Der frühere VfB-Torhüter Franz Wohlfahrt spricht vor dem Duell zwischen Deutschland und Österreich im Brustringer-Interview über halbe Piefkes, Raphael Holzhauser und erklärt, wie er Stuttgart in seiner Heimat bekannt gemacht hat.

Stuttgart - Der ehemalige österreichische Nationaltorwart Franz Wohlfahrt hat zwischen 1996 und 2000 insgesamt 118 Bundesligaspiele für den VfB absolviert – 1997 wurde er mit den Stuttgartern DFB-Pokalsieger. Mittlerweile arbeitet der 48-Jährige beim Österreichischen Fußball-Bund als Torwarttrainer-Lehrwart und betreut die Keeper der U21. Vor dem Länderspielduell am Dienstagabend in Wien spricht Wohlfahrt im Brustringer-Interview über Martin Harnik, Raphael Holzhauser und erläutert, warum die Kluft zwischen beiden Teams seiner Ansicht nach kleiner wird.

 


Herr Wohlfahrt, die österreichischen Sportfans dürften noch immer in den Seilen hängen, nachdem es bei Olympia in London keine einzige Medaille gab. Müssen die Fußballer daher am Dienstagabend Seelenmassage betreiben, mit einem Sieg über Deutschland?
Ich glaube, dass für uns ein Erfolg gegen die DFB-Elf ähnlich schwer zu erreichen sein wird wie ein Medaillenerfolg für unsere Olympiastarter. Daher hält sich das Verlangen der österreichischen Sportwelt nach einem Sieg in Grenzen. Die Hoffnung stirbt aber zuletzt. Daher gehen wir mit dem Wunsch ins Spiel, die Deutschen ein bisschen zu ärgern, wenn bei uns alles passt. Aber der Gegner ist der klare Favorit, das haben wir in den Qualifikationsspielen zur EM 2012 mit zwei Niederlagen gemerkt.

Das Spiel in Wien genießt in Osterreich aber wie immer die höchste Aufmerksamkeit, es ist seit Tagen ein Topthema.
Das ist ganz klar. Wenn die Fußball-Nationalelf spielt, dann ist das immer ein ganz wichtiger Tag für uns. Und gegen Deutschland ist es natürlich nochmal etwas spannender – die Gründe liegen auf der Hand: Der Kleine spielt gegen den Großen, wir sprechen dieselbe Sprache, sind quasi verwandt – und was jetzt noch dazu kommt: Derzeit spielen sehr viele Österreicher in der deutschen Bundesliga.

In der Tat: Profis wie Martin Harnik vom VfB, aber auch Marko Arnautovic, Emanuel Pogatetz oder der Kapitän Christian Fuchs verdienen ihr Geld in Deutschland. Ist die Lücke zum DFB-Team, gegen das es seit 1949 nur zwei Siege gab, kleiner geworden?
Viele unserer Profis sind inzwischen Stammspieler in guten Bundesligaclubs. Daher ist die Erwartung höher. Wir haben eine gute Qualität von den Einzelspielern her – aber wir sind als Mannschaft noch dabei zu wachsen. Daher ist für unser Trainerteam um den Chefcoach Marcel Koller nicht das Spiel gegen Deutschland das Allerwichtigste. Entscheidend wird sein, was in den nächsten ein, zwei Jahren in der Entwicklung der Nationalelf passiert.