Edith Sitzmann (Grüne) und Claus Schmiedel (SDP) haben bei der Bildungsgewerkschaft GEW für die Reformen der Koalition geworben. Auf Gehaltserhöhungen müssen die beamteten Lehrer aber warten.

Stuttgart - Die Begeisterung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) für die grün-rote Landesregierung war in den vergangenen vier Jahren starken Schwankungen unterworfen. Auch bei der Tagung der Vertrauensleute am Mittwoch in Stuttgart zog die GEW-Landesvorsitzende eine gemischte Bilanz. Untätigkeit ist der Koalition jedoch nicht vorzuwerfen. Stolze 35 bildungspolitische Aktivitäten listete Doro Moritz auf, für immerhin 19 gab es einen nach oben gereckten Daumen, mit 16 ist die Gewerkschaft wenig bis gar nicht einverstanden.

 

Ein dicker Minuspunkt ist die Bezahlung der Lehrer. Manche Fachlehrer werden vier Gehaltsgruppen schlechter bezahlt als künftige Neueinsteiger. Das verübeln manche Gewerkschafter vor allem der SPD. „Wo ist die SPD, die früher für die sozial Schwachen da war“, schleuderte ein Fachlehrer an einer Gemeinschaftsschule bei dem Stuttgarter Treffen Claus Schmiedel entgegen, dem Chef der SPD-Landtagsfraktion. Dass Tariferhöhungen zeit – und inhaltsgleich auf die Beamten übertragen werden, forderte die GEW-Vorsitzende Moritz. Die Lehrer müssten die Reformen umsetzen: „Dazu brauchen sie gute Arbeitsbedingungen und Teilhabe an der Einkommensentwicklung“, sagte Moritz unter dem Applaus ihrer Kollegen.

Gehaltserhöhungen nur zeitversetzt

Doch Schmiedel konterte. Die Alternative, die Tarifergebnisse eins zu eins auf die Beamten zu übertragen, stelle sich aus finanziellen Gründen nicht. Beamte im Land erhielten die Erhöhungen, jedoch zeitversetzt. Schmiedel betonte auch, dass die Beamten in Baden-Württemberg im Ländervergleich der Besoldung an zweiter Stelle hinter den Bayern lägen. Zudem werde die Koalition in den kommenden zwei Jahren noch 1000 Lehrerstellen finanzieren, „dafür muss irgendwo ein Ausgleich geschaffen werden“. Edith Sitzmann, die Vorsitzende der Landtags-Grünen, versprach, die Koalition wolle die Bestandslehrkräfte stärker in den Blick nehmen.

Auch mit der Krankheitsvertretung sind die Gewerkschafter nicht zufrieden. Zwar gibt es jetzt mit 1600 Stellen 400 Stellen mehr als 2011 und rund 70 Millionen Euro für eine flexible Reserve. Doch die GEW hätte gerne mehr Stellen statt des Geldes.

Ethikunterricht vertagt

Viel wird sich im letzten Jahr der Wahlperiode nicht mehr ändern. Schmiedel und Sitzmann stellten aber in Aussicht, sich noch um die Schulleitungsprobleme an kleinen Schulen zu kümmern. Ansonsten erklärte Schmiedel die Frage der Stärkung der Schulleitungen zum „großen zentralen Thema“ der nächsten Legislaturperiode. Nicht erfüllt bleibt vor der Wahl 2016 das Versprechen der Koalition und der Wunsch vieler Lehrer, von Klasse eins an Ethikunterricht anzubieten. „Die Forderung hat aber nichts an Wichtigkeit oder Aktualität verloren“, gestand Sitzmann zu.

Trotz aller Kritik zeigt sich zumindest die Führung der GEW momentan versöhnlich gegenüber Grün-Rot. „Die GEW ist daran interessiert, dass die Reformen gut fortgeführt werden können“, sagte Doro Moritz. Jetzt sei zu fragen, „welche Konzepte hat die Opposition“. Noch habe sie nichts gehört. Davon unabhängig hat sich ein Karlsruher Gymnasiallehrer schon eine Meinung gebildet: „Grün-Rot probiert’s wenigstens. Auch wenn sie dafür Prügel kriegen ohne Ende.“