Das Schicksal der Flüchtlinge ist den Plieningern und Birkachern alles andere als egal. Zum Treffen des Freundeskreis für die Asylbewerber sind hundert Menschen erschienen, sie wollen den Neuankömmlingen etwas Gutes tun.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Plieningen/Birkach - Vier Flüchtlingskinder bereiten Regine Hahn etwas Kopfzerbrechen. Sie gehen seit Anfang des Schuljahrs in die erste Klasse der Körschtalschule, berichtete die Rektorin. Sie kämen allein zur Schule und seien auch sonst auf sich selbst gestellt: „Da brauchen wir dringend Unterstützung.“ Ein Kind könne etwas Englisch, die anderen hingegen nur Arabisch. Hahn wünscht sich jemanden, der den Kindern in der Schule stundenweise zur Seite steht.

 

Ein besseres Podium hätte die Schulleiterin nicht wählen können. Im katholischen Gemeindesaal am Wollgrasweg wimmelte es am vergangenen Donnerstag nur so von Menschen, die etwas für die Neuankömmlinge im Plieninger Asylheim tun wollen. Geschätzt hundert Leute aus Plieningen und Birkach sind der Einladung des Freundeskreises für die Flüchtlinge gefolgt. Und auch die beiden Betreuer der Evangelischen Gesellschaft waren anwesend.

Die Hilfe der Bürger soll koordiniert werden

Die Veranstaltung war eine gute Gelegenheit, um Dringliches loszuwerden. „Wir suchen noch exotische Sprachkenntnisse“, sagte die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel zum Beispiel. Bei dem Termin sollte aber vor allem die Hilfe der Bürger koordiniert werden. Das erscheint dringend nötig, denn die Plieninger überbieten sich geradezu mit Ideen und Angeboten für die Asylsuchenden. An den Wänden im Gemeindehaus hingen große Plakate mit Gruppen, denen man sich anschließen kann.

So sammelt die Fahrradgruppe um Thomas Plagemann zum Beispiel ausgediente Räder und macht sie wieder fit. Ziel ist, dass die Flüchtlinge dies bald schon selbst tun. Die Gruppe hat deshalb zusammen mit Asylbewerbern begonnen, eine Radwerkstatt auf dem Gelände des Flüchtlingsheims zu bauen. „Es kommt alles so langsam in die Gänge“, sagte Plagemann.

Von Gartengruppe bis Kleiderkiste

Es gibt eine Gartengruppe, die mit den Flüchtlingen Hochbeete beackern will, es gibt eine Gruppe für Bildung, eine für ein Frauencafé, eine fürs anstehende Willkommensfest, eine fürs Thema Patenschaft, und es gibt eine Gruppe namens „Kleiderkiste“, die die Kleiderspenden der Bürger in geordnete Bahnen lenken will. „Es war der Horror schlechthin“, sagte eine Frau aus dem Plenum und meinte ein Erlebnis in der vergangenen Woche, als sie Kleider in die Asylunterkunft gebracht hatte. Die Leute hätten ihr die Hosen, Pullis und Jacken nur so aus den Händen gerissen. Das müsse dringend anders organisiert werden, sagte die Frau.

So überwältigend die Hilfsbereitsschaft der Birkacher und Plieninger Bürger ist, ein Mann bremste die Mitglieder des Freundeskreises am vergangenen Donnerstag – sachte, aber doch bestimmt. Er sei einst selbst aus einem kriegsgeplagten Land nach Deutschland gekommen. „Die Menschen schlafen nachts schlecht“, sagte er. Mit dem Kopf seien sie vermutlich noch eher in der Heimat. „Sie zeigen hier guten Willen“, sagte er zu den Ehrenamtlichen. „Aber bitte lassen Sie den Menschen ein bisschen Zeit.“ Zeit, um innerlich zur Ruhe zu kommen. Dafür gab es kräftigen Beifall.

Kontakt für Helfer

Bürger, die sich noch nicht im Freundeskreis für die Flüchtlinge engagieren, dies aber gern tun würden, können sich ans Bezirksrathaus Plieningen/Birkach wenden, die Telefonnummer lautet 2 16-6 08 71. Gesucht werden zum Beispiel dringend Menschen, die exotische Sprachen sprechen.