Nach zwanzig Jahren gibt Volker Gehrung die Kommandantur der Freiwilligen Feuerwehr Heumaden ab. Von 30. Januar an hat er bei der Truppe dann nicht mehr das letzte Wort. Doch jetzt sei es einfach der richtige Zeitpunkt.

Heumaden - Wenn er lacht, dann lacht er richtig. Ansonsten blickt er sein Gegenüber ernst und aufmerksam an. Volker Gehrung kann halbe Sachen nicht leiden. So erklärt sich, wie aus einer Möglichkeit, sich vor dem Wehrdienst zu drücken, eine mehr als 40-jährige Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr Heumaden und eine 20 Jahre währende Kommandantur werden konnte. Letztere endet am 30. Januar. Gehrung übergibt den Posten dann an seinen ersten Stellvertreter Harald Schmidt.

 

Und auch wenn Gehrung durch seine Ausbildung weiter Gruppen- und Zugführer bleibt, muss er sich doch wieder zwischen den anderen aktiven Mitgliedern einreihen. „Wir entscheiden zwar vieles demokratisch, aber der Kommandant hat doch das letzte Wort. Das habe ich dann nicht mehr“, antwortet Gehrung auf die Frage, was ihm von Februar an fehlen wird. „Die Jungen sind schon ganz scharf darauf, den Ex-Kommandanten ein bisschen rumzuschubsen“, sagt Gehrung und lacht bei dem Gedanken daran so schelmisch, als gehöre er selbst noch zur Jugend der Abteilung.

Rationale Entscheidung

Doch eben weil der 56-Jährige das nicht mehr tut, legt er sein Amt zum Ende des Monats nieder: „Mir war einfach klar, dass es jetzt am besten ist. Ich hätte noch kandidieren können. Aber ich habe eben jetzt gute Nachfolger, die Lust haben“, sagt Gehrung. Rationale Entscheidungen zu fällen gehört zur Kommandantur dazu, es passt also, wenn sie auch durch eine solche beendet wird.

Dass Volker Gehrung allerdings die Männer, Frauen und den Nachwuchs der Freiwilligen Feuerwehr Heumaden über eine so lange Zeit anführte, war nicht allein seine Entscheidung. Dreimal wurde er wiedergewählt, meist nahezu einstimmig. „Ich habe immer versucht, gerecht zu sein“, sagt Gehrung. In Bezug auf seinen Sohn Andreas, der sich ebenfalls in der Wehr engagiert, musste er sich dabei bisweilen etwas mehr anstrengen, Gerechtigkeit walten zu lassen: „Ich musste schon aufpassen, dass ich zu ihm nicht strenger bin als zu anderen.“

Der Asylheim-Brand bleibt hängen

Das scheint ihm meistens gelungen zu sein. An der Wand hinter dem Esstisch hängt eine von Tochter Melanie zusammengestellte Collage mit Familienfotos. Eines davon zeigt Vater und Sohn erschöpft aber lachend in Einsatzuniformen, die behelmten Köpfe dicht nebeneinander. Das Foto ist nach einem Einsatz am 25. August 2012 entstanden – dem eindrücklichsten Einsatz, den Volker Gehrung in seiner Zeit bei der Feuerwehr erlebt hat. „Es war morgens kurz vor 5 Uhr, als der Einsatz losging. Im Auto hat man es schon gerochen, dass irgendwo ziemlich was brennt“, gibt Gehrung seine Erinnerungen wieder. Es war das Asylheim an der Kirchheimer Straße, das lichterloh brannte.

Über Funk erfuhren Gehrung und seine Truppe, dass noch Personen im Gebäude seien. „Normalerweise redet im Einsatzfahrzeug alles durcheinander. Das war auch da so. Als wir dann aber den Stich hochgefahren sind, war plötzlich Totenstille.“ Die Heumadener waren damals die ersten am Unglücksort. Das Tor war abgeschlossen, die Feuerwehrmänner hatten Schwierigkeiten, reinzukommen. Außerdem kamen die aufgeregten Menschen aus dem brennenden Gebäude auf die Helfer zugeströmt. Die Frage, ob er selbst schon einmal bei einem Einsatz Angst hatte, verneint der scheidende Kommandant. „Aber man überlegt sich genau, ob das, was man gerade tut, richtig ist. Denn man entscheidet ja doch über Leben und Tod.“

Ehrenamtliches Engagement

Im beruflichen Alltag entscheidet der gelernte Handelsfachwirt als Niederlassungsleiter bei Dresselhaus in Urbach über Schrauben und andere Befestigungsteile. Dass es einer auch beruflich weit bringt, der mit Freunden ein Jugendhaus gründet, der bei der Jungen Union stellvertretender Kreisvorsitzender wird, einer, der im Bezirksbeirat sitzt und ehrenamtlich eine Feuerwehr anführt, ist beachtlich. Aber Volker Gehrung ist auch einfach kein Freund halber Sachen.