Bislang gibt es auf den Friedhöfen im Stuttgarter Osten nur teure Wahlgräber. Doch das soll sich bald ändern. Reihengräber kosten nur die Hälfte.

S-Ost - Bestattungen auf dem Bergfriedhof, in Gablenberg und in Gaisburg sollen deutlich günstiger werden. Demnächst werden neben den teuren Wahlgräbern auch preiswertere Reihengräber angeboten. „Die Planungen laufen. Wir schauen derzeit, wo mögliche Plätze sind“, sagt ein Sprecher der Stadt Stuttgart auf Nachfrage der Redaktion. Von Sommer an könnten wohl entsprechende Flächen ausgewiesen werden.

 

Die Neuerung geht zurück auf eine Initiative von Georg Krämer, dem Inhaber der Gärtnerei Krämer an der Gablenberger Hauptstraße, und Bezirksvorsteher Martin Körner (SPD). „Die Bestattungskultur ändert sich seit Jahren. Man muss darauf reagieren“, sagt Krämer. Viele Senioren wollten ihren Kindern und Enkeln nach dem Tod keine Arbeit machen. Der Wunsch gehe zunehmend dahin, einen Komplettpreis zu zahlen, mit dem Grab und Pflege abgedeckt sind. Ein Grund für diese Entwicklung sei, dass viele Kinder wegen der zunehmenden Mobilität nicht mehr am Ort der Eltern wohnten, sondern zum Teil weit entfernt.

Ein Reihengrab kostet nur die Hälfte

Krämers Idee war zunächst, Gemeinschaftsgräber anzubieten. Das wären Doppelgräber gewesen, die in vier Dreiecke hätten unterteilt werden sollen. Doch das sei rechtlich wohl schwierig, sagt er. Eine Alternative sei das Reihengrab, das jetzt kommen solle. Es würde die Kosten um rund die Hälfte senken: Es kostet nur ungefähr 1000 Euro, während für ein Wahlgrab rund 2000 Euro bezahlt werden müssten. Krämer sieht in den bisherigen hohen Kosten auch einen Grund für den zunehmenden Leerstand auf den Ost-Friedhöfen.

„Wir waren uns einig, dass 2000 Euro ganz schön viel Geld sind und es gut wäre, wenn wir Menschen in Stuttgart-Ost auch Gräber für 1000 Euro anbieten könnten“, teilt Körner mit. Er schrieb deswegen an Bürgermeister Dirk Thürnau (SPD) und brachte so die Sache ins Rollen.

Dass es bislang nur Wahlgräber im Osten gab, hat laut Stadt historische Gründe. Nach dem Zweiten Weltkrieg seien dort die Wahlgräber angelegt worden, und wegen der dichten Belegung sei es bislang nicht möglich gewesen, Flächen für Reihengräber auszuweisen. Dass sich die Situation inzwischen entspannt hat, führt Krämer auf den Trend zur anonymen Bestattung zurück. „Durch die Anonymisierung ist einiges frei geworden.“

Ein persönliches Grab ist ein Anlaufpunkt für Trauernde

Reihengräber als wohnortnahe Alternative zum Wahlgrab werden auf den entsprechend ausgewiesenen Flächen der Reihe nach vergeben. Anders als beim Wahlgrab kann der Platz nicht ausgesucht werden. In Paragraf 15 und 16 der Friedhofssatzung ist darüber hinaus zu lesen, dass die Gräber mit 1,00 mal 2,50 Meter gleich groß sein sollen.

Im Reihengrab wird in der Regel nur ein Mensch bestattet. Nur in Ausnahmefällen kann ein gleichzeitig verstorbenes Kind bis zum Alter von zehn Jahren oder die Asche eines Angehörigen mit gleicher Ruhezeit dort mit beigesetzt werden. Das Wahlgrab kann bei einer Tiefe von 2,40 Metern grundsätzlich doppelt belegt werden. Hier lassen sich die Nutzungsrechte nach der ersten Zeit von bis zu 30 Jahren noch um maximal 30 Jahre verlängern, was beim Reihengrab nicht möglich ist.

Der Friedhofsgärtner Krämer rät, die Bedeutung eines persönlichen Grabes in der Nähe nicht zu unterschätzen. „Im Todesfall geht doch sehr viel über die emotionale Ebene.“ Da sei eine Anlaufstation zum Trauern wertvoll. Ein Reihengrab bringe nicht so viele Verpflichtungen mit sich, könne aber genauso individuell und schön gestaltet werden wie ein Wahlgrab.