Ihre Männer wollen Ministerpräsident werden. Wer sind die drei Frauen an der Seite von Stefan Mappus, Nils Schmid und Winfried Kretschmann?  

Digital Desk: Anja Treiber (atr)

Stuttgart - Bei diesen Wahlen ist alles anders. Gleich drei Frauen haben die Chance, First Lady in Baden-Württemberg zu werden. Anders als ihre Vorgängerinnen, die sich im Wahlkampf meist dezent im Hintergrund hielten, mischen sich zumindest zwei der drei Frauen diesmal kräftig ein. Drei Biografien, drei Arten, ihre Ehemänner zu unterstützen - wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten:

 

Susanne Verweyen-Mappus: Der Politikprofi

Sie kennt das politische Geschäft aus eigener Erfahrung. Ihre Eltern waren Kommunalpolitiker. Sie selbst tritt während ihres Pädagogikstudiums in die Junge Union ein. Einige Jahre später hat sich Susanne Verweyen bereits zur Bundesgeschäftsführerin der Nachwuchsorganisation hochgearbeitet. Sie ist erfolgreich. Die Granden der Christdemokraten haben ihr politisches Talent erkannt. 1998 holt sie der damalige CDU-Landesvorsitzende Erwin Teufel nach Stuttgart. Sie wird CDU-Landesgeschäftsführerin. Seither lebt die Rheinländerin, in Kleve am Niederrhein geboren, im Südwesten. Hier lernt sie Stefan Mappus kennen, der zu dieser Zeit noch als Staatssekretär im Umweltministerium arbeitet. 2001 heiraten die beiden. Es ist die zweite Ehe für Susanne Verweyen-Mappus, ihre erste Ehe ist geschieden worden. Bereits ein Jahr nach der Hochzeit kommt Sohn Christian Leon zur Welt, 2004 folgt Benedikt Lukas.

Auch heute noch soll die 48-Jährige in der CDU gut vernetzt sein. Sie gilt als wichtigste Beraterin ihres Mannes. In einer Fernsehsendung beschreibt Stefan Mappus seine Frau als seine "mit Abstand kritischste Ratgeberin". Auch in den aktuellen Wahlkampf mischt sich die First Lady ein. Anfang März lädt sie Wähler in Bretten (Kreis Karlsruhe) und Illingen (Enzkreis) "auf eine Tasse Kaffee" ein. Zum 100. Weltfrauentag wendet sie sich in einer Videobotschaft an ihre Geschlechtsgenossinnen. Darin lässt die Frau, der der Schutz ihres Privatlebens sehr wichtig ist, auch mal Persönliches aufblitzen: "Als Frau, die über eine ordentliche Berufsausbildung verfügt und zwei noch recht kleine Söhne hat, ist mir die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sehr wichtig. Die damit verbundenen kleinen und großen Probleme im Alltag sind mir bestens bekannt." Aber damit endet der Einblick in das Verweyen-Mappus'sche Gefühlsleben dann auch.

Tülay Schmid: Der Wahlkampfjoker

Sie hat keine Parteikarriere vorzuweisen, dafür aber ein interessantes biografisches Detail: Tülay Schmid ist Tochter türkischer Gastarbeiter. Und das weiß das Ehepaar Schmid im Wahlkampf öffentlichkeitswirksam einzusetzen. Mit ihrer ganzen Persönlichkeit wirft sich die sympathische, junge Mutter für die Politik ihres Mannes in die Bresche. Geht es um das Thema Integrationspolitik, greift sie auch selbst zum Mikrofon. Auf diesem Gebiet ist sie die Expertin. "Durch mich hat Nils aus erster Hand erfahren dürfen, was es heißt, ein türkisches Gastarbeiterkind in Deutschland zu sein", erklärte sie vor wenigen Wochen vom Rednerpult der Stuttgarter Liederhalle: "Es war nicht immer einfach." Die Zuhörer wissen, wovon sie spricht, viele sind auch Migranten.

Als Kind kommt sie mit ihren Eltern nach Deutschland. Ihr Abitur macht sie allerdings bei einem Zwischenstopp in der Türkei. Der Abschluss wird in Deutschland nicht anerkannt. Sie muss das deutsche Abi nachholen, ehe sie an der Uni Tübingen Jura studiert. Die 37-Jährige ist ein Beispiel für eine gelungene Integration - und taugt zum Vorbild. Im Wahlkampf soll sie als Garant dafür auftreten, dass Nils Schmid sich als Ministerpräsident für die Probleme der Migranten einsetzen wird. Tülay Schmid ist aber über das Thema Integration hinaus sehr präsent - auch beim TV-Duell. Dort sagt Nils Schmid vor laufenden Kameras, dass er "oft auf seine Frau hört, aber nicht immer das macht, was sie sagt".

Beide haben eine kleine Tochter. Elif ist 2009 zur Welt gekommen. Einen inzwischen erwachsenen Sohn hat Tülay Schmid mit in die Ehe gebracht, Schmid hat ihn adoptiert. Beim Landesparteitag in Ulm im Oktober hat sie aus dem Nähkästchen geplaudert, dass ihr Mann Kinderlieder auf Deutsch und Türkisch singen könne.

Gerlinde Kretschmann:  Die Unterstützerin im Stillen

Sie hat man auf den großen Bühnen des Landes in den vergangenen Wochen vergebens gesucht. Anders als ihre Konkurrentinnen greift Gerlinde Kretschmann nicht aktiv in den Wahlkampf ein. Die 63-Jährige hält sich im Hintergrund, sieht sich als Unterstützung im Stillen: "Ich versuche ihn bei uns zu Hause auf einer persönlichen Ebene zu stärken." Seit 1975 sind die beiden verheiratet. Sie haben drei erwachsene Kinder, zwei Söhne und eine Tochter.

Während Winfried Kretschmann von einem Wahltermin zum nächsten quer durch das Land hetzt, steht seine Frau Gerlinde von Montag bis Freitag vor ihren Grundschulklassen und unterrichtet. Am Wochenende geht sie dann am Grünen-Infostand im Heimatort Sigmaringen für ihren Mann auf Stimmenfang. Das ist ihr nicht fremd. Sie selbst saß 15 Jahre lang in der Grünen-Fraktion im Sigmaringer Gemeinderat, bis sie 2009 ihr Mandat aufgab. Einige Jahre davon war sie Vorsitzende der dreiköpfigen Fraktion. Zehn Jahre war sie Mitglied des Grünen-Kreisvorstandes, fünf Jahre im Kreistag. Sie zählt zu den politischen Urgesteinen in Sigmaringen. Kulturpolitik, Tourismus und Schulpolitik waren ihre Schwerpunkte. Ein Thema hat sie durch all die Jahre begleitet: der verkaufsoffene Sonntag. Ob die Geschäfte öffnen dürfen oder nicht, entscheidet der Gemeinderat. Gerlinde Kretschmann hat sich entschieden dagegen gewehrt. Jedes Jahr aufs Neue. Das ist auch den anderen Fraktionsmitgliedern noch im Gedächtnis. "Dass viele Familien nur noch gemeinsam einkaufen gehen können, ärgert mich", sagt die 63-Jährige. Es gebe doch so viel sinnvollere Aktivitäten. Gerlinde Kretschmann ist in einem CDU-Elternhaus aufgewachsen. Ihr politisches Interesse wurde früh geweckt. Später hat sie sogar einmal gleichzeitig mit ihrem Vater für den Kreistag kandidiert: er für die CDU und sie für die Sozialdemokraten - die Grünen hat es damals noch nicht gegeben, erzählt sie. Aus ihrer Kandidatur ist nichts geworden. Damals.