Am Freitag beginnt am Bodensee die Umweltministerkonferenz. Baden-Württembergs Ressortchef Franz Untersteller wünscht sich von Barbara Hendricks und seinen Amtskollegen ein klares Zeichen gegen Fracking.

Am Freitag beginnt am Bodensee die Umweltministerkonferenz. Baden-Württembergs Ressortchef Franz Untersteller wünscht sich von Barbara Hendricks und seinen Amtskollegen ein klares Zeichen gegen Fracking.

 

Stuttgart/Konstanz - Vor der Umweltministerkonferenz von Bund und Ländern am Freitag in Konstanz fordert Stuttgarts Ressortchef Franz Untersteller (Grüne) ein Votum gegen die umstrittene Gasfördermethode Fracking. Vom Bodensee müsse ein klares Signal gegen die Förderung von Schiefergas aus tiefen Gesteinsschichten ausgehen, sagte der Grünen-Politiker der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. Das Risiko für die Umwelt sei schlicht einfach zu groß. Es gebe zu viele offene Fragen, um etwa die Trinkwasservorkommen am Bodensee nicht zu gefährden. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und die Ressortchefs der Länder kommen am Freitag in Konstanz zusammen.

Zuvor gibt es schon ab Mittwoch Vorbesprechungen der Amtschefs. Untersteller betonte, dass im Südwesten 4,5 Millionen Menschen mit Trinkwasser aus dem Bodensee versorgt werden. Dies dürfe nicht gefährdet werden. Notwendig seien aber bundeseinheitliche Regelungen. Auch Hendricks hatte Fracking zuletzt als „falsche Antwort auf die Energiefrage“ bezeichnet und für ein Verbot plädiert. Bayerns Ressortchef Marcel Huber (CSU) baut ebenfalls auf „ein klares politisches Signal“ gegen Fracking. Der Schutz des Grund- und Trinkwassers habe höchste Priorität. „Das Einbringen giftiger Substanzen ist eine erhebliche Gefahr für die Wasserqualität.“

Die unkonventionellen Gasvorkommen in Deutschland hielten sich allen Gutachten zufolge „in überschaubaren Grenzen“, sagte Untersteller. Auch die Ukraine-Krise ändere an seiner ablehnenden Haltung nichts. Anderswo seien die Möglichkeiten anders: „Wenn man in Nord Dakota Fracking macht, trifft man auf ein paar Kojoten. Deutschland aber ist eine der am dichtest besiedelten Regionen.“

Die Kosten für den Netzausbau seien gut angelegtes Geld

Aus Sicht des Stuttgarters überschneiden sich solche Umwelt- und Energiethemen immer häufiger. „Ich würde mir wünschen, dass wir bei sowas wie der Energiewende eine Energieministerkonferenz hätten.“ Sein Ruf danach sei bisher nicht erhört worden. Auch um den wichtigen Ausbau der Stromnetze voranzubringen, wie der Grüne betonte.

Die geschätzten Kosten von 16 Milliarden Euro für den Netzausbau in den nächsten zehn Jahren seien gut angelegtes Geld. Mit riesigen Stromtrassen soll Energie vor allem aus Windkraft vom Norden in die Industrieregionen im Süden gebracht werden. Um die Akzeptanz dafür zu erhöhen, müsse man offen für Alternativen sein. „Die Erdverkabelung muss eine größere Rolle spielen, auch wenn es mit höheren Kosten verbunden ist.“ Trotz des Protestes von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) gegen eine der drei zentralen neuen Höchstspannungsleitungen ist Untersteller für die Konstanzer Konferenz optimistisch: „Ziel ist es, zu bekräftigen, dass wir den Netzausbau von Nord nach Süd brauchen, aber auch den Ausbau der Verteilnetze, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten.“

Thema in Konstanz werden auch die mit der Energiewende gestiegenen klimaschädlichen CO2-Emissionen sein, sagte Untersteller. „Wir haben die schizophrene Situation, dass wir die Energiewende machen und gleichzeitig die Emissionen steigen.“ Zudem werde so viel Strom exportiert wie selten. Es brauche eine Reform des europäischen Emissionshandels. „Es gibt keinen Anreiz, Strom in effizienten Kraftwerken zu produzieren, sondern es gibt zum Schaden des Klimas und damit aller Menschen leider einen massiven Anreiz, Strom rund um die Uhr in Braunkohlekraftwerken zu produzieren - und ihn dann zu exportieren.“