Gelungener Start in die Frauenfußball-Weltmeisterschaft. Das deutsche Team schlug im ausverkauften Berliner Olympiastadion Kanada mit 2:1.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Berlin - Den letzten Ballkontakt hat Nadine Angerer gehabt. Die Torhüterin fing den Versuch der Kanadierinnen sicher ab, doch noch den Ausgleich zu erzielen. Allerdings stellte sich am Sonntag nach dem verdienten 2:1-(2:0-)Erfolg zum WM-Auftakt der große Jubel bei den deutschen Fußballfrauen erst mit leichter Verzögerung ein. Denn trotz ihrer Überlegenheit mussten sie am Ende den knappen Vorsprung verteidigen. Dennoch bewiesen die Gastgeberinnen in ihrem ersten Spiel der Gruppe A, dass sie zu den Topfavoriten zählen. Der nächste Schritt auf dem Weg zum dritten WM-Titel soll am Donnerstag gegen Nigeria absolviert werden.

 

Bereits vor dem Anpfiff wartete die Bundestrainerin Silvia Neid mit einer Überraschung auf. Sie entschied sich dafür, Celia Okoyino da Mbabi in die Anfangself zu stellen und dafür die erfahrene Inka Grings auf die Bank zu setzen. Okoyino da Mbabi, die heute 23 Jahre alt wird, erfüllte ihre Aufgabe sehr auffällig. Damit zeigte sie auch, dass sie über das Potenzial verfügt, zu einem der Stars dieser WM zu avancieren. Ansonsten vertraute Neid den zehn Spielerinnen, die sie vor zwei Jahren auch im siegreichen EM-Finale aufgestellt hatte. Was für die bei den Fans populäre Fatmire Bajramaj bedeutete, dass sie wieder nicht von Anfang in das Team rückte. Im linken Mittelfeld spielte Melanie Behringer.

Ein Spiel vor Rekordkulisse

Vor der Europarekordkulisse von 73.680 Zuschauern im ausverkauften Berliner Olympiastadion dauerte es dann etwa zehn Minuten, bis die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ihre Anfangsnervosität ablegte. Und fast wären die Kanadierinnen dabei nach einem Ballverlust von Simone Laudehr in Führung gegangen. Doch Christine Sinclair vergab die Riesenchance (6.).

„Wir haben anfangs zu wenig kombiniert. Deshalb sind wir schwer in das Spiel gekommen“, sagte Neid. Wie zum Beweis brauchte Kerstin Garefrekes zwei Versuche, um die DFB-Elf in Führung zu bringen. Zunächst scheiterte die Mittelfeldspielerin an der gut reagierenden Erin McLeod (10.), Sekunden später überwand sie die desorientierte Torhüterin per Kopf. Anschließend wirkten die Deutschen in ihren Offensivaktionen deutlich dynamischer als die Gegnerinnen aus Nordamerika.

Immer wieder setzten die Neid-Schützlinge auch Marie-Eve Nault unter Druck. Die kanadische Linksverteidigerin war als Schwachpunkt in der Abwehr ausgemacht worden. Das 2:0 gelang Okoyino da Mbabi, als Nault das Abseits aufhob und die deutsche Stürmerin freie Bahn hatte (42.).

Viele torgefährliche Spielerinnen

Durch diese Szene verdeutlichte das DFB-Team auch den Unterschied zu den Konkurrenten: Sie brauchen weniger Möglichkeiten. Und Neid verfügt gleich über eine ganze Reihe von torgefährlichen Spielerinnen. Zum Beispiel Alexandra Popp, die für Birgit Prinz eingewechselt wurde (56.). Die Stürmerin aus Duisburg hatte in der WM-Vorbereitung zuletzt fünf Tore erzielt, während die Rekordtorschützin Prinz leer ausging. So kommt es, dass selbst die Formation der Nationaltrainerin Carolina Morace – immerhin Sechster der Weltrangliste – die Deutschen nicht wirklich gefährdeten. Zumal sich die Gastgeberinnen nach der zehnwöchigen unmittelbaren Turniervorbereitung körperlich in einem besseren Zustand präsentierten als die Kanadierinnen.

Chancen, um das Ergebnis nach oben zu schrauben, boten sich deshalb einige. Ein Schuss von Popp streifte die Latte (65.). Laudehrs Versuch aus 25 Metern knallte an das Aluminium (77.). Die beste Möglichkeit vergab jedoch Garefrekes, die aus fünf Metern das leere Tore nicht traf (66.). Ungläubig hielt sie sich danach am Pfosten fest. Ansonsten wäre die 31-Jährige wohl am liebsten im Erdboden versunken.

Dadurch keimte bei Kanada noch einmal Hoffnung auf. Denn Sinclair verkürzte per Freistoß (82.). Für das DFB-Team war es der erste WM-Gegentreffer nach 679 Minuten. Doch noch einmal musste Angerer nicht hinter sich greifen.

Deutschland Angerer - Bresonik, Krahn, Bartusiak, Peter – Laudehr, Kulig – Garefrekes, Okoyino da Mbabi (65. Grings), Behringer (71. Bajramaj) – Prinz (56. Popp).

Kanada McLeod – Wilkinson, Chapman, Zurrer, Nault (46. Gayle) – Schmidt – Kyle (46. Parker), Matheson – Tancredi (80. Timko), Sinclair, Filigno.

Schiedsrichterin Melksham (Australien).

Zuschauer 73.680 (ausverkauft).

Tore 1:0 Garefrekes (10.), 2:0 Okoyino da Mbabi (42.), 2:1 Sinclair (82.).