StZ-exklusiv Das Friedrichsbau Varieté will StZ-Informationen zufolge auf das Areal des Theaterhauses am Pragsattel ziehen. Das Gelände befindet sich in städtischem Besitz. Die Stadt begrüßt die Variante.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Überraschende Wende bei der Suche nach einer neuen Spielstätte für das Friedrichsbau Varieté: Die Kulturbühne will Informationen der Stuttgarter Zeitung zufolge auf das Areal des Theaterhauses am Pragsattel ziehen. Das Gelände befindet sich in städtischem Besitz. Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) nennt die mögliche Ansiedlung des Varietés auf der Prag die „realistischste und sinnvollste Lösung“.

 

Auch die beteiligten Kulturinstitutionen sind von der Idee angetan. „Für uns wäre das die emotional schönste Lösung, da wir die Arbeit des Theaterhauses seit Jahrzehnten schätzen“, erklärt Mascha Hülsewig, die für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing zuständige Pressesprecherin des Friedrichsbau Varieté. „Wir würden das Varieté als neuen Nachbarn mehr als begrüßen. Wo viel Leben ist, kommt erfahrungsgemäß weiteres hinzu“, sagt Werner Schretzmeier, der Intendant des Theaterhauses.

Sponsoring halbiert

Das Friedrichsbau Varieté hat seine Spielstätte bisher in der Rotunde der L-Bank in der Stadtmitte. Im Dezember 2012 hatte die Bank jedoch angekündigt, den Sponsorenvertrag für die Kultureinrichtung in Höhe von rund einer Dreiviertelmillion Euro für 2013 zu halbieren. Von 2014 an wird es gar keine Hilfe mehr geben – die Stuttgarter Zeitung hatte mehrfach berichtet. Der folgende öffentliche Aufschrei führte zu einer teilweisen Korrektur: Die L-Bank sagte wenigstens für 2013 den kompletten Zuschuss zu. Zum 31. Dezember diesen Jahres ist in der alten Spielstätte aber definitiv Schluss. Die Varieté-Verantwortlichen rund um Geschäftsführerin Gabriele Frenzel suchen seit Monaten händeringend nach einer Möglichkeit, den dauerhaften Fortbestand der Kultureinrichtung zu sichern.

Ohne eine fixe Spielstätte ist das Buhlen um mögliche Sponsoren aber schwer. Daher drängt das Friedrichsbau-Team auf einen nahtlosen Übergang und wünscht sich eine neue Heimat ab Januar 2014. „Wir brauchen unbedingt eine Interimsspielspielwiese zum 1. Januar 2014. Ein Zelt auf dem Areal des Theaterhauses könnten wir uns sehr gut vorstellen“, erklärt Mascha Hülsewig.

Ein Zelt beim Theaterhaus gibt es schon

Seit Donnerstagabend bespielt der Stuttgarter Travestie-Künstler und Kabarettist Frl. Wommy Wonder bereits ein Zelt des Familienzirkus Bonanza vor dem Theaterhaus. „Die Zeltlösung würden wir sofort übernehmen. Wir haben uns bereits verschiedene Möglichkeiten angesehen: vom Spiegelzelt bis zu einem Zelt in UFO-Form gibt es die unterschiedlichsten Optionen“, so Hülsewig weiter. Zelte seien aber sehr teuer, sowohl im Kauf als auch in der Anmietung.

Im Veranstaltungsort Theaterhaus begrüßt man die Pragsattel-Pläne des Varietés ausdrücklich. „Wenn sich viele Spielstätten nebeneinander befinden, kann das sehr gut funktionieren, siehe Broadway, das Londoner Westend oder die Reeperbahn in Hamburg. Manchmal macht die Konzentration die Faszination aus“, sagt Werner Schretzmeier. Der Theaterhaus-Chef habe das Gelände rund um seine eigene Spielstätte gemeinsam mit der Varieté-Leitung und der Rathausspitze geprüft. „Ich habe den Eindruck, dass auch die Stadt eine weitere kulturelle Ansiedlung begrüßen würde.“

„Wir haben hier so viel Platz“

Der Kulturschaffende geht sogar noch einen Schritt weiter: „Wir haben hier oben so viel Platz, so viele freie Quadratmeter. Wir hätten überhaupt nichts dagegen, wenn man auch eine Produktionsstätte für die Freie Tanz- und Theaterszene, die Cranko-Schule und das Kommunale Kino auf der Prag ansiedeln würde.“

Zumindest das Varieté könnte tatsächlich bald das Theaterhaus-Angebot ergänzen. Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) hält eine Zeltlösung auf den städtischen Grundstücken rund um das Theaterhaus für eine Übergangszeit für durchaus möglich. Ob sich die Varieté-Ansiedlung auf dem Pragsattel finanzieren lässt, vermag der Erste Bürgermeister zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht zu sagen.

Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann sieht in der möglichen Kooperation zwischen Theaterhaus und Varieté eine gute Konstruktion. „Der Standort auf dem Pragsattel ist etabliert. Dort dem Varieté eine neue Heimat zu bieten, ist viel zukunftsträchtiger als irgendwo auf der grünen Wiese.“ Der Stadtverwaltung sei klar, dass die Kulturszene in Stuttgart mit Raumproblemen zu kämpfen habe. Im Bereich der Live-Musik fehlt nach dem Wegfall der Konzerthalle Röhre ebenfalls nach wie vor eine Bühne. Susanne Eisenmann: „Wir haben in Stuttgart einfach keine anderen großen Optionen. Auf die Flächen rund um das Theaterhaus könnten wir auch zeitlich relativ schnell zurückgreifen.“