Es geht heiß her in Frank Bills „Geschmack der Gewalt“. Mit Waffen, aber auch mit blanken Fäusten kämpfen hoffnungslose Hinterwäldler gegeneinander. Sex und Drogen bestimmen ihren Alltag. Ziemlich hanebüchen, das ganze.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Amerika, du hast es schlechter. Hast einen White Trash, der draußen in den Wäldern haust, bis an die Zähne bewaffnet ist und sich volldröhnt mit Alkohol und selbstgekochtem Crystal Meth. Und der den Begriff vom Kampf ums Überleben absolut wörtlich nimmt, am besten mit bloßen Fäusten, englisch Bare-Knuckle.

 

Um so einen Bare-Knuckle-Fight dreht es sich in Frank Bills „Der Geschmack der Gewalt“. Aus mehr oder weniger lauteren Motiven nehmen Männer aus dem weiten Umkreis an dieser Donnybrook genannten Veranstaltung teil – um im Fall des unwahrscheinlichen Sieges ein Preisgeld zu kassieren, mit dem sich wohl nur ein Teil der Zahnarztkosten decken ließe, von sonstigen behandlungspflichtigen Verletzungen ganz zu schweigen.

Mit anderen Worten: Bill schildert eine hemmungslos gewalttätige Gesellschaft, deren halbwegs bürgerliche Vergangenheit nur ganz selten einmal durchscheint. Bill malt die Geschichte rund um die Figuren Jarhead, Chainsaw Angus, Liz, McGill und den chinesischen Geldeintreiber Fu Xi mit enormer Brutalität aus. Um am Ende der hanebüchenen Geschichte so etwas wie das Hohe Lied auf die Martial Arts zu singen – Kampfkünste, die der Autor selbst aktiv betreibt und für deren Vermittlung er im Nachwort seinen Lehrern dankt: „Ohne Euer Wissen, Eure Weisheit und Disziplin, die Ihr an mich weitergeben habt, hätte ich es als Schriftsteller niemals so weit gebracht.“

Noch schöner wäre es allerdings gewesen, wenn er auch bei einem Dan-Träger in den Fächern Stil und Metaphern in die Lehre gegangen wäre. Dann würden Autoreifen nicht bellen, würde kein Blut die Luft verschmieren und niemand müsste „den Geruch eines muffigen Nagers einsaugen, der in Seifenlauge gebadet war“. Von „Sargnägeln“ und Krebsbalken“ als Synonyme für Zigaretten ganz zu schweigen, ebenso von diesem Staccato-Stil, der cool daherkommen will, beim Lesen aber zunehmend nervt.

Frank Bill: „Der Geschmack der Gewalt“. Aus dem Englischen von Johann Christoph Maass. Suhrkamp, Berlin 2013. 228 Seiten, 14,99 Euro. Auch als E-Book, 12,99 Euro.