Von Karfreitag bis Ostermontag gehen wieder die Friedensbewegten auf die Straße. Die Veranstalter erwarten wegen der vielen weltweiten Krisen auf mehr Teilnehmer. Der Deutsche Gewerkschaftsbund ruft zum Mitmarschieren auf – legt aber Wert auf eine eigene Positionierung.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Krieg hat sozusagen Konjunktur weltweit – und vielerorts drohen weitere Verschärfungen. Diese Entwicklung könnte auch die Ostermärsche in diesem Jahr beleben. Das Friedensnetz Baden-Württemberg hofft als Veranstalter auf landesweit mehr Teilnehmer als 2016. Allein am Samstag in Stuttgart werden 2000 statt wie im Vorjahr 1500 Friedensbewegte erwartet. Gleichzeitig sind Demos in Mannheim und Ellwangen sowie am Montag in Müllheim und Friedrichshafen geplant.

 

Die Zusammensetzung der Redner ist ähnlich bunt wie die Mischung der Marschierer: Beteiligt sind Linke und Gewerkschafter, Friedensinitiativen und viele kleinere Gruppierungen. In Stuttgart ruft der Verdi Bezirk zum Mitmachen auf. Auch der Gewerkschaftsbund in Baden-Württemberg unterstützt die Ostermärsche – Friedenspolitik ist ein elementares Anliegen des DGB. Er legt aber Wert auf eine inhaltliche Abgrenzung von Antifaschisten, Kommunisten und Antimilitaristen. „Es ist den Gewerkschaftsmitgliedern wichtig, dass der DGB einen eigenen Aufruf verfasst, hinter dem sie sich versammeln können“, sagte Landeschef Martin Kunzmann dieser Zeitung. Angesichts der bedrohlichen Weltlage sei das Eintreten für Frieden, Abrüstung, Flüchtlingshilfe sowie Umwelt- und Klimaschutz hoch aktuell. Der Krieg in Syrien werde immer schrecklicher und dauere schon länger als der Zweite Weltkrieg. Hinzu komme die katastrophale Lage in Afghanistan, im Irak, Jemen und in vielen anderen Ländern. „Deutschland ist aufgefordert, seinen Einfluss zur Friedenssicherung geltend zu machen“, ermahnt der DGB-Landeschef die Bundesregierung.

„Der harte Kern der Friedensbewegung wird älter“

Dass die Resonanz der Ostermärsche viel geringer ist als zu Hochzeiten in den achtziger Jahren, begründet er mit den veränderten Formen der Beteiligung. „Viele Menschen unterschreiben wohl eher eine Onlinepetition, als zur Demo zu gehen.“ Das heiße nicht automatisch, dass sie gleichgültiger oder unpolitisch geworden seien. Auch die hohe Spendenbereitschaft für Flüchtlings- und Katastrophenhilfe zeige, dass das Elend in anderen Ländern die Deutschen nicht unberührt lasse. Doch seien „die Zusammenhänge komplexer geworden“, sagt Kunzmann. „Die Welt lässt sich nicht mehr mit Schwarz-Weiß-Argumenten erklären.“

„Der harte Kern der Friedensbewegung wird älter“, gesteht der Friedensnetz-Sprecher Dieter Lachenmayer. Junge Menschen seien nicht unpolitisch. „Wir haben es aber mit einer Generation zu tun, die den Krieg nur aus der Ferne kennt und im Frieden aufgewachsen ist.“ Trotzdem beobachtet er seit zwei Jahren einen wachsenden Zuspruch.

Auftakt für Stuttgart ist am Freitagmittag vor dem Europäischen US-Kommando Eucom in Stuttgart-Vaihingen. Am Samstagmittag folgt der eigentliche Marsch durch die Innenstadt. Beginn ist um „fünf vor zwölf“ in der Lautenschlagerstraße. Die Abschlusskundgebung soll gegen 14 Uhr auf dem Schlossplatz beginnen. Als Redner wird unter anderem der IG-Metall-Bevollmächtigte aus Ludwigsburg, Konrad Ott, auftreten.