Projektentwickler wollen die Ortsmitte umgestalten. Ob die Grundstückseigentümer mitziehen, ist offen.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Stuttgart-Stammheim - Es kommt Bewegung in die gewünschte Umgestaltung des Freihofplatzes. Gabriele Hübner von der städtischen Wirtschaftsförderung präsentierte den Stammheimer Bezirksbeiräten am vergangenen Dienstagabend einen potenziellen Investor: Die Activ-Group aus Schemmerhofen bei Biberach. Deren Böblinger Niederlassungsleiter, Marc Bosch, und Bernd Klebelsberg von der Architektenpartnerschaft Stuttgart (ARP) stellten den Stammheimer Kommunalpolitikern ihr Konzept für einen neu gestalteten Freihofplatz vor.

 

Auf der Basis einer vom Bezirksbeirat favorisierten Vorstudie hatten sich die Investoren überlegt, wie das Gebiet zwischen dem Rathaus und der Endhaltestelle wirtschaftlich sinnvoll genutzt und obendrein attraktiver gestaltet werden kann. „Was wir Ihnen vorstellen, ist für uns umsetzbar“, sagte der Niederlassungsleiter „Es geht heute um die Frage, ob Sie mit der Grundkonzeption einverstanden sind.“ Falls ja, würde man auf der Grundlage der vorgestellten Pläne das Gespräch mit den Grundstückseigentümern suchen, um mit ihnen eine Einigung zu erzielen.

Architekt: „Wir planen nicht zu mächtig, aber auch nicht winzig“

Konkret stellen sich die Investoren auf dem Areal verschiedene Nutzungen vor: Es soll einen länglichen Hauptbaukörper geben, an dessen beiden Enden sich je ein rechtwinkliger Flügel anschließt. In diesem Neubau könnten im Erdgeschoss fünf, frei einteilbare Ladeneinheiten mit insgesamt 1000 Quadratmetern Grundfläche Platz finden. Im ersten Stockwerk könnten auf einer Gesamtfläche von 840 Quadratmeter Praxen, Büros und eine Kindertagesstätte untergebracht werden. Auf den beiden Stockwerken darüber sind Wohnungen vorgesehen. Je nach Zuschnitt zehn Stück auf 800 Quadratmeter sowie im Dachgeschoss sechs Wohnungen auf 600 Quadratmeter; Anzahl und Größe variabel.

Angrenzend an den Hauptbau soll es einen rund 1200 Quadratmeter großen Lebensmittelmarkt geben, darin drei weitere kleine Geschäfte und einen Getränkemarkt – zusammen 340 Quadratmeter groß. Als Außenbereich für die Kinder könnten Teile des Lebensmittelmarkt-Flachdaches genutzt werden; immerhin stünden so bis zu 1200 Quadratmeter zur Verfügung.

„Unsere Studie zeigt, was darstellbar ist. Wir planen nicht zu mächtig, aber auch nicht winzig“, erklärte Architekt Klebelsberg. Die Ausmaße der Gebäude orientierten sich am Bestand und seien im Rahmen des Planungsrechtes. „Die Anlieferung für den Lebensmittelmarkt würden wir über die Kornwestheimer Straße abwickeln.“

Der Großteil der Bezirksbeiräte begrüßte die Entwürfe

Über die konkrete Gestaltung des Freihofplatzes habe man sich noch keine detaillierten Gedanken gemacht. „Wenn wir bauen, dann wird auch der Platz beansprucht und wieder in der dann gewünschten, neuen Form hergerichtet werden“, sagte Marc Bosch. „Wir werden uns an diesen Kosten beteiligen.“ Potenzielle Mieter für den Lebensmittelmarkt gebe es, konkrete Namen wollte Bosch öffentlich noch keine nennen. Aber: „Wir reden von den Top 3 der jeweiligen Branchen.“

Der Großteil der Stammheimer Bezirksbeiräte begrüßte die Entwürfe und bezeichnete sie als „sehr positiv“ und „sympathisch“. Kritik äußerte jedoch Klaus Joos von den Freien Wählern. „Ich könnte mir etwas Besseres vorstellen als einen Supermarkt und Wohngebäude.“ Ellen Breitling (SÖS/Die Linke) wunderte sich lediglich über die Größe des Lebensmittelmarktes. „Warum sind es nicht nur 800 Quadratmeter?“, fragte sie. Dazu nahm Gabriele Hübner Stellung: „Wir haben diese Diskussion an vielen Standorten in Stuttgart. Nachhaltige Gewerbeflächen haben Sie nur dann, wenn Sie mindestens 1200 Quadratmeter anbieten können. Darunter bekommt man keine Top-Bewerber.“

Zwei Punkte stehen für die Investoren im Fokus: die langfristige Wirtschaftlichkeit des Vorhabens und die Nachfrage an Flächen. „Wir würden nicht hier sitzen, wenn nicht beides der Fall wäre“, sagte Bosch. Optimistisch äußerte er sich auch mit Blick auf die notwendige Zustimmung der Grundstückeigentümer – immerhin befinden sich alle Gebäudeflächen in privatem Besitz. „Wir glauben an eine Einigung auf der Basis unseres Entwurfes.“ Auf die Eigentümer werde man nun zugehen. „Wir werden versuchen Lösungen zu finden, die für beide Seiten wirtschaftlich verträglich sind.“ Möglichst zum Jahresende soll es eine Zwischenbilanz geben, wie diese Verhandlungen gelaufen sind.