Viele Dax-Konzerne stellen mittlerweile mehr weibliche Führungskräfte ein. In techniklastigen Unternehmen ist der Anteil von Managerinnen allerdings meist niedriger als in anderen Branchen.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Das Gesetz zur Förderung von Frauen in Führungspositionen zeigt erste Wirkung: Immerhin sechs der 30 Dax-Konzerne teilten am Mittwoch mit, bis 2017 mindestens eine Frau in den Vorstand berufen zu wollen. 13 Unternehmen wollen außerdem den Anteil der Managerinnen auf der ersten Führungsebene unterhalb des Vorstands erhöhen.

 

Die Berufung von Frauen in den Vorstand planen der Softwareriese SAP, der Stromkonzern RWE, die Deutsche Bank, der Nivea-Produzent Beiersdorf, der Chemiekonzern Bayer und der Sportartikel-Hersteller Adidas. Bei Bayer soll schon zum Jahreswechsel Erica Mann in die Chefetage aufrücken.

Bei 13 Dax-Konzernen sitzen bereits Frauen in der Geschäftsleitung, bei Daimler beispielsweise die ehemalige Verfassungsrichterin Christine Hohmann-Dennhardt. Elf Dax-Vorstände werden nach den am Mittwoch veröffentlichten Zahlen reine Männerdomänen bleiben oder machten dazu noch keine Angaben.

Allerdings gibt es auch eine Reihe von Dax-Unternehmen, in denen bis zum 30.6.2017 wegen laufender Verträge schlicht kein Vorstandswechsel ansteht. Bis zu diesem Datum dürfen laut „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst“ die Zielgrößen längstens laufen, für die Zeit danach müssen neue Pläne festgelegt werden. Ein Festhalten am Status quo ist ausdrücklich zulässig.

Viele Konzerne haben sich freiwillige Ziele gesetzt

Viele Konzerne verwiesen darauf, dass sie sich schon lange vor Inkrafttreten des Gesetzes im Mai freiwillige Ziele für die Steigerung des Frauenanteils in Führungspositionen gesetzt haben. 2011 waren die in der ersten Börsenliga vertretenen Unternehmen eine entsprechende Selbstverpflichtung eingegangen. Die damals festgelegten Ziele waren aber wegen unterschiedlicher Definitionen des Führungspersonals schwer vergleichbar.

Das neue Gesetz sorgt nun für mehr Klarheit: Neben einer verpflichtenden Frauenquote von 30 Prozent für den Aufsichtsrat schreibt es vor, dass in der Regel für den Vorstand sowie für die beiden Ebenen direkt darunter Ziele für den Anteil weiblicher Managerinnen festgelegt werden müssen. Allerdings konnten sich die Unternehmen anstelle des Zeitraums bis Mitte 2017 auch eine kürzere Frist setzen, was die Vergleichbarkeit wiederum erschwert: So hat die Telekom zwar zunächst nur den Status Quo festgeschrieben, dies aber nur bis Jahresende. Danach startet ein neuer, fünfjähriger Förderplan mit dem Ziel, den Frauenanteil auf den beiden Ebenen unterhalb des Vorstands bis 2020 auf 30 Prozent zu erhöhen.

Die Zielgrößen mussten nach dem Gesetz zwar bis zu diesem Mittwoch festgelegt werden, ihre Veröffentlichung war aber nicht zwingend. Die Unternehmen sind dazu erst im Rahmen ihrer normalen Finanzberichterstattung für 2015 verpflichtet.

Als Führungsetage unterhalb des Vorstands definiert der Gesetzgeber die Managementebene, die direkt an den Vorstand berichtet. Hier haben sich einzelne Dax-Konzerne einiges vorgenommen: Der Halbleiter-Hersteller Infineon beispielsweise will den Anteil der weiblichen Führungskräfte in dieser Hierarchiestufe von derzeit null auf sechs Prozent erhöhen, Heidelberg Cement plant eine Steigerung von neun auf 14 Prozent, Thyssen-Krupp von fünf auf acht und Beiersdorf von 26 auf 30 Prozent.

Unterhalb der Vorstandsebene sieht es besser aus

Auf der Managementebene darunter liegt der Frauenanteil in rund der Hälfte der Dax-Konzerne schon heute über 20 Prozent. In techniklastigen Unternehmen ist er allerdings teilweise deutlich niedriger: bei BMW, Heidelberg Cement und Siemens beispielsweise unter zehn Prozent. Die großen Unterschiede beim Frauenanteil auch in den Gesamtbelegschaften sind der Hauptgrund, warum der Gesetzgeber auf allgemeingültige Vorgaben verzichtet hat. Ausnahme ist der Aufsichtsrat, weil dort ohnehin Juristen und Finanzexperten dominieren. Die 30-Prozent-Quote für die Kontrollgremien börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen greift ab 1. Januar. „Wer noch immer behauptet, es gäbe zu wenig ausreichend geeignete Frauen, der ist geistig im vergangenen Jahrhundert hängen geblieben“, sagte Bundesjustizminister Heiko Maas.