Das Projekt Sonnenkinder ist seit fünf Jahren eine Erfolgsgeschichte. Doch bei den Willkommensbeuchen am Wochenbett und der Patenschaft für gefährdete Familien soll es nicht bleiben. Künftig wollen die frühen Hilfen mit Kitas, Schulen, Ärzten und Beratungsstellen kooperieren.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Das Projekt Sonnenkinder ist eine Erfolgsgeschichte: Vor fünf Jahren haben Fachkräfte und ehrenamtliche Familienpatinnen am Marienhospital und an der St.-Anna-Klinik damit begonnen, Müttern am Wochenbett einen Willkommensbesuch abzustatten und ihnen Hilfen nach der Entlassung aus der Klinik anzubieten. So werden seither Gesundheitsfürsorge und Jugendhilfe miteinander verbunden. Das Modell hat Schule gemacht. Seit 2016 gibt es das Angebot an fünf Entbindungskliniken in Stuttgart, 2015 erhielt es den Präventionspreis des Landes und inzwischen hat es eine Regelfinanzierung.

 

Anregungen für die Jugendhilfe

Doch die Initiatoren Armin Biermann von der Caritas und die Teamleiterin Inge Himmel denken weiter. Sonnenkinder will sich mit Beratungsstellen, Frauenärzten, Kindertagesstätten und Schulen vernetzen. „Die Probleme hören nicht auf, wenn das Kind drei Jahre alt ist“, so der Gastreferent Mike Seckinger vom Deutschen Jugendinstitut München bei der Feier zum fünfjährigen Bestehen der Sonnenkinder. Das Modell biete jede Menge Anregungen für andere Altersgruppen, so sein Resümee. „Sobald Sie jedoch mit dem Rettungsgedanken ins Zimmer gehen, haben Sie verloren“, warnte er die Aktiven.

Im Gespräch bleiben

Angebote machen, weiterführende Hilfen oder Kontakte vermitteln und vor allem im Gespräch mit den Familien bleiben, das sind die erklärten Ziele des Sonnenkinderteams mit Mitarbeiterinnen aus dem Gesundheitswesen inklusive Familientherapie sowie 16 ehrenamtlichen Sonnenkinderpatinnen. Und da sind es oft die Kleinigkeiten am Rande, die große Wirkung bringen: eine der Patinnen erzählte, wie sie bei einem Hausbesuch bei einer Familie mit einem zweieinhalbjährigen Kind davon berichtet hatte, dass ihre Großnichte im gleichen Alter schon aufs Töpfchen gehe. Bei ihrem nächsten Besuch tat das auch das Kind aus der betreffenden Familie. „Wir müssen den Eltern sagen, dass sie jederzeit wieder kommen können“, forderte Markus Trelle, der bei der Caritas für die Hilfen zur Erziehung zuständig ist. Wenn ein Vertrauensverhältnis aufgebaut wurde, dann sei es kontraproduktiv, wenn die Eltern sich bei Unsicherheiten und Problemen eine andere Einrichtung finden müssen, weil das Kind mittlerweile dem Sonnenkinder-Alter entwachsen ist.

Beunruhigende Beobachtungen

Petra Hahn, die Pflegedienstleiterin der St.-Anna-Klinik, betonte einmal mehr die Bedeutung des Konzepts für das Wohl der Neugeborenen. Das Klinikpersonal mache manchmal beunruhigende Beobachtungen, wie eine Familie mit den Kindern umgehe. Doch angesichts der Überlastung bleibe keine Zeit dafür, sich um Belange zu kümmern, die außerhalb der medizinischen Versorgung liegen. Die Mitarbeiter seien dann sehr froh, wenn sie ihre Eindrücke an die Mitarbeiterinnen der Frühen Hilfen weiter geben können. „Für manche Familie kann dank der Sonnenkinder die Welt einfacher werden.“