Vor kurzem hat an der Strohgäustraße 10 Stuttgarts erste 3-D-Minigolfanlage eröffnet. Drei Mitarbeiter der Nord-Rundschau haben bei Schwarzlicht und mit den passenden Brillen eine Proberunde gedreht.

Zuffenhausen - Draußen regnet es Bindfäden, es ist grau in grau: ein guter Tag für einen Besuch im Black Light Stuttgart. Denn wer durch den schwarzen Vorhang geht und die Halle mit der Schwarzlicht-Minigolfanlage an der Strohgäustraße 10 mitten im Zuffenhäuser Gewerbegebiet betritt, der findet sich für zwei oder drei Stunden in einer bunten Welt wieder. Es ist die einzige derartige Anlage in Stuttgart.

 

Tropische Raubtiere schleichen durch eine an die Wände gemalte Dschungel-Szenerie, ein Riesenkrebs streckt einem die Scheren entgegen, bunte Südseefische scheinen mitten durch die Minigolf-Anlage zu schwimmen, ein Haifisch bleckt die Zähne und eine Wasserschildkröte paddelt gemächlich durchs imaginäre Meer. Eine eigens entwickelte 3D-Brille macht solche Effekte möglich und erweckt die von der Künstlergruppe „The good hand“ für die 750 Quadratmeter große Fabrikhalle entwickelte Südsee-Kulisse quasi zum Leben. „Ich entdecke hier selbst jedes Mal etwas Neues“, sagt Michael Steck, der mit seiner Lebensgefährtin Nicole Winkler die Anlage betreibt und sich damit einen Kindheitstraum erfüllt hat. Der 52-Jährige führte in den Räumen früher eine Videothek. Als das Geschäft mit den Videofilmen noch brummte, hatte er zahlreiche solcher Filmverleihläden. Doch irgendwann war damit kein Geld mehr zu verdienen.

Eine neue Geschäftsidee musste her: Weil Michael Steck in seiner Jugend mit den Kumpels gerne auf den Minigolfplatz ging, entwickelte er das Projekt mit dem Schwarzlicht-Parcours in der Halle. Vorbilder gab es bereits in anderen Städten. Loopings, Pyramiden, Tunnels und Rampen sollte die 18-Loch-Anlage haben. Und das Ganze dann noch unter Schwarzlicht und mit Musik aus Lautsprechern. Doch um sein Konzept realisieren zu können, musste der gelernten Bankkaufmann erst einmal einen Hindernisparcours der besonderen Art durchlaufen. Etwa ein Jahr habe es gedauert, bis er alle behördlichen Genehmigungen für die Umnutzung beisammen hatte. Für Unternehmer seien Projekte mit einer so langen Vorlaufzeit und so großem bürokratischen Aufwand ein viel zu hohes Risiko, beklagt er. Zu der Hallenmiete musste Steck noch zusätzlich in den Umbau einen „mittleren sechsstelligen Betrag“ investieren, sagt er. Denn am Interieur zu sparen, kam für ihn nicht in Frage. Die 18 Bahnen in bunt umrandeten Farben sind quer im Raum verteilt. Zudem gibt es Pit-Pat, quasi die Mini-Variante von Minigolf, die auf Billard-Tischen mit einem Queue gespielt wird. Und einen Hindernisparcours mit Laserstrahlen.

„Jede der 18 Minigolf-Bahnen kann man mit einem Schlag schaffen“, sagt Steck und spricht dabei aus eigener Erfahrung. Unsere Mitarbeiter Georg Friedel, Bernd Zeyer und Nele Günther haben die Probe aufs Exempel gemacht. Dabei fungiert Kollege Friedel sozusagen als Mentor: Seit vielen Jahren ist er auf den Golfplätzen dieser Welt zu Hause, als „Profi“ hat er einen eigenen Schläger mitgebracht – einen Putter, der beim normalen Golf zum Einlochen dient. Dennoch ist er mit den Bedingungen vor Ort nicht ganz zufrieden. „Die Bahn fühlt sich schief an“, sagt er, als er auf Bahn zwei bereits den vierten Schlag hinter sich gebracht hat, während die beiden Kollegen den orangefarbenen Ball ohne viel Mühe jeweils mit zwei Schlägen ins Loch befördert haben. Immerhin: Mit dem fünften Schlag findet auch Friedels Ball sein Ziel, eine demütigende „Sieben“ (diese Zahl wird aufgeschrieben, wenn man es nicht schafft, innerhalb der maximal sechs erlaubten Schläge einzulochen) bleibt ihm erspart. Zeyer nicht. Als es darum geht, den Ball per Rampe in eine Art Blumentopf zu befördern, landet das Spielgerät immer wieder außerhalb der Bahn – was den einen oder anderen Kraftausdruck nach sich zieht. „Fluchen ist laut Etikette nicht erlaubt“, ermahnt Friedel den Kollegen.

Ein Hindernisparcours der besonderen Art

Am Ende gewinnt der Profi

Praktikantin Nele Günther zeigt ihren beiden mehr als doppelt so alten Kollegen zunächst, wo der Hammer hängt. Nach der Hälfte des Parcours liegt sie in Führung, was Zeyer und Friedel nur schwer akzeptieren können. „Du haust drauf, ohne groß zu überlegen, und hast dabei immer Glück“, sagt Zeyer. Er und Friedel schauen sich die einzelnen Bahnen ganz genau an und berechnen im Voraus, wo man welche Bande treffen muss. So agieren Profis. Klammheimliche Freude macht sich bei Beiden breit, als sie für Günther gleich zweimal hintereinander die „Sieben“ in den Block schreiben können. Besonders Zeyer freut sich, dass er den Ball einfach rechts an einem Tunnel vorbeigespielt und danach eingelocht hat. Die junge Kollegin hingegen hatte vergeblich versucht, den direkten Weg durch den Tunnel zu nehmen. Vorausschauendes Handeln zahlt sich eben aus. Der Doppel-Siebener bricht Günther sozusagen das Genick: Am Ende stehen für sie 64 Schläge im Block, bei Zeyer sind es 56. Zwei weniger braucht Friedel, er kann sich eine Siegergeste nicht verkneifen und hält den letzten eingelochten Ball triumphierend zwischen zwei Fingern in die Luft. Was seinen Kollegen dazu veranlasst, Friedel auf den aktuellen Bahnrekord hinzuweisen. Der liegt bei 32 Schlägen und gehört, wie Zeyer gerne betont, einem Golfer.