Das Freibad von Erbstetten ist besonders bei Familien mit kleinen Kindern beliebt – ihm droht die Schließung. Wie Gemeinde und Förderverein das Bad retten wollen, lesen Sie hier.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Burgstetten - Wir machen das“, sagt die Bürgermeisterin von Burgstetten, Irmtraud Wiedersatz. Sie hat diesen leicht abgewandelten Spruch der Kanzlerin wohl ganz bewusst gewählt. Bei Angela Merkel hieß es „wir schaffen das“ – gemeint war der große Ansturm von Flüchtlingen. Bekanntlich sind aber längst nicht alle Menschen im Land davon überzeugt, dass wir das wirklich schaffen.

 

Die Bademeisterin streichelt die marode Technik, damit sie noch ein bisschen hält

In Burgstetten geht es jetzt um die Rettung des speziell bei Familien mit kleinen Kindern belieben Freibads im Teilort Erbstetten, dem die Schließung droht. In einer kürzlich präsentierten Studie heißt es, dass die dringend nötige Sanierung der beiden Becken sowie der kompletten Technikanlagen rund 1,7 Millionen Euro kosten dürfte. Das ist für die rund 3700 Einwohner zählende Gemeinde eine riesige Summe. Burgstetten schwimmt nicht im Geld, ganz im Gegenteil: Die Kommune hat mehr Schulden als viele andere im Land. Trotzdem bleibt Irmtraud Wiedersatz beim „Wir machen das.“

Sie hofft, dass die marode Technik noch ein Weilchen durchhält, möglichst bis nach der Saison 2019. Die Filteranlage könnte aber , so die Einschätzung der Experten, jederzeit den Geist aufgeben. Die Meisterin für Bäderbetriebe, Jessica Bubeck, die das Bad betreut, sagt augenzwinkernd, sie streichele diese uralte Filteranlage täglich – auf dass diese nicht zu früh schlapp macht. Zusammen mit dem Bädles-Förderverein hat die Gemeinde jetzt eine Aktion gestartet. Das Motto: „Unser Bädle darf nicht baden gehen.“

So wollen die Macher bis zu 800 000 Euro zusammenbekommen:

Das Ziel der Kampagne ist höchst ehrgeizig. Wiedersatz sagt, sie hoffe, dass mit den verschiedensten Veranstaltungen und Sammelaktionen 500 000 bis 800 000 Euro zusammenkommen, in bar oder in ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden. Nachgedacht wird unter anderem über ein Sponsorenschwimmen, bei dem zum Beispiel für jede heruntergespulte Bahn ein Euro gestiftet wird – von Privatpersonen oder von Firmen. Außerdem hofft die Bürgermeisterin, dass satte Sanierungszuschüsse vom Land fließen. Dennoch sei klar: Die Gemeinde müsse einen Kredit mit einer sechststelligen Summe aufnehmen.

Silke Schmidt vom Förderverein will sich gar nicht vorstellen, dass das beliebte Bädle eines Tagens schließen muss. Sie sei in dem Freibad quasi aufgewachsen. Größere Urlaube habe sich die Familie nicht leisten können, deshalb sei sie in ihrer Kindheit im Sommer ganz oft gekommen, zum Schwimmen und Freundinnen treffen. Schmidt ist längst selbst Mutter und erzählt, dass ihre 16-jährige Tochter sie antreibe, täglich im Bädle zu schwimmen. Solche Traditionen müssten fortleben.