In der vergangenen Woche stirbt ein junger Umweltschützer in Frankreich durch eine Polizeigranate. Nun schlagen die Proteste in Gewalt um. Mehrere Menschen werden verletzt, Dutzende Demonstranten festgenommen.

Paris - Eine Woche nach dem Tod eines Umweltaktivisten ist es am Wochenende in Frankreich in mehreren Städten zu gewalttätigen Protesten gekommen. 110 Menschen wurden nach Medienberichten festgenommen, mehrere seien verletzt worden. Vor allem im westfranzösischen Nantes und im südfranzösischen Toulouse lieferten sich Demonstranten Auseinandersetzungen mit der Polizei. Frankreichs Regierung und Vertreter der Opposition verurteilten die Gewalt.

 

In den Innenstädten von Toulouse und Nantes geriet die Lage am Samstag außer Kontrolle, als einige Demonstranten das massive Polizeiaufgebot mit Steinen, Flaschen und anderen Gegenständen bewarfen. Die Beamten setzten Tränengas und offenbar auch Gummigeschosse ein, um die Menge auseinanderzutreiben. In Nantes sollen nach Angaben des Präfekten der Region Loire-Atlantik einige Flaschen mit Säure gefüllt gewesen sein. Demonstriert wurde auch in Lille, Amiens, Bordeaux, Avignon, Montpellier, Brest und Saint-Brieuc. In Dijon gingen Schaufensterscheiben zu Bruch, Wände wurden mit Parolen verschmiert.

Allein in Paris wurden am Sonntag 76 Teilnehmer einer nicht genehmigten Demonstration festgenommen. Die Polizei ging mit Tränengas gegen Demonstranten vor, bei einigen seien Hammer, Knallkörper und Brandbomben gefunden worden.

Am 26. Oktober wurde ein Umweltschützer tödlich verletzt

Am 26. Oktober war bei einer Protestveranstaltung bei Toulouse der 21-jährige Umweltschützer Remi Fraisse von einer Polizeigranate tödlich verletzt worden. Innenminister Bernard Cazeneuve untersagte daraufhin den Einsatz von Granaten bei der Polizei.

In der Sonntagszeitung „Le Journal du Dimanche“ nannte Cazeneuve die Gewaltausbrüche eine „Beleidigung des Andenkens an Remi Fraisse“. Die Schuldigen würden zur Verantwortung gezogen. Gleichzeitig mahnte Cazeneuve zur Ruhe.

Der Grünen-Parlamentarier François de Rugy verurteilte die Gewaltausbrüche ebenfalls: „Es gibt Leute, die suchen gezielt nach einer Konfrontation mit der Polizei, sie bevorzugen Gewalt. Wir waren nie darunter“, sagte er am Sonntag dem Hörfunksender Radio France Info. De Rugys Partei hatte die Regierung nach dem Tod des Aktivisten heftig kritisiert.

Umweltschützer protestieren seit Monaten gegen den Bau eines Staudamms in einem Wald rund 50 Kilometer nordöstlich von Toulouse. Fraisse’ Tod hatte die Kritik an dem millionenschweren Projekt verstärkt. Umwelt- und Energieministerin Ségolène Royal will sich am Dienstag mit allen Gesellschaftern des Projekts treffen, um das weitere Vorgehen zu beraten.