Oberbürgermeisterin Zull stellt im Gemeinderat jedoch klar, dass die Bebauung wie beschlossen kommt. Der Widerstand in der direkten Nachbarschaft wie in Fellbach insgesamt ist offenkundig.

Fellbach - Der Widerstand in der direkten Nachbarschaft wie in Fellbach insgesamt ist offenkundig. Die Stadtverwaltung will allerdings am ohnehin vom Gemeinderat längst beschlossenen Konzept für die Neubebauung des alten Freibadgeländes nicht rütteln, wie OB Gabriele Zull jetzt im Lokalparlament klargestellt hat.

 

„Wenn ich die finanzielle Verbindung Freibadneubau und Beplanung sowie Verkauf der Flächen anschaue, dann muss ich feststellen, dass wohl schon zu Beginn nicht wirklich konsequent gedacht oder geplant wurde“, erklärte sie. Schließlich „wurden auf der einen Seite zehn Millionen Euro erwartet – und auf der anderen Seite sollte der Baumbestand in großen Teilen erhalten bleiben“. Beides zugleich, so Zull sinngemäß, lasse sich eben nicht verwirklichen.

Allzu viele Möglichkeiten für eine großzügigere Bebauung auf jenem Gelände gebe es nicht

Im späteren Pressegespräch verwies die OB einmal mehr auf den dringenden Bedarf an Wohnungen in Fellbach. Dass dafür das Freibadareal infrage komme, sei mit dem Beschluss fürs F3-Kombibad klar gewesen. Allzu viele Möglichkeiten für eine großzügigere Bebauung auf jenem Gelände, quasi um die bestehenden Bäume herum, gebe es nicht, allein schon wegen des Wurzelwerks. Zudem „haben wir dort ja nicht Unmengen von Flächen“. Allerdings sei die Bezeichnung „Wohnen im Park“ wohl nicht ganz glücklich gewählt gewesen, deutete die OB leise Kritik am seitherigen Vorgehen an.

Gabriele Zulls klare Positionierung dürfte speziell einige Anrainer an der Nordseite des ehemaligen Freibadgeländes enttäuschen. Sie hatten sich bereits im Juli 2014 zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen.

Gottfried Wolf aus dem Eschenweg, Sprecher jener Initiative, erinnert gegenüber unserer Redaktion an den Beginn der Diskussionen um die Neugestaltung des Freibadareals. Schon ganz zu Anfang habe der damalige Oberbürgermeister Christoph Palm der Initiative den „verantwortungsbewussten Umgang mit dem vorhandenen Baumbestand“ zugesagt. Auch Fraktionschef Ulrich Lenk (Freie Wähler/Freie Demokraten) habe versichert, dass die Entscheidungsträger mit diesem Areal „wirklich sorgfältig umgehen“ werden. Ziel sei, so Lenks Zusage im Februar 2015, „dass ein Großteil des wertvollen Baumbestands erhalten werden kann“.

Schon bei den Erschließungsarbeiten für die Flüchtlingscontainer brachial vorgegangen

Bei diesem „Juwel von einem Baugebiet“ (so die Skizzierung durch unsere Zeitung im März 2015) müsse sensibel vorgegangen werden. Der Begriff „Wohnen im Park“ beziehungsweise „Wohnen am Park“ sollte „nicht Etikett, sondern Anspruch sein“, so Wolf, Ehemann der Fellbacher Kulturamtsleiterin Christa Linsenmaier-Wolf. Und er erinnert daran, dass die Bäume im vor mehr als 60 Jahren erbauten alten Freibad ja noch älter seien, „und die Lindenallee besteht sogar noch länger“.

Das „Filetstück“, wie Ulrich Lenk das Areal einmal bezeichnet habe, „eignet sich nicht zur Befriedigung der Wünsche nach ausreichend preiswertem Wohnraum“. Im Übrigen sei „die Vorgabe von 200 Wohneinheiten nicht nachvollziehbar“, so die Initiative in einem Statement.

Die Initiative und auch die Baumschützer befinden sich in einer Schockstarre

Schon bei den Erschließungsarbeiten für die Flüchtlingscontainer sei „teilweise so brachial vorgegangen“ worden, dass eine Schädigung des Baumbestands gedroht habe. Baubürgermeisterin Beatrice Soltys habe als Reaktion darauf im Mai 2016 „die Erhaltung des schützenswerten Baumbestands“ als einen „wichtigen Faktor in der zukünftigen Planung“ bezeichnet.

Brachial vorgegangen – so ähnlich empfindet Wolf nun das Vorgehen der Bauverwaltung als Resultat der diesjährigen Bürgerwerkstätten. Was in den Treffen im Rathaus diskutiert worden sei, spiegle sich in der jetzigen Planung und Präsentation im Gemeinderat überhaupt nicht wider. „Das ist eine sehr seltsame Form der Bürgerbeteiligung“, urteilt er – nach dem Motto: „Man darf Sandkastenspiele machen, aber die bleiben dann ohne Auswirkung.“

Dass die Zusagen für die Schonung des Baumbestands nicht eingehalten wurden, sei „eine Riesenenttäuschung“. Die Initiative wie auch die Baumschützer insgesamt befinden sich nach Wolfs Einschätzung derzeit „in einer Schockstarre“.

Beenden könnte diesen frostigen Zustand allenfalls eine Neuorientierung in der Verwaltung und bei der Gemeinderatsmehrheit. Danach sieht es nach Gabriele Zulls Äußerungen allerdings nicht aus.