Der Lebensstil ist vorwiegend grün und gesundheitsbewusst, bürgerliche Tugenden liegen im Trend. Doch der Freiheitsindex hat auch einen Wermutstropfen, denn viele Deutsche haben das Gefühl, ihre Meinung nicht mehr frei äußern zu können.

Berlin - Für die Deutschen ist Freiheit wichtiger als Werte wie Gleichheit, Gerechtigkeit und Sicherheit. Zu diesem Ergebnis kommt der „Freiheitsindex Deutschland 2016“ des Heidelberger John Stuart Mill Instituts, der am Dienstag in Berlin präsentiert wurde. Allerdings nehmen die Sehnsucht nach Gleichheit und die Forderung nach Verboten leicht zu. Zwar sei die gesellschaftliche Wertschätzung der Freiheit in diesem Jahr nur leicht angestiegen, aber erstmals seit Beginn der Erhebung 2011 sei die Freiheit im Übergewicht gegenüber den konkurrierenden Werten.

 

Während das subjektive Freiheitsgefühl der Untersuchung zufolge stärker geworden ist, herrscht im Bezug auf die freie Meinungsäußerung eine angespannte Atmosphäre. Zwar ist eine Mehrheit der Befragten (62 Prozent) der Ansicht, dass sie ihre politische Meinung frei sagen kann. Allerdings ist das der niedrigste Wert seit 1990.

Bio- und Fitnesswelle

Gut ein Drittel (34 Prozent) der Befragten sieht die westliche Kultur bedroht - maßgeblich durch Zuwanderung (40 Prozent), den Islam (32 Prozent) und Terror (21 Prozent). Eine große Mehrheit aller Befragten (80 Prozent) sieht die Gleichberechtigung von Mann und Frau als wesentlichen Teil der westlichen Kultur. An zweiter Stelle steht die freie Meinungsäußerung (74 Prozent), Platz drei belegt das Fehlen von Selbstjustiz und dass der Staat für Gerechtigkeit sorgt (72 Prozent).

Die Forscher machen außerdem eine aktuelle Bio- und Fitnesswelle aus. Der Lebensstil sei vorwiegend grün und gesundheitsbewusst. Eine überwiegende Mehrheit der Befragten (92 Prozent) ist der Überzeugung, dass Bio-Produkte angesagt sind; gefolgt von Fitness (91 Prozent) und Sport treiben (89 Prozent). Alkohol zu trinken, halten hingegen nur 42 Prozent der Deutschen für modern.

Klassische Tugenden im Trend

Gleichzeitig beobachten die Wissenschaftler eine Rückkehr zu klassisch bürgerlichen Tugenden. Mit Blick auf die Erziehungsziele bei Kindern stehen an erster Stelle „Höflichkeit und gutes Benehmen“, gefolgt von „Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen“. Ein Wiederaufleben von Religion gebe es allerdings nicht. Für 62 Prozent der Befragten ist es „out“, in der Öffentlichkeit zu beten. Der Zeitgeist in Deutschland 2016 sei „grün, gesund und bürgerlich“, fassen die Wissenschaftler zusammen.