Im Freibad in Fellbach ziehen die Schwimmer jetzt wieder ihre Bahnen. Die erste Besucherin sprang bei der Eröffnung bereits um 7 Uhr ins Wasser.

Fellbach - Genüssliche „Ahs“ und „Ohs“ sind am frühen Donnerstagmorgen im Freibad zu vernehmen. Die Luft hat noch nicht mal zehn, das Wasser allerdings 25 Grad – da sorgt der erste Sprung ins Außenbecken für Wonneschauer. „Extraklasse“, bescheinigt Renate Kofink dem Freibadauftakt. Sie ist die Allererste, die um 7 Uhr ins Wasser springt. „Und meine Schwägerin war die Zweite“, verrät sie. Die beiden Frauen gehören zum Stammpublikum, das im Sommerhalbjahr bei jedem Wetter täglich seine Bahnen zieht.

 

Es gibt eine Hardcore-Fraktion unter den Schwimmern

„Es gibt eine Hardcore-Fraktion, die fragt seit Anfang Februar, wann endlich das Freibad aufmacht“, bestätigt die F3-Sprecherin Birgit Steinegger, die Freibad-Sucht. Im Winter reicht den meisten ein wöchentlicher Schwimmtag. „Der Lautstärkepegel und die schlechte Luft - die Halle ist keine Alternative“, findet Kofink.

Auch Detlef Dolezal konnte die Freibadöffnung kaum erwarten. Eine Dreiviertelstunde ist er üblicherweise im Wasser, aber großen sportlichen Ehrgeiz hat er nicht: „Wir sind eine ganze Clique und schwätzen mehr, als dass wir schwimmen“, gesteht er. Andere sind deutlich ehrgeiziger – und schätzen die meditative Wirkung der immer gleichförmigen Bewegung. Stoisch ziehen die Krauler Bahn um Bahn. „Hab’ den ganzen Winter nichts gemacht“, sagt ein älterer Mann, als er japsend eine Pause einlegt. Das Ehepaar Zeh müsste eigentlich Schwimmhäute zwischen den Fingern haben. Seit sie vor 40 Jahren nach Fellbach zogen, haben sie sommers Tag für Tag das Freibad besucht. „Wir sind halt leidenschaftliche Schwimmer“, sagt Bruno Zeh. 1500 Meter legen beide pro Tag im Wasser zurück. Im Winter wechseln sie - wie etliche andere der Fellbacher Freibadgäste auch - nach Winnenden ins Wunnebad. „Dort gibt es ein 50-Meter-Außenbecken und die Karte für die ganze Wintersaison kostet nur 70 Euro“, sagt Bruno Zeh.

Ein großes „Hallo“ unter den Badefans

Gegen 8 Uhr tummeln sich etwa 15 Schwimmer im Becken. Das Wasser dampft im Licht der noch schräg stehenden Sonne. Um auf einer Bank die Sonne zu genießen ist der Wind noch zu kühl. Aber oft gibt’s ein großes „Hallo“, wenn es für Badefans nach der Winterpause ein Wiedersehen gibt. Beim Austausch der neuesten Nachrichten werden gemächlich die ersten Bahnen gezogen – man soll’s ja nicht übertreiben.

Schwimmmeister Olaf Mahnken hat Frühschicht, auch er mag den Dienst an der frischen Luft lieber. Er verrät, dass es auch Gäste gibt, die sich nicht an die üblichen Öffnungszeiten halten: Ein Wildgänse-Paar genießt am frühen Morgen oder in den späten Abendstunden ausgiebige Bäder. Man munkelt, dass sie auch keinen Eintritt zahlen. Ob sie wohl im recht spärlich bepflanzten F3-Außenbereich eine Gelegenheit zum Brüten finden? Vielen Badegästen ist noch das Entenpärchen in Erinnerung, das im alten Freibad in einem Blumenkübel brütete und der Kinderschar im Nichtschwimmerbecken das Tauchen lehrte.

Auch Cornelia Schlumberger wird ihrem noch ungeborenen Kind vielleicht mal im F3 das Schwimmen beibringen. Noch aber ist sie schwanger und freut sich auf die nächsten Wochen: „Bis zur Geburt werde ich meine Saisonkarte richtig ausnutzen“, hat sie sich vorgenommen.

Info
Der Freibadbereich im F3 hat täglich von 7.30 bis 20 Uhr geöffnet. Dienstags und Donnerstags ist Frühschwimmertag ab 7 Uhr in der Sportwelt und im Freibad.