Die Truppe des Stuttgarter Friedrichsbaus zeigt ab sofort die neue Show „Visionen“ in der Sparda-Welt am Hauptbahnhof. Zur Premiere gelingt alles unterhaltsam süffig mit lächelndem Gesicht – nur eine viel zu langatmige Publikumseinlage stört das Ganze.

Stuttgart - „Martin Luther King, was hatte der für Visionen.“ Visionen. Die ließen sich durchaus auch auf den Berliner Flughafen und Stuttgart 21 beziehen, sagt Karsten Speck – andererseits können sie uns zum Staunen bringen. Karsten Speck ist ein Meister des unterhaltsamen Plauderns, und er ist der Conférencier der neuen Show „Visionen“, mit der das Friedrichsbau-Varieté in der Sparda-Welt gastiert, bevor es sein neues Domizil am 4. Dezember auf dem Pragsattel eröffnet.

 

Die von Ralph Sun inszenierte Show geht so munter weiter, wie sie begonnen hat. Zunächst zeigt der Magier Luke Dimon spektakuläre Zauberkunststücke mit Spielkarten, Kerzen, Bällen und anderen Utensilien. Dazu schaut er mit seinen von dunklem Kajal betonten Augen ein bisschen spirituell drein. Klappt gut. Speck wimmert „Ain’t no Sunshine“, plaudert vom versäumten Sommer und verschwundenen Frauen. Wieso nicht?

Wandel im Sandkasten

Julia Kurkina zaubert auf einem von hinten angestrahlten Sandkasten, entwirft, Bilder, Visionen, lässt sie vergehen, verändert, gestaltet neu: Sandkastenspiel als beständige Wandlung. Stark. Marina Skulditskaya führt Äquilibristik vor, turnt und verbiegt sich auf zwei Hochstangen: auch nicht schlecht. Girma Tsehai, der gebürtige Äthiopier, lässt Bälle nach unten tanzen, fängt, wirft, jongliert vielarmig locker. Das hat Klasse.

Doch dann der Stopper des Programms, die Vollbremsung, der Tempokiller: zwei Paare werden auf die Bühne gebeten und sollen alles singen, was der Moderator ihnen vorgibt und am Klavier begleitet. „Mein Vater war ein Wandersmann“, „Anatevka“, „Alle Vögel sind schon da“ und immer, immer weiter. Welche Visionen da wohl dahinterstehen mögen? Doch die langatmige Darbietung findet Anklang, es müssen sich ja die auf der Bühne abmühen und nicht die am wohlbewirteten Tisch.

Mit lächelndem Gesicht

Daraufhin entwirft noch einmal Julia Kurkina ihre poetischen Sandkreationen, Ekaterina Demina zeigt „Kontorsionen“, schlangenmenschliche Windungen und Verwindungen des Körpers, die staunen lassen. Girma Tsehai kommt noch einmal mit seinen Körperkunststückchen, die er grinsend unterhaltsam präsentiert, ehe der deutsche Magier Luke Dimon bei einer Mentalmagie zunächst unglücklich zu agieren scheint. Das Stückchen geht unter dem entschuldigenden Glucksen des jungen Zauberers daneben, ehe es schließlich doch noch funktioniert. Wie er das macht?

Die in Manchester lebende Russin Ailona führt sodann Hula-Hoop-Kunststücke vor, was bis auf einen kleinen Schnitzer famos klappt. Alles in der Show „Visionen“ gelingt gleich zur Premiere unterhaltsam süffig mit lächelndem Gesicht – wenn nur nicht die viel zu lange Publikumseinlage gewesen wäre.

Vorstellungen bis 26. Oktober in der Sparda-Welt am Stuttgarter Hauptbahnhof