Die Pfarrerin Mirja Küenzlen hat einen Antrag für den Bürgerhaushalt geschrieben. Viele Bürger hatten sie darum gebeten. Auch Bezirksvorsteher Raiko Grieb unterstützt das Anliegen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Kaltental - Der Friedhof Kaltental ist schon seit Jahren ein Sorgenkind. Vor allem im Winterhalbjahr trauen sich viele ältere Menschen nicht zum Grab ihrer Angehörigen. Bei Schnee und Eis oder auch im Herbst, wenn nasses Laub auf dem Boden liegt, sind die Wege nur schwer zu begehen. Das alte Kopfsteinpflaster ist rutschig. Teilweise sind die Steine gegeneinander verschoben und gefährliche Stolperfallen entstanden. An manchen Stellen gibt es nicht einmal ein Geländer.

 

Mirja Küenzlen hat das Thema nun in einem Antrag für den Bürgerhaushalt aufgegriffen. Als geschäftsführende Pfarrerin der evangelischen Thomasgemeinde Kaltental-Dachswald wurde sie von vielen Bürgern darum gebeten. „Das Andenken an unsere verstorbenen Mitmenschen aus dem Kreis der Familie, der Freunde, der Nachbarschaft und der Gemeinde ist eine wertvolle Tradition. Als Christen ist es uns wichtig, dass dieses Andenken nicht an den Rand und in die Anonymität gedrängt wird, sondern in der Mitte der Gemeinde seinen Platz hat“, schreibt Küenzlen. Daher sei es von großer Bedeutung, dass es in Kaltental auch einen Friedhof gebe. „Vielen Menschen ist es wichtig, dass sie regelmäßig zum Grab eines Verstorbenen gehen können“, so die Pfarrerin. Viele Gräber seien sehr liebevoll und individuell gestaltet. Und auch viele Menschen, die kein Grab auf dem Friedhof besuchen, würden diesen schätzen, als einen Ort, an dem sie in besonderer Weise Stille und Frieden finden.

Auch ein Blick auf den Baumbestand ist notwendig

„Die Lage des Friedhofs am Hang birgt einige Schwierigkeiten“, schreibt Küenzlen in ihrem Antrag. Auch ein Blick auf den Baumbestand sei dringend nötig. „Die vorhandenen Bäume sichern mit ihren Wurzeln ein Abrutschen der Erde. Zudem vermitteln die Bäume eine wichtige Atmosphäre. Bäume, die zu fällen sind, müssen daher dringend ersetzt werden“, so die Pfarrerin. Sie fordert eine Sanierung des Friedhofs, um die Situation insgesamt zu verbessern. „Viele Bürgerinnen und Bürger haben uns gebeten, dieses Anliegen einzubringen“, so die Pfarrerin.

Hinzu kommt, dass der Friedhof nicht barrierefrei ist. Menschen, die im Rollstuhl sitzen oder mit einem Rollator unterwegs sind, haben es schwer. Das Gelände ist steil. Die Gräber sind terrassenförmig angelegt. Teilweise führt der Weg nur über Treppen.

Friedhofsamt will 2017 den Hauptweg sanieren

Auch der ehrenamtliche Bezirksvorsteher im Stuttgarter Süden, Raiko Grieb, kennt das Problem. Er werde immer wieder auf Festen auf den Friedhof in Kaltental darauf angesprochen. Ebenso sei dieser im Bezirksbeirat und bei der Bürgerinitiative regelmäßig Thema. „Gerade bei schlechtem Wetter ist die Begehbarkeit des Friedhofs suboptimal“, sagt Grieb. Er finde es gut, dass die Kirchengemeinde die Situation nun mit der Eingabe für den Bürgerhaushalt noch einmal auf den Tisch bringt. „Ich unterstütze diesen Antrag“, betont der ehrenamtliche Bezirksvorsteher. Er habe diesen auch direkt an Volker Schirner, den Leiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamts, weitergeleitet. Der Bezirksvorsteher fügt aber auch hinzu, dass es in Stuttgart viele Friedhöfe in Hangalge und nur begrenzte finanzielle Mittel gebe. „Da kann man nicht alles auf einmal verbessern.“

Grieb weist auch daraufhin, dass das Friedhofsamt nicht untätig ist. In ihrer Juli-Sitzung hatten die Lokalpolitiker gefordert, die fünf Kopfsteinpflasterwege zu sanieren. Im Oktober antwortete die Verwaltung, dass für 2017 die Instandsetzung des Hauptwegs zwischen den Abteilungen 4 und 5 geplant sei.