Die Plakate zur Freierkampagne der Stadt sorgen für Unmut unter den Vaihinger Bezirksbeiräten. Kinder könnten die vulgäre Wortwahl als selbstverständlich ansehen und nachahmen. Sie fordern, zumindest zwei der Plakatmotive nicht im Bezirk aufzustellen.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Eindeutige Wortwahl und drastische Slogans kennzeichnen die aktuelle Plakatkampagne der Stadt, die zur Bekämpfung von Zwangs- und Armutsprostitution aufruft. Man habe sich mit der Sprache auf die Ausdrucksebene begeben, „die Freier untereinander pflegen und im Kopf haben“, hat Oberbürgermeister Fritz Kuhn die Wortwahl erläutert. Und so prangen im Stuttgarter Stadtgebiet nun Plakate mit den Slogans „Willst du der Mann ihrer Albträume sein?“, „Kondome benutzt man, Frauen nicht“, „Nutten sind Menschen“ und „Die Würde des Menschen ist auch beim Ficken unantastbar“.

 

Besonders die beiden letztgenannten stoßen den Vaihinger Lokalpolitikern sauer auf. „Diese beiden Motive sind eindeutig vulgär und nicht akzeptabel“, sagte Volker Weil von der FDP. Er hat zusammen mit seiner Fraktionskollegin Angelika Bischoff-Duffke und dem CDU-Vertreter Ulrich Bayer in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats einen Antrag gestellt, diese beiden Plakate nicht im Stadtbezirk aufzustellen.

Plakate dürfen auch neben Schulen aufgehängt werden

Die Wortwahl führe zur Verrohung des Sprachgebrauchs. „Auch wenn diese Begriffe nicht unbekannt und in einigen Kreisen gebräuchlich sein sollten, so sind sie im allgemeinen Sprachgebrauch derzeit nicht üblich“, heißt es in der Begründung des Antrags.

„Kinder sehen die Plakate im Straßenraum und gehen davon aus, dass die Wortwahl üblich ist“, befürchtete Weil. Denn die Plakate dürfen überall aufgehängt werden, auch neben Schulen, ergänzte Bayer. „Die Kampagne an sich wäre sehr gut, aber es ist unglücklich, wie sie jetzt umgesetzt wird“, sagt der CDU-Sprecher. Die Antragssteller seien „durchaus bereit, geeignetere Maßnahmen zur Bekämpfung von Zwangs- und Armutsprostitution im Stadtbezirk Vaihingen zu unterstützen“, heißt es in der Antragbegründung.

Wortwahl regt zur Diskussion an

„Das ist ein kontroverses Thema“, sagte Eyüp Ölcer (Freie Wähler). „Die Idee dahinter ist sicherlich gut, aber die Ausführung ist mangelhaft. Man kann das auch anders formulieren. Die jetzige Wortwahl geht zu weit“, so Ölcer. Linus Fuchs (SPD) sah die Plakate ebenfalls kritisch, insbesondere, wenn Kinder sie sehen. „Als Stadt muss man solche Begriffe nicht in die Gesellschaft tragen“, sagte Fuchs.

Edith Weitbrecht (Grüne) betonte, dass die Plakate in der gewählten Sprachwahl zur Diskussion anregen. „Die Plakate erschrecken zuerst, aber man spricht darüber“, sagt Weitbrecht. Und darum gehe es letztlich, denn Frauen, die von Zwangs- und Armutsprostitution betroffen sind, gebe es schließlich. „Kinder können die Wortwahl nicht einschätzen“, fügte Robin Garcia Victoria hinzu. Es liege an den Eltern, ihren Kindern zu vermitteln, dass man diese Worte nicht benutzt.

Letztlich stimmten neun Bezirksbeiräte bei fünf Gegenstimmen für den Antrag, in Vaihingen auf die genannten Plakate der Kampagne zu verzichten.