Bevor die aktuelle Spielzeit endet, feiert das Friedrichsbau Varieté noch eine Premiere. Am Freitag, 21. April, wird zum ersten Mal „Mrs. Nana’s Gallery“ zu sehen sein – ein außergewöhnliches Stück, das mehr zeigt als Artistik und Akrobatik.

Stuttgart - Umringt von zwei Bodyguards betritt Mrs. Nana die Bühne. Die Wimpern lang, die prallen Lippen rot angemalt, die Füße in grün glitzernden Pumps mit Plateau-Absatz, den wohlgeformten Körper in einem grünen Kostüm, macht sie ihrer Bezeichnung als Diva alle Ehre – und dabei fast vergessen, dass sie eigentlich eine Stoffpuppe von 2,35 Metern ist.

 

Die Kulisse, in der sie sich bewegt, ist eine Galerie, die durch eine meterhohe mit Kunstwerken bestückte Wand angedeutet wird. Davor befinden sich zwei goldene Stühle mit rotem Samtbezug, ein Plattenspieler und zur rechten Seite ein Kamin, über dem ein weiteres Kunstwerk prangt. Schätze, die die Kunstfigur Mrs. Nana von ihren Reisen aus aller Welt mitgebracht hat und den Besuchern des Friedrichsbau Varietés bei der fiktiven Eröffnung ihrer Galerie ab sofort präsentieren wird.

Inspiration von einem ostsibirischen Volk

„Mrs. Nana's Gallery“ ist die letzte große Eigenproduktion des Varietés in dieser Spielzeit. Zwischen der Premierenfeier am Freitag, 21. April, und dem Probenbeginn liegen für die Künstler lediglich fünf gemeinsame Probentage. Unter ihnen ist auch Gordon Leif, der die Kunstfigur Mrs. Nana in jeglicher Hinsicht geschaffen hat. Er hat die Puppe, in die er während der Show mit seinem Körper hineinschlüpft, nicht nur entworfen, sondern bereits vor 20 Jahren schneidern lassen.

„Ich habe die Puppe seit vier Monaten täglich in Gebrauch, um mich mit der Person Mrs. Nana vertraut zu machen“, erzählt der Berliner Artist, Puppenspieler, Choreograf und frühere Künstlerische Direktor der Staatlichen Artistenschule Berlin. Die Idee für die Figur kam ihm bei einem Jahrmarktbesuch vor vielen Jahren, bei dem die Nanaischen Spiele aufgeführt worden sind. Eine Kunst, die auf das ostsibirische Völkchen der Nanai zurückzuführen ist und die Künstler in ausgefallene, puppenartige Kostüme schlüpfen lässt.

Ratten, Hunde und Tauben sind Teil der Show

Durch die Zusammenarbeit mit dem Künstlerischen Leiter und Regisseur des Friedrichsbau Varietés, Ralph Sun, findet die Puppe von Gordon Leif erstmals ihren Weg auf die Bühne – und damit auch die Nanaischen Spiele . „Die Produktion ist etwas Besonderes, weil die Rahmenhandlung mehr in den Vordergrund rückt als sonst“, sagt die Pressesprecherin Mascha Hülsewig.

Wie das aussieht? Neben der Hauptfigur Mrs. Nana, die Gordon Leif elegant über die Bühne herumschwänzeln und trinkfreudige Sprüche aufsagen lässt, wie „Was früher meine Leber war, ist heute eine Minibar“,treten nacheinander ihre fiktiven Weggefährten auf die Bühne. Sie alle sind auf den Kunstwerken in ihrer Galerie zu sehen und werden den Besuchern durch ihren Auftritt auf der Bühne gewissermaßen auf besondere Art vorgestellt.

Manchmal treten sie mit Kleintieren wie Ratten, Hunden und Tauben auf, manchmal jonglieren sie oder betreiben gar Luftakrobatik mit Gesang. Eine dieser Figuren ist Mrs. Nanas enger Weggefährte Friedrich Fusel Wunderbecher, der von Magier Ully Loup gespielt wird, den manch einer aus der Pro Sieben-Sendung „The next Uri Geller“ kennen könnte.

„Mrs. Nana’s Gallery hat einen verspielten Charakter, in dem die Grenzen von Realem und Surrealem verschwimmen“, fasst Regisseur Ralph Sun zusammen. Zu sehen ist das Stück bis zum 17. Juni 2017.