Das Eschbach-Gymnasium ist jetzt 40 Jahre alt. Der Festakt war kein gewöhnlicher: „Eschbach hat Flügel“ wurde gekalauert. Denn der neue Flügel ist präsentiert worden. Außerdem zeigte die Medien-AG den neuen Schulfilm.

Mühlhausen - A

 

ngesichts der stattlich bestückten Liste von Beiträgern hätte auch dieses Schuljubiläum im gewohnten Fahrwasser von mehr oder weniger feierlich-gewichtigen Reden verlaufen können. Am Eschbach-Gymnasium Freiberg (EGF) aber kam es anders. Und das lag an einer Malaise, die sich schon länger abgezeichnet hatte und schließlich vom Klavierbauer vor mehr als einem Jahr auf den Punkt gebracht worden war: „Der macht es nicht mehr lange“, befand der gute Mann zu dem von ihm untersuchten Flügel – und löste damit eine Welle von Initiativen und Spenden aus, in deren Folge nun ein neuer Flügel angeschafft werden konnte: pünktlich zum Schuljubiläum.

„Eschbach hat Flügel!“ wurde so das leicht gekalauerte Motto, von dem sich alle denn auch angemessen beflügelt zeigten. Vorneweg der Schulleiter Christoph Zauner, der mit ungerührter Mine die öffentliche „Erstbespielung“ des brandneuen Yahama-Flügels vornahm: mit dem legendären Stille-Stück 4’33 von John Cage, hier komprimiert auf „0’40“, also auf je eine Sekunde Schweigen pro Jahr Lebensjahr des Gymnasiums. Das zeigte in der offenen Aula der Schule nicht nur, wie geräuschvoll Stille sein kann, sondern versetzte die ganze Festgesellschaft in anhaltende Heiterkeit – und animierte dazu, die fälligen Reden aufs Nötigste einzudampfen.

Schreiben mit Loriot-haften Zügen

Der Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann lobte, wie sich das Gymnasium „in Stuttgart einen Namen gemacht“ habe, zudem das außerschulische soziale Engagement der Schule, etwa die Besuche in den nahen Pflegeheimen. Ziegen und Schafe rückte Martin Brück vom Regierungspräsidium ins Blickfeld mit einem Brief aus dem Jahr 1982, in dem die Schulbehörde das Begehren, angesichts des vielen Grüns ringsum einen kleinen Schul-Schafstall zu bauen, in schöner Ausführlichkeit abschlägig beschieden hatte. Ein Schreiben aus dem Archiv mit aus heutiger Sicht Loriot-haften Zügen. Angesichts anhaltender Ziegenhaltung meinte Zauner nur knapp: „Das Schreiben hat uns nie erreicht.“

Überwältigend nannte die hiesige Bundestagsabgeordnete Karin Maag die Resonanz auf die Initiative zum Spendensammeln. Sie hatte sich an deren Spitze gestellt und mit der Summe von 10 000 Euro den größten Batzen für den 24 000 Euro teuren Flügel zusammengebracht. 7000 hatte die Schulgemeinschaft zusammengekratzt, den Rest bescherten über ein Dutzend Spender: Stiftungen, Elternbeirat, Piano-Fischer oder der Förderverein, der 2000 Euro beisteuerte. Dessen Vorsitzende, Altstadträtin Ursula Pfau, sang das Hohe Lied auf das „erfolgreiche ESG“ und erinnerte mit einem Halbsatz daran, dass das auch schon mal anders war: mit nur der Hälfte der aktuell fast 800 Schüler.

Medien-AG präsentiert neuen Schulfilm

Ein wenig Wasser in den Wein der aktuellen Erfolgsgeschichte goss Schülersprecher Michael Huyn, der Defizite im inneren Zusammenhalt der Schülerschaft beklagte, sogleich aber im Schulterschluss mit der SMV, der Schülermitverwaltung, die Initiative „Schule ohne Rassismus“ vorstellte. Auch mit dem Ziel, „ein wenig von unserem Gemeinschaftsgefühl zurückzubekommen“. Motto der Aktion: „Einheit durch Vielfalt“. Dafür bekamen die beiden Schülervertreter ebenso großen Beifall wie die jungen Begabungen, die den neuen Flügel zwischendurch warmgespielt hatten.

Der Schulleiter schloss sich dem Appell an und betonte, dass ihm aus vielen Gründen und trotz vieler Herausforderung nicht bange sei um die Zukunft der Schule – und streifte dann gut gelaunt das symbolstarke, neue Schul-Shirt über mit der Aufschrift: „Eine Schule, hundert Kulturen“. Der so informative wie witzige neue Schulfilm der Medien-AG rundete den Festakt ab.

Dann wurde gefeiert, drinnen und draußen. Mit Spielstraßen, Grillage und Schulrallye, mit Kunstaktionen, Tanz und Modenschau, aber auch mit Länderstationen, in denen das Leitmotiv „Einheit durch Vielfalt“ auch bildhaft greifbar wurde. Den Schlusspunkt setzte das große Sommerkonzert, in dem „der Neue“ natürlich eine Hauptrolle spielte. Ordentlich beflügelt befand man sich so schon fast auf dem Weg ins nächste Jahrzehnt, also in der unmittelbaren Zukunft, den Großen Ferien. Und alle wussten nun: „Das Eschbach hat Flügel!“