Die Verantwortlichen für das Pädagogisch-kulturelle Centrum (PKC) kommen zu einer Krisensitzung zusammen. Sie müssen entscheiden, wie die Zusammenarbeit zwischen den amtierenden Geschäftsführerinnen und ihrem Vorgänger aussehen soll.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Freudental - Keiner will Öl ins Feuer gießen. Alle wollen in die Zukunft und nicht zurückschauen. Aber wenn an diesem Mittwoch das Kuratorium und der Vereinsvorstand des Pädagogisch-kulturellen Centrums (PKC) zu einer außerplanmäßigen Sitzung zusammen kommen, werden deren Mitglieder über „Befindlichkeitsstörungen“ im Verein reden müssen, wie es der Landrat Rainer Haas jüngst benannt hat. Denn die haben, so Haas, der zweiter Vorsitzender des PKC ist, ein Ausmaß angenommen, wie sie für einen Verein nicht üblich seien.

 

Was eigentlich nicht an die Öffentlichkeit hätte dringen sollen, wurde beim Stiftungsfest Mitte Januar publik: Das Tischtuch zwischen den beiden amtierenden Geschäftsführerinnen Isolde Siegers und Barbara Schüßler auf der einen Seite und ihrem langjährigen Vorgänger Ludwig Bez auf der anderen Seite ist zerschnitten. Von wegen harmonisches Ausscheiden und Aufhören: die Mitglieder der beiden Gremien werden klären müssen, wer im PKC die Spielregeln bestimmt – der Ruheständler oder die aktuellen Geschäftsführerinnen? Oder sie werden einen dritten Weg in die Zukunft aufzeigen müssen.

Das PKC hat eine singuläre Stellung im Kreis

Wäre der Verein Ehemalige Synagoge Freudental ein beliebiger Club, könnte man die Auseinandersetzung als unbedeutende Querele abtun. Doch das PKC, das auf dem Grundstück der im Nationalsozialismus zerstörten Synagoge steht, und aus einer Bürgerinitiative zur Erhaltung der Überreste entstanden ist, ist nicht irgendein Verein. Er nimmt im Kreis Ludwigsburg vielmehr eine singuläre Stellung ein. „Der Landkreis kann froh sein, dass er diesen Ort hat, der als Lernort noch an Bedeutung zunehmen wird“, sagt Jochen Faber vom Ludwigsburger Verein Synagogenplatz. Land und Kreis fördern das Zentrum und sein pädagogisches Programm finanziell.

Faber weiß, wovon er redet. Er hat in Ludwigsburg lange für die Umgestaltung des Synagogenplatzes gekämpft und engagiert sich im Förderverein Zentrale Stelle.

Niemand zweifelt an der Wichtigkeit des Zentrums

„Sehr viele Menschen verbinden Freudental mit dem PKC“, sagt der Freudentaler Bürgermeister Alexander Fleig. Die aktuelle Arbeit des Centrums sei wichtiger denn je, sagt er. In seiner Satzung hat sich das Centrum neben dem Erinnern an die Gräueltaten der Nazis und der Information über die Bedeutung des Judentums auch die Bildungsarbeit gegen Rassismus, Ausgrenzung und Rechtsextremismus auf die Fahnen geschrieben. „Die beiden Geschäftsführerinnen machen eine hervorragende Arbeit“, sagt Fleig mit Blick auf die Mitgliederzahlen des Vereins. Sieben neue Mitstreter sind allein im Januar beigetreten. Man ist nun bei 301.

An der Bedeutung der Arbeit des PKC zweifelt auch gar niemand. Peter Zimmermann, dem Vorsitzenden des Vereins, ist es ein Anliegen, den Blick von den Streitigkeiten auf die inhaltliche Arbeit und Fortentwicklung zu lenken. Aus der Mitte des Vereins komme die Idee einer Zukunftswerkstatt für das PKC. So viel verrät aber auch Zimmermann im Vorfeld des anstehenden Krisentreffens: „Es ist mir ein Anliegen, dass man die Arbeit der Geschäftsführerinnen stärkt.“ Ähnlich sieht es das Kuratoriumsmitglied Reiner Theurer. „Ich möchte, dass es mit den beiden Geschäftsführerinnen weitergeht, denn sie sind die Zukunft“, sagt er, der sich auch dem Vorgänger Ludwig Bez verbunden fühlt und dessen Rat schätzt. Aber die Verantwortung müsse bei der neuen Leitung liegen.

Auf der Suche nach einer zukunftsfähigen Lösung

„Wir brauchen in diesen Zeiten Menschen, die Brücken schlagen“, sagt hinsichtlich der Zusammenarbeit mit der israelischen Partnerregion des Kreises, dem Oberen Galiläa, sein Kuratoriumskollege Herbert Pötzsch. Das sei neben der Jugendarbeit eine der Aufgaben des PKC. Ohne der Sitzung vorgreifen zu wollen, sagt Pötzsch aber auch: „Wir haben die beiden Damen gewählt. Sie leisten gute Arbeit. Die beiden sind verantwortlich. Von daher herrscht Klarheit.“

Der Landrat Rainer Haas, in dieser Funktion im Vorstand des Vereins, gibt sich am Tag vor der Sitzung diplomatisch. „Ich will keine Spaltung des Vereins“, sagt er. Er könne sich eine Lösung vorstellen, die sowohl den Geschäftsführerinnen als auch Ludwig Bez und seiner Frau Perspektiven im Freudentaler PKC eröffne.