Die Stadt stellt vier Konzepte zur Zukunft ihrer Grundschulen vor – und irritiert damit ihre Bürger, die vor allem keine große Grundschule für alle drei Stadtteile haben wollen.

Freiberg/Neckar - „Zukunft braucht Zeit und Geduld, aber man muss wissen, wann das Fenster offen steht und man durchklettern muss“, sagte Wolf Krämer-Mandeau. Er hat im Auftrag der Stadt Freiberg ein Konzept zur Zukunft der Grundschulen in der Stadt ausgearbeitet. Am Donnerstagabend stellte er es im Prisma vor. Die anwesenden Bürger reagierten irritiert auf seine Vorschläge, beispielsweise die Schließung einer Schule oder der Neubau einer großen Gesamt-Grundschule, in die alle drei Schulen zusammengelegt werden sollen.

 

Für den Bürgermeister Dirk Schaible steht das Fenster für die Grundschulentwicklung jetzt offen: Die Steuereinnahmen sprudeln, die Kindergärten hat die Stadt bereits saniert, und die weiterführende Oscar-Paret-Schule soll westlich des Rathauses neu gebaut werden. Jetzt wolle die Stadt auch in die Grundschulen investieren, „um ein lückenloses Bildungs- und Betreuungsangebot anbieten zu können“, sagte Schaible. Die Bürger sollen sich am Planungsprozess bei einem Workshop beteiligen können, ehe der Gemeinderat im Sommer entscheidet.

Die Lernkultur hat sich geändert

Freiberg macht damit den ersten Schritt auf einem Weg, den viele Kommunen noch gehen müssen. Denn die Grundschulen müssen sich an eine veränderte Lernkultur anpassen: Medienerziehung, individuelles Lernen, Ganztagesbetreuung und Inklusion sind die großen Punkte des neuen Bildungsplans Baden-Württembergs. Im kommenden Schuljahr soll er in Kraft treten. Die Schulen sollen sich damit wegentwickeln vom reinen Unterrichtsraum hin zum Lebensraum.

Daran ist in Freiberg derzeit noch nicht zu denken. „Wir platzen aus allen Nähten“, sagt Rosemarie Müller, die geschäftsführende Schulleiterin der drei Grundschulen in Freiberg. Schon jetzt müssten Kinder für die Kernzeitbetreuung in Containern untergebracht werden. Auch in anderen Bereichen habe die Stadt in der Vergangenheit eher „Flickschusterei“ betrieben als langfristige Lösungen zu bieten. Doch jetzt reichten „Mini-Werkraum, Mini-Küche und Mini-PC-Raum“ in den Schulen nicht mehr aus.

Freibergs Schülerzahlen sinken

Wolf Krämer-Mandeau sah bei seiner Präsentation die drei Freiberger Grundschulen als „Flickenteppich“ von Gebäuden. Auf der einen Seite bräuchten die Schulen größere Räume wegen der Ganztagesbetreuung. Andererseits sei vom Jahr 2019 an mit einem Schülerrückgang zu rechnen. Während heute 571 Schüler an den drei Schulen seien, gehe deren Zahl bis zum Jahr 2026 voraussichtlich auf 504 zurück. Damit könnten nicht mehr alle drei Schulen jedes Jahr zwei Schulklassen bilden.

Für die Zukunft von Freibergs Grundschulen hatte Krämer-Mandeau vier Vorschläge. Erstens: eine Sanierung der drei Schulen im laufenden Betrieb, was die Stadt etwa 11,3 Millionen Euro kosten würde. Zweitens: die Schließung einer Schule und der Ausbau einer anderen im laufenden Betrieb. Drittens: der Neubau aller drei Schulen hintereinander am bisherigen Standort. Hier veranschlagte er 18,2 Millionen Euro als Kosten. Und viertens: der Neubau einer größeren Grundschule für 500 Schüler, in die alle drei bisherigen Schulen zusammengelegt werden. „Ich empfehle, nicht die kleinere Lösung zu wählen“, gab er den Zuhörern noch mit.

Vor allem der vierte Vorschlag löste bei den Bürgern Irritation aus, ein Familienvater sprach von der „Mega-Grundschule“. Krämer-Mandeau nannte weder Kosten noch einen möglichen Standort. Dirk Schaible beschwichtigte: „Der große Klotz im Zentrum ist genau das, was wir nicht wollen.“ Zudem betonte er, dass die Bürgerbeteiligung ein „ergebnisoffener Prozess“ sei und deswegen noch nicht nach einem Standort gesucht worden sei. Die Bürger blieben dennoch skeptisch, beispielsweise in Bezug auf die Verkehrsanbindung. Beim Workshop am 14. März sollen sie Gelegenheit haben, die Vorschläge Krämer-Mandeaus zu diskutieren.