Schluss. „Das Foto ist von handwerklich und technisch sehr hoher Qualität und transportiert einen positiven Stimmungseindruck“, heißt es in der Urteilsbegründung. Den zweiten Platz belegt Viola Hilbing , den dritten Platz Uta Ostertag. Vierter wurde Ulrich Behrend, gemeinsam Fünfte wurden Stefan Kettner und Antonin Kafka.