Nur elf Prozent der Menschen, die in Deutschland an der Internet-Enzyklopädie Wikipedia mitarbeiten, sind Frauen. Sabine Keitel will das ändern und bietet dazu ein Netzwerktreffen in Stuttgart an.

Lokales: Sybille Neth (sne)
Die Internet-Enzyklopädie Wikipedia hat in Deutschland rund 7000 Mitwirkende. Davon sind nur elf Prozent Frauen. Die Referentin für den Bereich Frauen und Politik sowie für E-Learning in der Landeszentrale für politische Bildung, Sabine Keitel, ermutigt Frauen, Wikipedianerinnen zu werden und veranstaltet dazu sechs Netzwerktreffen.
Frau Keitel, Was schreckt Frauen an Wikipedia ab?
Sabine Keitel von der Landeszentrale für politische Bildung Foto: privat
Der Faktor Zeit spielt eine Rolle. Nur 15 Prozent der Wikipedianer haben Kinder. Es sind vor allem sehr junge und dann wieder ältere Menschen, die aktiv sind. Auch Rollenzuschreibungen spielen mit: Frauen haben zwar häufig die Aufgabe der Fragenden wie die vielen Talk-Show-Moderatorinnen beweisen, aber die Experten, die die Welt erklären, sind meist doch die Männer.
Aber für soziale Netzwerke haben sehr viele Frauen doch auch Zeit?
Dort werden soziale Kontakte gepflegt. Bei Wikipedia geht es um das Wissen. Frauen fühlen sich davon wenig angesprochen, weil sie gar nicht davon ausgehen, dass ihr Wissen für andere relevant sein könnte.
Ist die Mitwirkung von Frauen so wichtig?
Ja. Denn es handelt sich hier um ein faszinierendes, demokratisches Beteiligungsprojekt. Dort können alle ihr Spezialwissen und ihre Sichtweisen einbringen. Das ist eine Chance, Frauen und Frauengeschichte aktiv zu würdigen. Zum Beispiel ist bei politisch engagierten Ehepaaren meist nur der Mann erwähnt. Das hängt auch mit den Relevanzkriterien der Enzyklopädie zusammen. Wenn ein Thema schon öfters erwähnt wurde, hat es bessere Chancen drin zu bleiben. Deshalb müssen wir die Frauenthemen hier erst einmal etablieren.
Wie macht das Projekt „Wikiwoman wissen mehr“ fit für den Einstieg in die Materie?
Es richtet sich an alle Interessierten. Wikipedianerinnen berichten von ihren Erfahrungen, wir sammeln Themen und geben auch technische Tipps. Früher war es nicht so einfach, einen Artikel einzustellen. Mittlerweile kann das jeder, der mit Word umgehen kann. Trotzdem ist es beim ersten Mal gut, wenn man eine Unterstützung hat. Schön ist es auch, dass man zusammen an einem Artikel arbeiten kann.