Die Autohersteller fahren mit viel Optimismus zur Automesse nach Genf. Vor allem Asien und Nordamerika versprechen Wachstum. Das Bild für Europa ist gemischt.

Stuttgart - In dieser Woche wird Genf wieder zum Treffpunkt der internationalen Autowelt; auf dem Autosalon werden in den kommenden Tagen die Neuheiten vor dem Start in die wichtige Frühjahrssaison präsentiert. Weltpremiere feiern unter anderem der kleine Opel Karl und die neue Generation des VW Touran. BMW erweitert sein Angebot um den 2er Grand Tourer, einen Van mit sieben Sitzen. Im Luxussegment schickt Audi die Neuauflage des Supersportwagens R8 ins Rennen, Mercedes präsentiert den Maybach Pullman, das extralange Spitzenmodell der S-Klasse.

 

Das große Treffen der internationalen Autowelt auf neutralem Schweizer Boden ist zugleich ein Barometer für das Geschäftsklima in der Branche. „Die Stimmung ist gut“, meint Ferdinand Dudenhöffer, der Leiter des Forschungsinstituts CAR in Duisburg. Die weltweite Pkw-Industrie bleibe trotz Russland-Krise und den von Griechenland ausgelösten Risiken in der Eurozone eine klassische Wachstumsbranche. Der weltweite Pkw-Absatz hat in den vergangenen Jahren stetig zugelegt und wird nach einer Prognose des CAR-Instituts in diesem Jahr um drei Prozent auf das Rekordniveau von 76,1 Millionen Autos wachsen (siehe Schaubilder). Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies allerdings eine leichte Abschwächung der Wachstumsdynamik.

Für Europa zeigt sich ein gemischtes Bild

Der Schwung kommt dabei vor allem aus Asien und Nordamerika. „China steht uneinholbar auf dem ersten Tabellenplatz der größten Automärkte“, sagt CAR-Chef Dudenhöffer. Insgesamt 19,6 Millionen Personenwagen sollen 2015 in China verkauft werden. Bereits im nächsten Jahr sollen dort nach den Berechnungen des Duisburger Instituts mehr Neuwagen an Kunden übergeben werden als in den USA, Kanada und Mexiko zusammen. Jeder vierte weltweit verkaufte Neuwagen soll dann in China abgesetzt werden.

Für Europa zeigt sich ein gemischtes Bild. Der schwache Euro bringe den europäischen Herstellern Exportgewinne, der billige Sprit und die niedrigen Zinsen sollen dazu beitragen, dass der Absatz in Westeuropa laut CAR-Institut in diesem Jahr um 3,7 Prozent auf 12,6 Millionen und in den neuen EU-Ländern im Osten um 5,6 Prozent auf 934 000Autos zunimmt.

PKW-Absatz in der EU weiterhin unter Vorkrisenniveau

Der Autoexperte Peter Fuß vom Beratungsunternehmen EY (früher Ernst & Young) macht allerdings darauf aufmerksam, dass früher deutlich mehr Autos in Europa verkauft wurden. „Der europäische Automarkt hat zwar die Talsohle hinter sich gelassen, verlässt aber nur langsam den Krisenmodus“, berichtet Fuß, der sich etwas skeptischer zeigt als Dudenhöffer. In der EU haben die Neuwagenverkäufe im vergangenen Jahr zwar zugenommen, dennoch sei es das drittschlechteste Jahr seit der Jahrtausendwende gewesen, so Fuß. Hauptgründe für die leichte Erholung seien hohe Rabatte, günstige Finanzierungsmöglichkeiten, staatliche Anreize für Neuwagenkäufer sowie zahlreiche Modellneuheiten gewesen. Letztendlich hätten vor allem das dynamische Wachstum in Großbritannien und Aufholeffekte in den Krisenländern nach dem massiven Einbruch in den Vorjahren die Autokonjunktur in den EU-Ländern angekurbelt. Trotz eines im laufenden Jahr erwarteten leichten Wachstums werde der Pkw-Absatz in der EU weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau liegen. Im vergangenen Jahr seien hier 19 Prozent weniger Autos als 2007 verkauft worden. In Spanien und Italien seien sogar nur etwa halb so viele Neuwagen verkauft worden wie vor der Krise, in Frankreich habe der Absatz um 13 Prozent unter diesem Niveau gelegen. Einzig Deutschland und Großbritannien hätten den Einbruch in etwa wieder wettgemacht.

Im Kampf um Marktanteile auf dem schwierigen europäischen Markt haben die deutschen Autobauer nach der EY-Studie weitere Erfolge verbuchen können. Der Volkswagen-Konzern, Daimler und BMW haben danach 2014 einen Rekordmarktanteil von etwas über 37 Prozent erreicht.