Frank Goosen erzählt in seinem neuem Roman „Förster, mein Förster“ von den Turbulenzen des Älterwerdens. In der Stuttgarter Rosenau erweist sich der Autor als begnadeter Stimmenimitator und melancholischer Fußball-Romantiker.

Stuttgart - Der nicht mehr ganz so erfolgreiche Schriftsteller Förster sollte mal wieder eine Schrift stellen. Problem: Ihm fällt nichts ein. Das kann in eine depressionsartige Krise führen. Oder aber zu einem Ausflug an die Ostsee. Zum Reunion-Konzert der verflossenen Tanzkapelle der dementen Nachbarin Frau Strobel. Unter anderem mit an Bord des VW Bulli: Die sich seit vierzig Jahren zankenden Kumpels Fränge und Brocki, der wohlstandsverwahrloste Teenager Finn und ein Hamster namens Edward Cullen.

 

So geschieht‘s in Frank Goosens neuestem Roman „Förster, mein Förster“, aus dem der Autor am Mittwoch in der Rosenau las. Zu Ehren des Fußballkolumnisten und Aufsichtsratsmitglieds des VfL Bochum hatte sich ein Trikotträger unters Publikum gemischt.

Wie sein Protagonist wird Goosen in diesem Jahr fünfzig. „Clint Eastwood und ich haben am gleichen Tag Geburtstag – vielleicht daher die Ähnlichkeit“, spekulierte der wirklich aus gar keiner Perspektive wie Eastwood aussehende Ruhrpottler. Die Kapitel seines Werks hat er kreativ aufgebaut: Unter konventionelle Prosa mischen sich Teile, die aus E-Mail-Verkehr und SMS bestehen oder wie eine Theaterszene angelegt sind.

Furcht vor den kapitalistischen Mächten im Sport

Goosen, der auch als Kabarettist agiert und im Duo mit Jochen Malmsheimer bereits 1998 den Prix Pantheon gewann, schreibt schöne Dialoge. Sein defätistisch durchs Leben trottender Förster antwortet einer Journalistin auf die Frage, mit wem er gerne einen Tag tauschen würde: „John Lennon. Der hat seine Ruhe.“ Leiht der Autor ihm seine Stimme, bröckeln die Worte eher monoton aus den Mundwinkeln. Imitiert er hingegen den aufgeregten Fränge, wird gestikuliert und eine Terz höher gesprochen.

Zudem führt der Romancier Selbstgespräche. Etwa wenn er sich beim Durchblättern seines Terminkalenders vertut: „Frank, du bist heute in Stuttgart, nicht in Karlsruhe, die reden halt nur genau gleich.“ Großäugiges Empörungsgelächter im Publikum. Den Zwischenruf „Wir spielen aber in der ersten Liga!“ quittiert Goosen trocken: „Noch.“ Klar, dass man während der Fragerunde beim desillusionierten Fußballromantiker flugs aufs runde Leder zu sprechen kommt. Die deutschen Profiligen werden die denkbar schlechteste Entwicklung nehmen, prophezeit er im Hinblick auf die kapitalistischen Mächte im Sport. Sofern er Recht hat, muss man den großartigen Sport wohl schweren Herzens irgendwann boykottieren. Immerhin bleibt dann mehr Zeit für kurzweilige Lesungen wie diese.