Zuletzt hatte es den Göppinger Handballern an der richtigen Einstellung gefehlt. Gegen Kiel stimmt die – trotz der Niederlage. Trainer Magnus Andersson bleibt dennoch in der Kritik.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Göppingen - Natürlich geht es im Leistungssport um Ergebnisse. Doch dass die nackten Zahlen nicht immer alles sind, zeigte das Handball-Bundesligaspiel von Frisch Auf Göppingen gegen den THW Kiel. Mit 27:31 (16:14) hatten die Grün-Weißen am Mittwochabend gegen den deutschen Rekordmeister verloren. Und waren damit mit genau mit der gleichen Tordifferenz unterlegen wie im Heimspiel zuvor am 15. April gegen den deutschen Meister Rhein-Neckar Löwen. 24:28 (9:19) war diese Partie ausgegangen.

 

Doch es lagen Welten zwischen den Leistungen der Göppinger gegen diese beiden Spitzenteams. „Gegen die Löwen haben wir vielleicht 40 Prozent unserer Leistungsfähigkeit gezeigt, gegen Kiel 90 Prozent“, sagte Geschäftsführer Gerd Hofele nach der Partie vor 4900 Zuschauern in der EWS-Arena und atmete trotz der Niederlage etwas auf: „Ich bin stolz auf die Mannschaft. Sie hat mit Leidenschaft und Emotionen gespielt und fast alle Vorgaben umgesetzt.“ Dabei müsste das Abrufen dieser Grundtugenden eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.

Doch das ist es in dieser sehr enttäuschenden Bundesligasaison eben häufig nicht. Bei der 26:30-Auswärtsniederlage am vergangenen Sonntag beim HC Erlangen wirkte das Team fast gleichgültig, ohne jegliches Feuer. Deshalb sprach Hofele vor der Partie gegen Kiel nicht nur sehr intensiv mit Trainer Magnus Andersson. Er nahm sich vor allem die Mannschaft zur Brust. Und wurde entgegen seinem Naturell auch richtig laut.

Fans zeigen ihren Unmut auf einem Plakat

Wie unzufrieden das Göppinger Umfeld mit den Auftritten ist, zeigte auch ein Plakat, das vor dem Spiel gegen den THW im Fan-Block entrollt wurde. „Es macht keinen Spaß mehr! Es reicht! Zeit zu handeln!“, stand dort zu lesen. Die Mannschaft hatte die Zeichen der Zeit dann aber erkannt – und handelte auf dem Spielfeld. Mit einer ganz anderen Körpersprache gingen die Grün-Weißen gegen Kiel zur Sache. Im Angriff wurde geduldig gespielt, die Abwehr packte energisch zu. Das Rückzugsverhalten stimmte. Mit einem 16:14 ging es in die Pause. Göppingen nahm den Schwung mit in die zweite Hälfte, lag schnell sogar mit 21:16 (40.) vorne. Der THW hielt dagegen, Nationaltorwart Andreas Wolff lief zur Hochform auf. Kiel ging beim 26:25 (54.) in Führung und ließ sich den Erfolg nicht mehr nehmen. Frisch Auf hatte nicht mehr die Kraft, das Spiel zu wenden, die technischen Fehler häuften sich in der Endphase.

Andersson lässt Kaufmann 60 Minuten auf der Bank

„Wir haben 50 Minuten richtig guten Handball gespielt, doch am Ende wurde meine Mannschaft müde“, meinte Trainer Magnus Andersson. Dennoch ließ er frische Kräfte wie Sebastian Heymann und Lars Kaufmann 60 Minuten lang auf der Bank. Was bei vielen Zuschauern in der Halle Kopfschütteln auslöste und die Kritik am Schweden nicht geringer werden ließ. Warum Andersson nur insgesamt acht Feldspieler einsetzte? Die Erklärung des Trainers: „Klar habe ich überlegt, zu wechseln. Aber gegen die 3-2-1-Abwehr des THW war Lars zum Beispiel nicht der richtige Spielertyp“, argumentierte er. Natürlich sind bewegliche, schnelle Spieler gegen eine solche offensive Deckungsformation eher geeignet als ein Shooter-Typ wie Kaufmann, aber in Anbetracht des Ergebnisses hatte Andersson letztendlich die falsche Entscheidung getroffen. Dennoch stand für ihn hinterher fest: „Das war ein Schritt in die richtige Richtung.“

Vor dem Final Four geht es gegen Melsungen und Wetzlar

Die nächsten müssen folgen. Am 10. Mai geht es daheim gegen die MT Melsungen und am 13. Mai zur HSG Wetzlar. Es folgt am 20./21. Mai der Saisonhöhepunkt mit dem EHF-Pokal-Final-Four in der heimischen EWS-Arena. Danach wird es zu einer Bestandsaufnahme kommen. Und Trainer Andersson muss sich nicht nur am Auftreten, sondern auch an den Ergebnissen seiner Mannschaft messen lassen.