Er ist als Frontmann von „Schwoißfuaß“ und „Grachmusikoff“ bekannt. Im Museum unter der Yburg in Stetten hat Alex Köberlein über sein Leben und seine Musik geplaudert – was ebenso unterhaltsam war wie ein Konzert.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Kernen - Den Frust der Zu-kurz-gekommenen gossen die Köberlein-Brüder 1981 in eine legendäre Liedzeile: „Oiner isch emmr dr Arsch“ tönte es von Schallplatten und Mixtapes, der rotzige Sound aus dem oberschwäbischen Bad Schussenried wurde in Studenten-WGs und selbstverwalteten Jugendzentren zu einer Art Provinz-Hymne. Dass man nicht gut auf großen Macker machen kann, wenn im Elternhaus das Geld knapp ist, traf das Lebensgefühl. Und dass „Schwoißfuaß“ ihre Lieder über schulische Katastrophen und die Selbstzweifel im Umgang mit dem schönen Geschlecht in Mundart von der Bühne schrien, machte sie ebenso einmalig wie die musikalische Marotte, dreckige Gitarrenriffs und traditionelle Blasmusik munter zu mischen. Die Latzhosen-Szene nahm es den Köberleins nicht mal übel, wenn sie wie im „Rastaman“ als kiffende Freizeit-Hippies selbst durch den Kakao gezogen wurde. Die Köberleins waren Kult, egal ob als Schwoißfuaß oder als Parallelformation unterm Namen Grachmusikoff.

 

Am Sonntag nun war Alex Köberlein im Museum unter der Yburg in Stetten

Am Sonntag nun war Alex Köberlein im Museum unter der Yburg in Stetten mit dem Allmende-Vorsitzenden Eberhard Kögel über sein Leben und seine Musik zu plaudern. Und das war fast ebenso unterhaltsam wie ein Konzert. Denn der 1951 geborene Musiker hat nicht nur zu erzählen, dass er als Sproß einer wolgadeutschen Flüchtlingsfamilie mit acht Kindern in Oberschwaben mitsamt seinem Zwillingsbruder ein Außenseiter war. Er berichtet auch, dass Lieder wie „Griaß Gott, Herr Lehrer“ einen ernsthaften Hintergrund hatten – beim Wechsel der Köberleins von der Volksschule aufs Schussenrieder Gymnasium kaufte sich der Rektor eigens einen neuen Rohrstock aus Fiberglas, den er reichlich einsetzte. Köberlein erzählt von der Tanzkapelle mit dem eigenhändig in Silber besprühtem Schild, die die Brüder nach den ersten musikalischen Schritten in der Schussenrieder Blaskapelle gründeten. Und er erzählt von der Arroganz des Erfolgs, mit der in der Schwoißfuaß-Hochzeit ein Angebot für einen professionellen Plattenvertrieb ausgeschlagen wurde und man die Rundfunkleute vom SWR bei Live-Auftritten schon mal brüskierte, indem sich die Band nicht an die vereinbarte Setliste hielt. „Wir hend gmoint, mir seiat die Kings“, sagt Köberlein – und nennt sich einen „Regionalliga-Musiker“.

Doch Köberlein hat, damals wie heute, seinen eigenen Kopf

Der Versuch von Moderator Eberhard Kögel, den Musiker zur Kritik am SWR zu verlocken, läuft allerdings ins Leere. Mehrfach setzt Kögel an, spricht vom „Spätzlessender“, der aus seiner Sicht den Dialekt zu sehr verschmäht. Doch Köberlein hat, damals wie heute, seinen eigenen Kopf. „Wenn die ganzen Dialekt-Fuzzis das Schwäbische als Bühnensprache benutzen, verliert das schnell seine Ursprünglichkeit“, sagt er.