Es herrschte Erleichterung pur. Doch bei Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen ist nach dem mühevollen Sieg gegen die HSC 2000 Coburg jedem klar, dass die Krise noch lange nicht überwunden ist.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Göppingen - Wie die Stimmung in der Kabine war? Der Mann des Abends musste nicht lange überlegen: „Es herrschte eine Erleichterung wie nach einem gewonnenen Europapokal-Halbfinale“, sagte Bastian Rutschmann. Der nach der Pause eingewechselte Torwart von Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen hatte mit seinen Glanzparaden großen Anteil am 31:27 (14:16) gegen Aufsteiger und Schlusslicht HSC 2000 Coburg.

 

4400 Zuschauer mit feinem Gespür

Der Vergleich mit dem Europapokal zeigt, wie hoch der Stellenwert dieses mühevoll erkämpften Sieges war. Ein Erfolg, der bei den Ansprüchen von EHF-Cup-Sieger Frisch Auf eigentlich nicht mehr als ein abgespultes Pflichtprogramm darstellt. Doch in Anbetracht der prekären Lage vor dem Spiel mit 5:11 Punkten (nur ein Sieg in vier Heimspielen) war es eben ganz besonderer Sieg. Einer, der ein mittleres Erdbeben unterm Hohenstaufen verhinderte. „Frisch Auf hat den Kopf gerade noch so aus der Schlinge gezogen“, stellte auch Ex-DHB-Präsident Bernhard Bauer fest. Er war einer von 4400 Zuschauern in der EWS-Arena. Die meisten davon waren ausgestattet mit einem feinen Gespür dafür, dass ihr Team gerade in dieser misslichen Lage, die Unterstützung besonders nötig hatte. „Ich muss mich bei unseren Fans bedanken, die Stimmung war sehr gut“, freute sich Geschäftsführer Gerd Hofele. Die Treuesten der Treuen hatten sogar ein Plakat entrollt mit der Aufschrift „Neustart nach Fehlstart. Kämpfen, siegen, punkten.“

Im Sportspielt sich vieles im Kopf ab

Nach den 60 Minuten waren zwar die zwei Zähler dazugekommen, doch klar war: Aus der Krise hat sich Frisch Auf mit diesem Zittersieg nicht geschossen. Dafür war die Vorstellung zwischen der 10:6-Führung 12.) und dem 15:18-Rückstand (35.) viel zu besorgniserregend. Vor allem die Abwehr bekam in dieser Phase überhaupt keinen Zugriff, es fehlte jegliche Aggressivität. Die Verunsicherung war bis unter die Hallendecke zu spüren und zeigte wieder einmal, wieviel sich im Sport im Kopf abspielt.

Mit Hannover noch eine Rechnung offen

Dass das Team von Trainer Magnus Andersson noch die Kurve bekam, lag an der Steigerung in der Deckung, den Paraden von Rutschmann und dem Comeback von Zarko Sesum im Angriff. Von der Übersicht des Spielmachers profitierte vor allem Adrian Pfahl, der ein gutes Spiel abliefert und mit fünf Treffern bester Frisch-Auf-Torschütze war. Den leichten Aufwärtstrend in der zweiten Halbzeit will Göppingen bereits an diesem Dienstag (19 Uhr) bestätigen: Dann geht es im DHB-Pokal-Achtelfinale zur TSV Hannover-Burgdorf. Zur hat Frisch Auf noch etwas gutzumachen. Im ersten Saisonspiel gab es eine 23:34-Heimniederlage. Von diesem Schock hat sich das Team immer noch nicht ganz erholt.